Wie viel kosten die CoronaSchnelltests?
Pandemie Seit Montag sind Covid-Tests nicht mehr gratis. Den Preis können die privaten Anbieter selbst festlegen. Wer die Tests anbieten darf und was sie kosten
Landkreis Augsburg Ein gemütlicher Abend im Restaurant? Endlich wieder ins Theater? Feiern im Club? Für Ungeimpfte und diejenigen, die keine überstandene Corona-Infektion nachweisen können, bedeutet das vor allem: vorher testen lassen. Denn seit die 3G-Regel gilt, kommt man vielerorts nur noch geimpft, genesen, oder eben getestet rein. Die Kosten für den Schnelltest hat bisher der Bund übernommen. Jetzt nicht mehr. Nur für wenige bleiben die Tests gratis, etwa Schwangere oder Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Für alle anderen legen die Anbieter im Augsburger Land die Preise nun selbst fest.
Das ist laut Apotheker Johannes Rehm gar nicht so einfach: „Das ist schwierig zu kalkulieren.“In seinen Apotheken St. Ägidius in Neusäß und St. Antonius in Stadtbergen kostet ein Test seit Montag 15 Euro. Das ist etwas mehr als der Betrag, den er bisher pro Test vom Bund bekommen hat. Rehm rechnet durch die Kostenpflicht mit weniger Nachfrage. Seine laufenden Kosten pro Test würden also steigen.
15 Euro kosten die Tests im Augsburger Land etwa auch in der Hauptstraße in Ellgau, oder in der Via Claudia Apotheke in Meitingen. Hier waren am Montag schon einige Plätze für einen Test-Termin ausgebucht. Ein Mitarbeiter der Firma Ecolog, die das Testzentrum in Hirblingen betreibt, gibt den Preis für einen Schnelltest am Montag mit 29 Euro an. Unter Vorbehalt: Es sei der erste Tag mit der neuen Regelung, die Preise könnten sich noch ändern. Etwas günstiger bekommen Landkreisbürgerinnen und -bürger das Stäbchen beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) in die Nase. Von ursprünglich 14 BRK-Testzentren ist aktuell nur noch das in Zusmarshausen in Betrieb, dafür aber täglich. Hier kostet der Test 12 Euro. „Wir wollen ja keinen Gewinn erzielen“, sagt Thomas Haugg, der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Augsburg-Land. Er habe die Preise im Vergleich zu den 11,50 Euro, die es bisher vom Bund gab, etwas erhöht, weil die Sachkosten, etwa für Handschuhe, gestiegen seien.
Bleibt die Nachfrage nach Tests hoch, oder steigt sogar wieder an,
könne das BRK die Kapazität wieder erhöhen. Dann könnte etwa im City-Center in Gersthofen wieder getestet werden. Haugg sagt: „Wir wollen mit dem Zentrum in Zusmarshausen einfach herausfinden: Wie viel kommt noch auf uns zu?“Momentan sieht es eher so aus, als verpasse die Kostenpflicht der Testbereitschaft der Landkreisbewohnerinnen und -bewohner einen Dämpfer. „Es ist noch überschaubar“, sagt Haugg am Montag. Etwa die Hälfte der Plätze seien für diese Woche bereits reserviert. Zum Vergleich: In den Vorwochen war bis zu 95 Prozent des Angebots ausgebucht. Neben dem Testzentrum in Hirblingen sind auf der Internetseite des Landratsamts aktuell (Stand Montag) 21 Teststationen im südlichen Landkreis gelistet. Sieben davon befinden sich in Königsbrunn, in Bobingen und Schwabmünchen gibt es jeweils drei. In den Stauden sind vier Anbieter registriert, auch in Langerringen und Untermeitin
gen kann man sich auf Corona testen lassen. Zu den Anbietern zählen Apotheken, Naturheilpraktiker oder private Dienstleister.
Eine von ihnen ist Melanie Glas. Die Naturheilpraktikerin bietet seit Mai dieses Jahres in ihrer Praxis in Schwabmünchen Schnelltests an. Neben Schülerinnen und Schüler kommen viele Stammkunden zu ihr. Für die Kinder sind die Tests weiterhin kostenlos, doch Erwachsene müssen seit Montag zahlen. 13 Euro verlangt Glas pro Test. Ob Nase oder Rachen, können die Kundinnen und Kunden selbst entscheiden.
„Es ist ruhig geworden“, sagt die Naturheilpraktikerin. Momentan habe sie nur noch vereinzelt Anfragen, während sie zuvor bis zu 30 Kundinnen und Kunden am Tag auf Covid getestet hatte. Um den Service überhaupt anbieten zu können, musste sie sich beim Gesundheitsamt anmelden, einen Hygieneplan aufstellen und an einer Schulung teilnehmen. Angefangen hatte sie
damit, um sich und ihre Familie regelmäßig testen zu können. Denn sie selbst ist nicht gegen Corona geimpft. Dass die Schnelltests nun nicht mehr gratis sind, hält sie für falsch. „Viele Kunden sind unschlüssig und haben mich gefragt, wie es jetzt weitergeht“, sagt Glas. Der Druck auf die Nichtgeimpften steige und spalte die Gesellschaft. Dabei müsse jeder selbst entscheiden, ob er sich spritzen lässt.
Auch in den Schnelltest-Stationen von Tolga Günef wird darüber immer wieder diskutiert. Seit Beginn der Krise im Frühjahr 2020 bietet er Corona-Tests in Königsbrunn und Bobingen an. Dafür sind mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz. Ob er sie weiter beschäftigen wird, weiß Günef noch nicht. „Wenn zu wenige Kunden kommen, bauen wir unsere Zelte ab“, sagt er. Personalkosten, Schutzkleidung, Tests – die Ausgaben würden sich dann nicht mehr rechnen.
Er könne auch noch nicht sagen,
wie sich die Nachfrage nach den kostenpflichtigen Tests entwickelt. 13 Euro verlangt er künftig pro Test. Vom Bund hatte er bislang 8 Euro pro Test erhalten. „Wir werden es in den nächsten Tagen beobachten“, sagt Günef. Allein in seiner Teststation in Königsbrunn wurden bis zu 200 Menschen am Tag auf Covid getestet. Der Betreiber geht davon aus, dass es künftig nur mehr bis zu 50 Kundinnen und Kunden sein werden.
Sollte sich das Geschäft weiterhin rechnen, will er Zehnerkarten anbieten. Mit denen sollen die Kunden dann vergünstigte Schnelltests bekommen. „Noch ist aber unklar, wie es für uns weitergeht“, sagt Günef. Auch wisse er nicht, wie er Tests von Kunden abrechnen soll, die diese weiterhin kostenlos bekommen wie beispielsweise Schülerinnen und Schüler. „Es ist wieder alles sehr kurzfristig entschieden worden und es sind einige Fragen offen“, sagt Günef. »Kommentar