Söder darf Trost schöpfen
Wem die Namen Brigitte Bierlein, Christian Kern, Werner Faymann oder Alfred Gusenbauer nichts sagen, der muss sich nix denken. Nur wenigen österreichischen Bundeskanzlern und auch nicht der bisher einzigen Bundeskanzlerin im liebsten Nachbarland der Bayern ist es bisher gelungen, außerhalb der Grenzen der Alpenrepublik in Erinnerung zu bleiben. Den Älteren wird vielleicht noch der Sozialdemokrat Bruno Kreisky einfallen, der immer gerne nach Bayern gekommen ist, weil er da „nicht mehr in Österreich und noch nicht in Deutschland“war. Kreisky regierte 13 Jahre lang bis 1983. Nachfolger von seinem Kaliber gab es nicht mehr – bis Sebastian Kurz kam, den sie in Wien halb spöttisch, halb respektvoll „Wunderwuzzi“nennen, weil er zugleich jung und in der Politik fast schon kometenhaft aufgestiegen war. Jetzt fällt er gerade.
Ähnlich rasant erlangte in Bayern nur Karl-Theodor zu Guttenberg Popularität. Der CSU-Politiker stellte als Verteidigungsminister eine Weile sogar Angela Merkel und Horst Seehofer in den Schatten und hielt seinen parteiinternen Konkurrenten Markus Söder auf Abstand, ehe eine Affäre seiner Karriere ein jähes Ende bereitete. Der CSU-interne Spott, der in Gestalt eines Verses von Schiller daherkam, hatte sich bewahrheitet: „Noch keinen sah ich fröhlich enden, auf den mit immer vollen Händen die Götter ihre Gaben streun.“
Der verhinderte Kanzlerkandidat Markus Söder, der dem jungen Kanzler und politischen Solodarsteller Kurz einige Zeit lang nacheiferte, darf Trost schöpfen aus diesen Schicksalen. Der schnelle Aufstieg kommt vor dem Fall. Das gilt in Bayern wie in Österreich.