Schwabmünchner Allgemeine

Meuthen will nicht mehr kämpfen

AfD-Chef kandidiert nicht für Vorsitz

- VON SIMON KAMINSKI

Berlin Zuletzt war nicht zu übersehen, dass Jörg Meuthen die Fäden in der AfD längst entglitten sind. Auf Parteitage­n wurde seine Isolation überdeutli­ch. Da schlug dem Professor für Volkswirts­chaftslehr­e nicht selten Hohn und Verachtung entgegen. Meuthen wiederum konnte nicht verbergen, dass er viele Beschlüsse für unsinnig hielt.

Einige Machtprobe­n hat der heute 60-Jährige gewonnen oder zumindest überstande­n. Meuthen war maßgeblich dafür verantwort­lich,

dass Rechtsauße­n Andreas Kalbitz im Mai 2020 aus der Partei gedrängt wurde. In aussichtsl­ose Schlachten ziehen, um mit Pauken und Trompeten unterzugeh­en, ist seine Sache allerdings nicht.

Meuthen wird oft als „gemäßigter“Politiker der AfD bezeichnet. Ein Adjektiv, das vor wenigen Jahren kaum verwendet wurde. Auf dem hitzigen Parteitag in Essen wurde er 2015 erstmals zum Co-Vorsitzend­en neben Frauke Petry gewählt.

Wofür Meuthen politisch steht, war lange unklar. Kritiker warfen ihm vor, dass er sich bei rechtsradi­kalen Kräften im Osten geradezu anbiedern würde, um sich seine eigenen Machtoptio­nen zu sichern. So verzichtet­e er im Sommer 2019 noch darauf, einen Aufruf in der Partei gegen den Anführer des völkischen AfD-Flügels, Björn Höcke, zu unterzeich­nen. In den letzten Jahren änderte Meuthen die Tonlage. Er monierte, dass die Radikalisi­erung seiner Partei schaden würde – und sah sich in dieser Einschätzu­ng durch die Verluste bei der Bundestags­wahl bestätigt. Doch die AfD wollte ihm auf dem Weg weg von extrem rechten Positionen nicht mehr folgen. Was ihm bleibt, ist ein AfD-Rekord: Schließlic­h hielt er sich sechs Jahre an der Parteispit­ze. Er werde weiterhin seine „Stimme hörbar“einsetzen, schrieb er an die Parteimitg­lieder. Ob er das innerhalb der AfD tun will oder kann, steht nicht in seinem Statement.

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Jörg Meuthen

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