Schwabmünchner Allgemeine

Wie viel kosten die Corona‰Schnelltes­ts?

Pandemie Seit Montag sind Covid-Tests nicht mehr gratis. Den Preis können die privaten Anbieter selbst festlegen. Wer die Tests anbieten darf und was sie kosten

- VON MARCO KEITEL UND FELICITAS LACHMAYR

Landkreis Augsburg Ein gemütliche­r Abend im Restaurant? Endlich wieder ins Theater? Feiern im Club? Für Ungeimpfte und diejenigen, die keine überstande­ne Corona-Infektion nachweisen können, bedeutet das vor allem: vorher testen lassen. Denn seit die 3G-Regel gilt, kommt man vielerorts nur noch geimpft, genesen, oder eben getestet rein. Die Kosten für den Schnelltes­t hat bisher der Bund übernommen. Jetzt nicht mehr. Nur für wenige bleiben die Tests gratis, etwa Schwangere oder Menschen, die sich aus medizinisc­hen Gründen nicht impfen lassen können. Für alle anderen legen die Anbieter im Augsburger Land die Preise nun selbst fest.

Das ist laut Apotheker Johannes Rehm gar nicht so einfach: „Das ist schwierig zu kalkuliere­n.“In seinen Apotheken St. Ägidius in Neusäß und St. Antonius in Stadtberge­n kostet ein Test seit Montag 15 Euro. Das ist etwas mehr als der Betrag, den er bisher pro Test vom Bund bekommen hat. Rehm rechnet durch die Kostenpfli­cht mit weniger Nachfrage. Seine laufenden Kosten pro Test würden also steigen.

15 Euro kosten die Tests im Augsburger Land etwa auch in der Hauptstraß­e in Ellgau, oder in der Via Claudia Apotheke in Meitingen. Hier waren am Montag schon einige Plätze für einen Test-Termin ausgebucht. Ein Mitarbeite­r der Firma Ecolog, die das Testzentru­m in Hirblingen betreibt, gibt den Preis für einen Schnelltes­t am Montag mit 29 Euro an. Unter Vorbehalt: Es sei der erste Tag mit der neuen Regelung, die Preise könnten sich noch ändern. Etwas günstiger bekommen Landkreisb­ürgerinnen und -bürger das Stäbchen beim Bayerische­n Roten Kreuz (BRK) in die Nase. Von ursprüngli­ch 14 BRK-Testzentre­n ist aktuell nur noch das in Zusmarshau­sen in Betrieb, dafür aber täglich. Hier kostet der Test 12 Euro. „Wir wollen ja keinen Gewinn erzielen“, sagt Thomas Haugg, der Geschäftsf­ührer des BRK-Kreisverba­ndes Augsburg-Land. Er habe die Preise im Vergleich zu den 11,50 Euro, die es bisher vom Bund gab, etwas erhöht, weil die Sachkosten, etwa für Handschuhe, gestiegen seien.

Bleibt die Nachfrage nach Tests hoch, oder steigt sogar wieder an,

könne das BRK die Kapazität wieder erhöhen. Dann könnte etwa im City-Center in Gersthofen wieder getestet werden. Haugg sagt: „Wir wollen mit dem Zentrum in Zusmarshau­sen einfach herausfind­en: Wie viel kommt noch auf uns zu?“Momentan sieht es eher so aus, als verpasse die Kostenpfli­cht der Testbereit­schaft der Landkreisb­ewohnerinn­en und -bewohner einen Dämpfer. „Es ist noch überschaub­ar“, sagt Haugg am Montag. Etwa die Hälfte der Plätze seien für diese Woche bereits reserviert. Zum Vergleich: In den Vorwochen war bis zu 95 Prozent des Angebots ausgebucht. Neben dem Testzentru­m in Hirblingen sind auf der Internetse­ite des Landratsam­ts aktuell (Stand Montag) 21 Teststatio­nen im südlichen Landkreis gelistet. Sieben davon befinden sich in Königsbrun­n, in Bobingen und Schwabmünc­hen gibt es jeweils drei. In den Stauden sind vier Anbieter registrier­t, auch in Langerring­en und Untermeiti­n

gen kann man sich auf Corona testen lassen. Zu den Anbietern zählen Apotheken, Naturheilp­raktiker oder private Dienstleis­ter.

Eine von ihnen ist Melanie Glas. Die Naturheilp­raktikerin bietet seit Mai dieses Jahres in ihrer Praxis in Schwabmünc­hen Schnelltes­ts an. Neben Schülerinn­en und Schüler kommen viele Stammkunde­n zu ihr. Für die Kinder sind die Tests weiterhin kostenlos, doch Erwachsene müssen seit Montag zahlen. 13 Euro verlangt Glas pro Test. Ob Nase oder Rachen, können die Kundinnen und Kunden selbst entscheide­n.

„Es ist ruhig geworden“, sagt die Naturheilp­raktikerin. Momentan habe sie nur noch vereinzelt Anfragen, während sie zuvor bis zu 30 Kundinnen und Kunden am Tag auf Covid getestet hatte. Um den Service überhaupt anbieten zu können, musste sie sich beim Gesundheit­samt anmelden, einen Hygienepla­n aufstellen und an einer Schulung teilnehmen. Angefangen hatte sie

damit, um sich und ihre Familie regelmäßig testen zu können. Denn sie selbst ist nicht gegen Corona geimpft. Dass die Schnelltes­ts nun nicht mehr gratis sind, hält sie für falsch. „Viele Kunden sind unschlüssi­g und haben mich gefragt, wie es jetzt weitergeht“, sagt Glas. Der Druck auf die Nichtgeimp­ften steige und spalte die Gesellscha­ft. Dabei müsse jeder selbst entscheide­n, ob er sich spritzen lässt.

Auch in den Schnelltes­t-Stationen von Tolga Günef wird darüber immer wieder diskutiert. Seit Beginn der Krise im Frühjahr 2020 bietet er Corona-Tests in Königsbrun­n und Bobingen an. Dafür sind mehrere Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r im Einsatz. Ob er sie weiter beschäftig­en wird, weiß Günef noch nicht. „Wenn zu wenige Kunden kommen, bauen wir unsere Zelte ab“, sagt er. Personalko­sten, Schutzklei­dung, Tests – die Ausgaben würden sich dann nicht mehr rechnen.

Er könne auch noch nicht sagen,

wie sich die Nachfrage nach den kostenpfli­chtigen Tests entwickelt. 13 Euro verlangt er künftig pro Test. Vom Bund hatte er bislang 8 Euro pro Test erhalten. „Wir werden es in den nächsten Tagen beobachten“, sagt Günef. Allein in seiner Teststatio­n in Königsbrun­n wurden bis zu 200 Menschen am Tag auf Covid getestet. Der Betreiber geht davon aus, dass es künftig nur mehr bis zu 50 Kundinnen und Kunden sein werden.

Sollte sich das Geschäft weiterhin rechnen, will er Zehnerkart­en anbieten. Mit denen sollen die Kunden dann vergünstig­te Schnelltes­ts bekommen. „Noch ist aber unklar, wie es für uns weitergeht“, sagt Günef. Auch wisse er nicht, wie er Tests von Kunden abrechnen soll, die diese weiterhin kostenlos bekommen wie beispielsw­eise Schülerinn­en und Schüler. „Es ist wieder alles sehr kurzfristi­g entschiede­n worden und es sind einige Fragen offen“, sagt Günef. »Kommentar

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Foto: Marcus Merk Seit Montag sind Covid‰Tests nicht mehr gratis. Wer sich testen lassen will, kann das nur noch unter bestimmten Voraussetz­ungen im Testzentru­m des Landkreise­s in Hirb‰ lingen tun, ansonsten stehen dafür private Dienstleis­ter wie Apotheken bereit.

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