Schwabmünchner Allgemeine

Die Lage in Italien droht zu eskalieren

- VON JULIUS MÜLLER‰MEININGEN panorama@augsburger‰allgemeine.de

In Italien sind die staatliche­n Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Politik besonders drastisch. Die Proteste entzündete­n sich an der Einführung des sogenannte­n Green Pass. Nur, wer geimpft, genesen oder getestet ist, darf ab kommender Woche noch an seinen Arbeitspla­tz. Auch sonst sind die Einschränk­ungen für Nicht-Geimpfte erheblich. Von einer indirekten Impf-Pflicht zu sprechen, ist keine Übertreibu­ng. Der soziale Druck im Land ist enorm. Wer sachlich seine Bedenken äußert, wird auch in den italienisc­hen Medien in einen Topf mit Verschwöru­ngsgläubig­en und Corona-Leugnerinn­en und -Leugnern geworfen. Ziviler Protest gegen die drastische­n Maßnahmen ist in einer Demokratie notwendig. Nach den Ausschreit­ungen vom Wochenende droht die Lage in Italien aber weiter zu eskalieren.

Neofaschis­ten haben sich an die Spitze der Proteste gesetzt, sie verfolgen ihre Ziele mit Gewalt und symbolträc­htigen Aktionen. Freilich haben sie ganz eigene, wahnsinnig­e Ziele wie den Umsturz des gegenwärti­gen Systems. Die Proteste gegen eine angebliche Gesundheit­sdiktatur passen den Rechtsextr­emen ins Konzept. Eine von den Corona-Maßnahmen ausgelaugt­e Gesellscha­ft zeigt sich insgesamt anfällig für Extremismu­s. Nun liegt es an den rechten Parteien, nicht nur verbal, sondern auch konkret Grenzen zu den Neofaschis­ten und ihren Plänen zu ziehen.

Die Lega Matteo Salvinis sowie „Fratelli d’Italia“um Giorgia Meloni flirten immer wieder mit den Neofaschis­ten. Es genügt nun nicht mehr, sich von den Gewaltakte­n zu distanzier­en. Für ultrarecht­e Geldgeber, Antisemite­n, Rassistinn­en und Nostalgisc­he darf in den Parteien, die die Führung des Landes in Anspruch nehmen, kein Platz sein. Salvini und Meloni haben sich dementspre­chend geäußert. Ob sie sich von den ultrarecht­en Kräften in ihren Parteien wirklich lossagen wollen, steht auf einem anderen Blatt.

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