Schwabmünchner Allgemeine

Zu Besuch in der Lechhauser „Floßlände“

Reingeschm­eckt Über den Lech wurden einst Waren aus dem Alpenraum nach Augsburg transporti­ert. Ein neues Ausflugslo­kal nimmt diese Geschichte kulinarisc­h und architekto­nisch auf. Das erwartet die Besucher

- VON NICOLE PRESTLE

Augsburgs Lage ist besonders: Zwei Flüsse und zahlreiche Bäche und Kanäle fließen durchs Stadtgebie­t, doch im Leben der Augsburger­innen und Augsburger spielt das kaum eine Rolle – zumindest nicht gastronomi­sch, weil es einfach zu wenige Cafés und Lokale am Wasser gibt. Mit dem neuen Ausflugslo­kal „Floßlände“direkt am Lechufer könnte sich das ein wenig ändern – und es scheint so, als hätten viele Augsburger­innen und Augsburger nur darauf gewartet. Am vergangene­n sonnigen Wochenende konnte sich das Lokal über Zuspruch jedenfalls nicht beklagen.

Die „Floßlände“liegt an einem historisch bedeutsame­n Ort, von dem sie auch ihren Namen hat: Ab dem 13. Jahrhunder­t ist die Flößerei auf dem Lech nachgewies­en, auf dem Wasserweg wurden Bau- und Brennholz, Steine, Handelsgüt­er wie Baumwolle und Wein und sogar Schlachtvi­eh nach Augsburg transporti­ert. Diese Geschichte haben Architekte­n und Betreiber des Lokals aufgenomme­n: Wände und Decken sind mit Holz verkleidet, ein bisschen erinnert das alles an eine – wenn auch moderne – Bergoder eben Flößerhütt­e. Die Fassade zum Fluss hin besteht aus einer großen Glasfront, sodass der Blick auf den Lech frei ist. Den Höhenunter­schied zwischen Ufer und Wasser haben die Architekte­n durch Steinblöck­e überwunden, die wie Stufen zum Lech hinunterve­rlegt wurden und auch Ausflügler­n Platz bieten, die sich dort nur sonnen und etwas trinken, aber nicht unbedingt essen wollen. Weitere Details:

Ambiente Der Anruf zur Tischreser­vierung verhieß nichts Gutes: Man musste seinen Namen ziemlich laut sagen, die Hintergrun­dgeräusche waren immens. Vor Ort stellte sich der Lärmpegel dann aber nicht als allzu hoch heraus, obwohl das Lokal voll war. Drinnen sitzen die Gäste auf zwei Etagen an massiven Holztische­n, die teils et

was enger gestellt sind, was aber nicht unangenehm ist. Der Empfangstr­esen erlaubt Einblicke in die eher kleine Küche, alles ist eher of

fen gehalten. Auch die Terrasse besteht aus zwei Ebenen, wobei die näher am Fluss gelegene den Charakter einer Bar hat: Man holt sich

sein Getränk und nimmt dann auf den Steinen Platz.

Speisekart­e Ein bisschen Ausflugslo­kal (Kässpatzen und Wiener

Schnitzel, aber das echte vom Kalb), ein wenig Biergarten (Jausenund Käsebrettl), ein wenig Trattoria (Pinsen, die modernere und derzeit sehr beliebte Form der Pizza). Weil auf dem Lech einst auch Waren aus Südtirol nach Augsburg kamen, hat Floßländen­Betreiber Stefan „Bob“Meitinger einige Südtiroler Spezialitä­ten wie Schlutzkra­pfen und Weine aus der Kellerei Tramin auf der Speisekart­e. Einige Gerichte werden mit Speck und Käse aus Südtirol zubereitet, und weil es kaum noch ohne geht, stehen auch Burger auf der Karte – die allerdings etwas raffiniert­er als die landläufig­en Klassiker. Veganer kommen, auch wenn die Auswahl hier nicht groß ist, ebenfalls auf ihre Kosten. Alles in allem ist die Speisekart­e vielseitig und bietet einige besondere Gerichte. Die Qualität der Speisen ist durchgängi­g sehr gut, sie sind auch hübsch angerichte­t.

Preise Die Burger rangieren zwischen 9,90 und 11,90 Euro, Pinsen gibt es von 6,80 bis 11,40 Euro – und damit im normalen Rahmen. Ein Glas vom Hauswein kostet 5,90 Euro.

Service Das Personal ist flott und freundlich und geht souverän auf Sonderwüns­che ein. Obwohl das Lokal am ersten Wochenende seit der Eröffnung sehr gut besucht war, kam das Essen schnell.

Öffnungsze­iten Geöffnet ist die Floßlände an der Radetzkyst­raße dienstags bis sonntags von 11.30 bis 22 Uhr, am Montag ist Ruhetag.

Fazit Dass Lokale am Wasser gut funktionie­ren können, zeigt in Augsburg seit vielen Jahren ja bereits die Kulperhütt­e an der Wertach. Nun hat auch der Lech seine „Location“. Nicht nur für Lechhausen und diesen bislang eher vernachläs­sigten Teil des Lechufers könnte das neue Ausflugslo­kal ein attraktive­r Anziehungs­punkt werden.

In unserer Rubrik „Reingeschm­eckt“stellen wir neue Lokale vor. Die Autorinnen und Autoren sind inkognito unterwegs und testen das Angebot.

 ?? Fotos: Peter Fastl ?? Am ersten Wochenende nach der Eröffnung war das Lokal „Floßlände“Anziehungs­punkt für viele Ausflügler.
Fotos: Peter Fastl Am ersten Wochenende nach der Eröffnung war das Lokal „Floßlände“Anziehungs­punkt für viele Ausflügler.
 ?? ?? Für den Bau der Floßlände wurde viel Glas und Holz verwendet.
Für den Bau der Floßlände wurde viel Glas und Holz verwendet.
 ?? ?? Kaiserschm­arren nach Art der Floßlände.
Kaiserschm­arren nach Art der Floßlände.

Newspapers in German

Newspapers from Germany