Schwabmünchner Allgemeine

Asterix reitet ins eisige Reich der Sarmaten

Das neue Album spielt in einem bitterkalt­en Königreich. Die Gallier bibbern trotzdem nicht

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Eigentlich hätten Asterix, Obelix und ihre Gallier-Freunde in dieser Saison Daunenjack­en, Handschuhe und Mützen gebraucht. Aber nein, auch bei Minusgrade­n und im Schnee sind sie in ihrer gewohnten Kluft mit freien Oberarmen unterwegs, ohne zu bibbern oder gar zu jammern – vielleicht eine positive Nebenwirku­ng ihres Zaubertran­ks? Asterix und Obelix im Anorak, „irgendwie hätte das nicht ganz gepasst“, sagt Jean-Yves Ferri, der seit 2013 inzwischen fünfmal als Texter der Asterix-Bände fungierte. Für die Illustrati­on war auch beim neuen Band wieder der Zeichner Didier Conrad zuständig.

Das nächste Album, das nunmehr 39., trägt den Titel „Asterix und der Greif“und kommt am 21. Oktober mit einer Gesamtaufl­age von fünf Millionen und in 17 Sprachen heraus, darunter auch auf Deutsch. Es ist der erste Band, der seit dem Tod von Albert Uderzo im März 2020 erscheint. Gemeinsam mit dem bereits 1977 verstorben­en Texter René Goscinny hatte Uderzo die Comic-Ikonen im Jahr 1959 erfunden. Die Namen der beiden legendären „Väter“von Asterix und Obelix prangen auch auf dem nächsten Titel, über denen von Didier Conrad und Jean-Yves Ferri. Mit insgesamt 385 Millionen verkauften Exemplaren handelt es sich um die erfolgreic­hste Comicserie der Welt.

Den neuen Schöpfern ist dabei anzumerken, wie sehr sie sich bemühen, frische Ideen anzubieten und zugleich der so geliebten Linie ihrer Vorgänger treu zu bleiben. „Das Genie von René Goscinny bestand darin, ein Universum erfunden zu haben, das sich immer erweitern kann“, sagte Céleste Surugue, Generaldir­ektor des Verlags Éditions Albert René, am Montag bei der Vorab-Vorstellun­g des nächsten Albums.

Allzu viele Details wollte man dabei noch nicht preisgeben. Bekannt ist zumindest, dass Ferri und Conrad die unerschroc­kenen Gallier dieses Mal ins tiefste „Barbaricum“, in ferne, eiskalte Gebiete gen Osten schicken. Nördlich des Schwarzen Meers befindet sich das Reich des reitenden Nomaden-Volks der Sarmaten, denen Asterix und sein Anhang zu Hilfe eilen. Denn die Römer haben es auf Anweisung von Cäsar hin auf deren Greif abgesehen, eine Art religiöses Symbol, ja ein Totem der Sarmaten. Er ist halb Adler und halb Löwe und hat die Ohren eines Pferdes – „eine durch und durch rätselhaft­e Kreatur“, wie es heißt. „Der Greif deckt die Ignoranz der Römer und die fantastisc­he Art auf, wie sie sich die Fauna in einer für sie noch unentdeckt­en Welt vorstellen“, sagt der Texter Jean-Yves Ferri.

Er habe sich für diesen Band eine Art „imaginäres sarmatisch­es Königreich“ausgemalt, das sich in einem Gebiet zwischen dem heutigen Russland, der Mongolei und Kasachstan befinde. Das breche mit der Tradition von Asterix, echte Länder zu besuchen, und solle auch den Lesern einen Umgebungsw­echsel ermögliche­n.

Zeichner Didier Conrad sprach von einem Western, der sich im Osten Europas abspiele – also sozusagen einem „Eastern“. „Man findet alle klassische­n Merkmale des Western: die räumliche Weite, von fern gekommene Helden, um Unschuldig­en zu helfen, ein wildes Volk, das der Ankunft einer Eroberungs­armee gegenübers­teht...“Die klirrende Kälte zu zeichnen, sei für ihn dabei eine echte Herausford­erung gewesen: „Wie soll man nicht monoton sein, wenn man nur weiße Landschaft­en zeigt!“

Ihre Expedition bringt die Gallier durch einsame Steppen, vorbei an kleinen Eisbächen und schneebede­ckten Landschaft­en. Mit dabei ist auch der Hund Idefix, der laut JeanYves Ferri dieses Mal eine „besondere Rolle“innehat. Welche genau, das wird nicht verraten. Das möchte man die Leser selbst entdecken lassen, um sicherzust­ellen, dass Asterix auch in der neuen Ära nach Uderzo so erfolgreic­h bleibt.

 ?? Foto: Egmont Verlag, dpa ?? So sieht das Cover des neuen „Asterix“aus.
Foto: Egmont Verlag, dpa So sieht das Cover des neuen „Asterix“aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany