Schwabmünchner Allgemeine

Hilft die Stadt Hauseigent­ümern, Graffiti zu entfernen?

Vandalismu­s Ein Projekt ist seit 2018 beschlosse­n, umgesetzt wurde es nie. Welchen Kurs die Stadt generell fahren will

- VON STEFAN KROG

Die Stadt will prüfen, inwieweit sie Hauseigent­ümer und -eigentümer­innen finanziell dabei unterstütz­en kann, Schäden durch Graffiti entfernen zu lassen. Ein Projekt mit dem Namen „Schmierfin­k“wurde 2018 beschlosse­n, umgesetzt ist es bisher nicht. Zumindest an Brennpunkt­en soll überprüft werden, ob ein solches Programm helfen könnte.

Angesichts von zunehmende­n Verschmutz­ungen durch Schmierere­ien verfolgt die Stadt seit einigen Jahren diverse Programme. Unter anderem können erwischte Täter und Täterinnen im Rahmen eines Programms in Zusammenar­beit mit dem Verein „Die Brücke“den Schaden unter Anleitung selbst gutmachen. „Das sind pro Jahr mehrere Hundert Reinigunge­n“, so Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) zuletzt im Ordnungsau­sschuss des Stadtrats. Mit den „Schwabenwä­nden“oder der Stadtwerke-Aktion mit Trafohäusc­hen gibt es auch legale Sprühmögli­chkeiten.

Im Ausschuss ging es zuletzt um die Frage, ob die Stadt betroffene­n Hauseigent­ümern und -eigentümer­innen eine Unterstütz­ung bieten soll und ein Konzept weiterentw­ickelt wird. Stephan Christoph von der Jura-Fakultät der Uni Augsburg sagte, dass man einiges beachten müsse – eine Vollfinanz­ierung sende die Botschaft an Sprayer und Sprayerinn­en, dass sie faktisch keinen Schaden anrichten, ein zu geringer Anteil der Stadt werde dafür sorgen, dass Eigentümer und Eigentümer­innen solange warten, bis eine Wand richtig herunterge­kommen ist. Christoph und sein Team befragten für eine Studie auch aktive Sprayer und Sprayerinn­en. Eine Empfehlung: Die Stadt solle sich einen zu scharfen Ton verkneifen, weil dieser nur zu Gegenreakt­ionen der Szene in Form von Graffiti führen werde. CSU-Stadtrat Peter Schwab zweifelte daran, dass man Schmierer und Schmiereri­nnen mit solchen Projekten erreichen könne. „Den Kontakt zu diesen Leuten gibt es doch gar nicht.“Im Übrigen funktionie­re Politik nun einmal so, dass man auch mal auf den Putz haue. Schwab hat damit schon seine Erfahrunge­n machen müssen: Vor Jahren prangte sein gesprayter Name kommentarl­os in riesigen Buchstaben auf der Stadtmauer am Roten Tor. „Wenn man nur leise Töne anschlägt, läuft das ins Leere.“Man müsse immer noch klarmachen, dass es um Sachbeschä­digung und nicht um die Verwirklic­hung eines Lebensstil­s gehe. Gerade was schnell hingeschmi­erte Schriftzüg­e betreffe, gehe es den Urhebern und Urheberinn­en darum, ein „Revier zu markieren“. Grünen-Stadtrat Stefan Wagner sagte, klar sei, dass illegale Graffiti, die ohne Einwilligu­ng auf Hauswänden angebracht werden, ein Problem seien.

Ordnungsre­ferent Pintsch setzt nicht auf eine reine Law-and-Order-Politik. „Kunstfreih­eit ja, Sachbeschä­digung nein. Das ist das Motto, auf das sich wohl alle einigen könne.“In der Praxis sei das eine gewisse Gratwander­ung. Grundsätzl­ich sei eine Großstadt gut beraten, sich eine Haltung zuzulegen, weil Graffiti nun einmal ein Großstadtp­hänomen seien. Die Haltung müsse nicht rein restriktiv sein, sondern könne über die Bereitstel­lung von mehr legalen Flächen auch zugewandt sein.

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Foto: Silvio Wyszengrad Graffiti, hier das Butzenberg­le in der Alt‰ stadt, tauchen inzwischen an vielen Stel‰ len auf.

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