Zebras im Fischernetz
Auftakt der Klapps Puppenspieltage
Schweigen, schauen, staunen – zum Auftakt der Klapps Puppenspieltage im Kulturhaus Abraxas war im Abendprogramm Karin Schäfer vom Figuren Theater Wien mit ihrer Erzählung vom großen chinesischen Entdecker Zheng He (1371 -1433) zu sehen. Ihr Spiel ließ aufscheinen, wie vielfältig Puppentheater ist. Christoph Mayer, Vorsitzender der Freunde des Augsburger Puppenspiels, freute sich darüber, dass dieses in Augsburg seit 2003 fest installierte internationale Festival bei allen Unwägbarkeiten in diesem Herbst stattfinden kann. Es sei so etwas wie eine „Expedition ins Ungewisse“gewesen, meinte er. Geschultert werden konnte das Festival mit seinem Kinder-, Familienund Abendprogramm nur durch die Unterstützung von Sponsoren und der Stadt Augsburg.
An dem Abend nahm Karin Schäfer ihr Publikum mit auf eine Expedition des Wissenschaftlers Zheng He. Die Puppenspielerin spielte ihre Figuren, indem sie mit beiden Armen in das jeweilige Gewand schlüpfte, an dessen oberem Ende das Gesicht der Figur eine Maske bildete, die sie sich mit einem Stab vor ihr eigenes Gesicht hielt. So wurde die Figur lebensgroß. Agieren ließ Karin Schäfer ihre Figuren vor einer Leinwand, auf der auch Trickfilm-Elemente zum Einsatz kamen.
Zu Beginn zeichnet Ma Huan, Geschichtsschreiber des Kaisers von China, Schriftzeichen auf die Leinwand. Die Striche und Formen lösen sich voneinander und verwandeln sich zu Bildern – erst zu Schiffskörpern, dann zu roten Segeln, schließlich zu Drachen, die auf die Schiffe aufgemalt sind.
Auf der Leinwand ist nun zu sehen, welche Route die Drachenschiffe durch die Weltmeere nehmen, und wo Zheng He von Bord geht. Im Stück geschieht das in Arabien, in Afrika und in Siam. Die Puppenspielerin schlüpft jeweils in die Figur des Menschen, den Zheng He dort antrifft, einen Wissenschaftler, einen Fischer, eine Marktfrau. Der Schauplatz wird jeweils abgebildet auf der Leinwand, zum Teil völlig lebensecht, etwa mit Videos von der Afrikanischen Steppe, wo Tierherden zu Wasserquellen ziehen. Surreal und gerade deswegen so reizvoll ist an diesem Spiel, dass die Figur vor der Leinwand sich in das Geschehen auf der Leinwand integriert. So entstehen zwei Ebenen, die plötzlich zu einer werden. Bis dahin, dass der chinesische Entdecker, lebensgroß im Video, dem wirklichen Menschen vor ihm auf der Bühne eine Tasse Tee oder ein Kästchen überreicht, das tatsächlich existiert.
Auf diese Weise erzählt und mit Musik begleitet, begegnet Zheng He einem Wissenschaftler in Arabien, mit dem er sich über die Physiologie des Menschen austauscht, einer Marktfrau, die nicht nur mit ihren Fingern, sondern auch ihren Zehen rechnet, und einem Fischer in Afrika, der ihm eine Giraffe und Zebras zeigt, die der Fischer mit seinem Netz fängt. Gesprochen wird kaum, höchstens chinesisch. Das machte aber nichts, die Bilder erzählen alles.