Zu Besuch in der Lechhauser „Floßlände“
Reingeschmeckt Über den Lech wurden einst Waren aus dem Alpenraum nach Augsburg transportiert. Ein neues Ausflugslokal nimmt diese Geschichte kulinarisch und architektonisch auf. Das erwartet die Besucher
Augsburgs Lage ist besonders: Zwei Flüsse und zahlreiche Bäche und Kanäle fließen durchs Stadtgebiet, doch im Leben der Augsburgerinnen und Augsburger spielt das kaum eine Rolle – zumindest nicht gastronomisch, weil es einfach zu wenige Cafés und Lokale am Wasser gibt. Mit dem neuen Ausflugslokal „Floßlände“direkt am Lechufer könnte sich das ein wenig ändern – und es scheint so, als hätten viele Augsburgerinnen und Augsburger nur darauf gewartet. Am vergangenen sonnigen Wochenende konnte sich das Lokal über Zuspruch jedenfalls nicht beklagen.
Die „Floßlände“liegt an einem historisch bedeutsamen Ort, von dem sie auch ihren Namen hat: Ab dem 13. Jahrhundert ist die Flößerei auf dem Lech nachgewiesen, auf dem Wasserweg wurden Bau- und Brennholz, Steine, Handelsgüter wie Baumwolle und Wein und sogar Schlachtvieh nach Augsburg transportiert. Diese Geschichte haben Architekten und Betreiber des Lokals aufgenommen: Wände und Decken sind mit Holz verkleidet, ein bisschen erinnert das alles an eine – wenn auch moderne – Bergoder eben Flößerhütte. Die Fassade zum Fluss hin besteht aus einer großen Glasfront, sodass der Blick auf den Lech frei ist. Den Höhenunterschied zwischen Ufer und Wasser haben die Architekten durch Steinblöcke überwunden, die wie Stufen zum Lech hinunterverlegt wurden und auch Ausflüglern Platz bieten, die sich dort nur sonnen und etwas trinken, aber nicht unbedingt essen wollen. Weitere Details:
Ambiente Der Anruf zur Tischreservierung verhieß nichts Gutes: Man musste seinen Namen ziemlich laut sagen, die Hintergrundgeräusche waren immens. Vor Ort stellte sich der Lärmpegel dann aber nicht als allzu hoch heraus, obwohl das Lokal voll war. Drinnen sitzen die Gäste auf zwei Etagen an massiven Holztischen, die teils et
was enger gestellt sind, was aber nicht unangenehm ist. Der Empfangstresen erlaubt Einblicke in die eher kleine Küche, alles ist eher of
fen gehalten. Auch die Terrasse besteht aus zwei Ebenen, wobei die näher am Fluss gelegene den Charakter einer Bar hat: Man holt sich
sein Getränk und nimmt dann auf den Steinen Platz.
Speisekarte Ein bisschen Ausflugslokal (Kässpatzen und Wiener
Schnitzel, aber das echte vom Kalb), ein wenig Biergarten (Jausenund Käsebrettl), ein wenig Trattoria (Pinsen, die modernere und derzeit sehr beliebte Form der Pizza). Weil auf dem Lech einst auch Waren aus Südtirol nach Augsburg kamen, hat FloßländenBetreiber Stefan „Bob“Meitinger einige Südtiroler Spezialitäten wie Schlutzkrapfen und Weine aus der Kellerei Tramin auf der Speisekarte. Einige Gerichte werden mit Speck und Käse aus Südtirol zubereitet, und weil es kaum noch ohne geht, stehen auch Burger auf der Karte – die allerdings etwas raffinierter als die landläufigen Klassiker. Veganer kommen, auch wenn die Auswahl hier nicht groß ist, ebenfalls auf ihre Kosten. Alles in allem ist die Speisekarte vielseitig und bietet einige besondere Gerichte. Die Qualität der Speisen ist durchgängig sehr gut, sie sind auch hübsch angerichtet.
Preise Die Burger rangieren zwischen 9,90 und 11,90 Euro, Pinsen gibt es von 6,80 bis 11,40 Euro – und damit im normalen Rahmen. Ein Glas vom Hauswein kostet 5,90 Euro.
Service Das Personal ist flott und freundlich und geht souverän auf Sonderwünsche ein. Obwohl das Lokal am ersten Wochenende seit der Eröffnung sehr gut besucht war, kam das Essen schnell.
Öffnungszeiten Geöffnet ist die Floßlände an der Radetzkystraße dienstags bis sonntags von 11.30 bis 22 Uhr, am Montag ist Ruhetag.
Fazit Dass Lokale am Wasser gut funktionieren können, zeigt in Augsburg seit vielen Jahren ja bereits die Kulperhütte an der Wertach. Nun hat auch der Lech seine „Location“. Nicht nur für Lechhausen und diesen bislang eher vernachlässigten Teil des Lechufers könnte das neue Ausflugslokal ein attraktiver Anziehungspunkt werden.
In unserer Rubrik „Reingeschmeckt“stellen wir neue Lokale vor. Die Autorinnen und Autoren sind inkognito unterwegs und testen das Angebot.