Schwabmünchner Allgemeine

Das neue Kluftinger‰Hörspiel soll nach Allgäu klingen

Krimi Der Kaufbeurer Kabarettis­t Wolfgang Krebs schlüpft in die Rolle des skurrilen Kommissars, die Irseer Schauspiel­erin Sarah-Lavinia Schmidbaue­r spricht seine Ehefrau. Autor Volker Klüpfel hat sich das Ergebnis angehört

- VON KLAUS‰PETER MAYR

Kaufbeuren/Irsee „Kreuzkruzi­fix!“So schön wie Kluftinger kann keiner fluchen. Gleich am Beginn ihres Debütroman­s „Milchgeld“lassen die beiden Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr den ewig grantelnde­n Kommissar dieses Wort ausstoßen – weil das Telefon klingelt und Kluftinger gerade Kässpatzen essen möchte, die seine Frau für ihn gekocht hat. Nach dem fünften Läuten nimmt Kluftinger ab – und erfährt von einem Mord, begleitet vom Topfklappe­rn seiner Gattin Erika.

So beginnt der Allgäukrim­i, und so startet auch das Hörspiel mit dem Titel „Milchgeld“, das gerade fertig wurde und bei der Amazon-Tochter Audible als „digitaler Hörinhalt“angeboten wird. Für die Rolle als Kluftinger verpflicht­eten die Produzente­n einen Allgäuer Kabarettis­ten: Wolfgang Krebs aus Kaufbeuren. Er war vollkommen überrascht, als er angefragt wurde. „Ich hätte nie gedacht, dass ich diese Rolle spielen darf“, sagt der 55-Jährige. „Das ist eine große Ehre.“

Der Kabarettis­t ist mit Parodien von Stoiber, Seehofer und Söder bekannt geworden, schlägt sich aber auch als Kluftinger gut. Krebs gibt einen bedächtige­n Kommissar mit ruhiger Bariton-Stimme. Wer ihn sonst sprechen hört, etwa beim donnerstäg­lichen Polit-Magazin „quer“ im Bayerische­n Fernsehen, wird ihn kaum wiedererke­nnen. „Ich habe mir die Figur aus den Filmen mit Herbert Knaup als Kluftiger vorgestell­t“, sagt Krebs. Zugleich nahm er sich vor, das Ungeschick­te, Unsichere, Tollpatsch­ige des skurrilen Polizisten nicht zu sehr herauszuke­hren. „Ich wollte aus Kluftinger keinen Deppen machen. Ich hoffe, das ist gelungen.“

Autor Volker Klüpfel, der zusammen mit Michael Kobr die Entstehung des zehnstündi­gen Hörspiels begleitet hat, ist begeistert von Krebs’ Interpreta­tion. „Das kommt dem Ton nahe, den sehr viele Leute im Kopf haben“, glaubt er. Zumal auch die gemäßigte Mundart, die Krebs einbringt, sehr gut passt.

Er wurde zwar in Oberbayern geboren und kam erst als Sechsjähri­ger ins Allgäu. Aber offenbar hat er dann noch so viel Dialekt gelernt, dass es für Kluftinger reicht. „Ich bin stolz, dass ich hier so integriert bin, dass ich einen Allgäuer spielen kann“, sagt Krebs mit einem Lächeln. Neben ihm agieren etliche weitere Allgäuer, die der heimischen Mundart mächtig sind: Jürgen Richter aus Kaufbeuren etwa, oder Georg Ried und Urs Fabian Winiger aus dem Markt Kaltental. Auch für die Musik holten sich die Produzente­n einen Allgäuer ins Boot: Rainer von Vielen. Die wichtige Rolle der Kluftinger-Gattin Erika hat die Schauspiel­erin Sarah-Lavinia Schmidbaue­r übernommen. Sie ist im Ostallgäu und im Unterallgä­u aufgewachs­en und lebt nun in Irsee.

Obwohl das Hörspiel von lebendigen Dialogen lebt, haben sich die Beteiligte­n nie von Angesicht zu Angesicht gesehen. Wegen Corona wurde „Milchgeld“kontaktlos aufgenomme­n. Einer nach dem anderen fuhr im Frühjahr nach Otterfing bei München, um im Studio von „Bumm-Film“den Text einzusprec­hen. Deshalb ist das Hallo groß, als sich Krebs und Schmidbaue­r in einem Kaufbeurer Café erstmals überhaupt treffen, um unserer Zeitung von dem Projekt zu berichten.

Die Aufnahmen fanden in einem schalldich­ten Fünf-Quadratmet­erRaum statt. Eine nicht gerade heimelige Atmosphäre, mit der sich beide nicht leichttate­n, um Bilder für dynamische Dialoge in den Kopf zu bekommen. „Lost in Einsamkeit“, sagt Wolfgang Krebs in Anlehnung an den Kinofilm „Lost in Translatio­n“. Schmidbaue­r nickt. „Es war ein großer Imaginatio­nsaufwand.“Sie hätte lieber reale Spielpartn­er vor dem Mikrofon gehabt.

Mit dem Allgäuer Dialekt freilich hatte die 41-jährige Schauspiel­erin (Tatort, Polizeiruf 110…) überhaupt keine Probleme. Bisweilen bot sie zwei Varianten an: erst gemäßigtes Allgäueris­ch, dann noch eine verschärft­e Version.

Den Text habe sie stundenlan­g geübt. „Meine Kinder haben schon die Augen verdreht, wenn ich in der Küche wieder loslegte.“Sie wollte die Figur total verinnerli­chen. Ihr schwebte eine Frau vor, die zwar in einem traditione­llen Rollenbild gefangen ist, aber zu Hause die Chefin ist. „Die beiden führen eine lange, gute Beziehung, auch wenn sie sich auf die Nerven gehen“, sagt Schmidbaue­r über die Stimmung, die sie vermitteln möchte. Auch von ihr ist Co-Autor Volker Klüpfel begeistert. „Sie würde in dieser Rolle auch in einen Kluftinger-Film passen.“Überhaupt ist Klüpfel zufrieden mit dem Hörspiel. „Mir gefällt’s super“, sagt er. Offenbar geht es auch den Leuten von Audible so. Inzwischen ist sicher, dass der zweite Kluftinger-Krimi „Erntedank“zum Hörspiel wird, teilt Programmch­ef Torsten Surberg mit. Ob es danach weitergeht, hänge von der Nachfrage ab.

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Foto: Angela Schulz Zwei Allgäuer verpassen dem Allgäu‰Krimi‰Hörspiel „Milchgeld“einen authentisc­hen Sound: Wolfgang Krebs und Sarah‰Lavinia Schmidbaue­r.

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