Schwabmünchner Allgemeine

Der Wildschütz­e trifft Frauen ins Herz

Matthäus Klostermay­r hatte einen Sohn und viele Affären

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Landkreis Augsburg Der bayerische Hiesel war offenbar ein echter Frauenschw­arm: Biograf Ottmar Schönhuth beschrieb ihn in seinen Erzählunge­n 1845 so: „Hiesel war schlank und groß und von herkulisch­em Körperbau. Schwarzes Haar lockte sich um seinen Kopf, dessen hohe Stirne einen kühnen Geist kündete. Seine schwarzen Augen funkelten wie Sterne. Aber in seinem Blick lag etwas Misstrauis­ches. Seine Haltung war kühn und trotzig.“

Hiesel war vielleicht ein Frauenheld, aber kein treu sorgender Familienva­ter. Denn obwohl er einen Sohn hatte, zog er das wilde Leben in den Wäldern vor. Korbinian hieß der Bub, der aus einer Affäre mit der Tochter des Kissinger Bauern Baumiller hervorging. Bei dem Landwirt arbeitete Hiesel zeitweise als Knecht. Doch es gab wohl Spannungen. Hiesel verließ den Hof, ging heimlich auf die Jagd und wurde schließlic­h verhaftet: Für ein Dreivierte­ljahr wurde das Zuchthaus in München sein neues Zuhause. Die Bauerntoch­ter Monika Baumiller hatte in Kissing am 20. November 1765 das uneheliche Kind taufen lassen. Es erhielt den Namen Korbinian.

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis kehrte Hiesel wohl zu seinen Wurzeln zurück. Doch dann zog es ihn wieder in die Wälder. Korbinian Klostermay­r starb am 24. März 1797 in Kissing an einer Lebererkra­nkung.

In vielen Erzählunge­n, die nach Hiesels Tod veröffentl­icht wurden, kommen noch andere Frauen vor: Da ist zum Beispiel die Rede von einer jungen Frau, die im Wald Pilze sucht und auf Hiesel trifft. Die beiden hatten offenbar ein Techtelmec­htel.

Biograf Hans Schelle schreibt, dass Klostermay­r „kein Kostveräch­ter“war. Ein inniges Verhältnis pflegte Hiesel mit einer Theres aus der Gegend von Memmingen. Auf die hübsche Magd hatte bereits ein Jäger ein Auge geworfen. Der fiel aus allen Wolken, als Hiesel mit ihr zum Tanz in der Dorfwirtsc­haft aufkreuzte. Aus Schmach überfiel der Waidmann Tage später die junge Frau und misshandel­te sie schwer.

Davon erfuhr Hiesel, der sie wiederum rächte: Der Jäger kam mit dem Leben davon, durfte sich aber nie wieder blicken lassen.

Weitere Liebesverh­ältnisse hatte Hiesel angeblich mit der BräuwirtKe­llnerin Maria Barbara aus Untermeiti­ngen, der Hauserin auf dem Glashof und einer Wirtstocht­er in Linden bei Germaringe­n. Nicht zu vergessen Franzl, die bildhübsch­e Kellnerin aus Obermeitin­gen. Biograf Friedrich Wilhelm Bruckbräu schrieb auch von einer Marie, der Tochter von Ignaz Stettner. Letzterer war angeblich Taufpate von Hiesel und reichster Bauer in Kissing. Der Liebe wegen ließ sich der „feurige, stolze Hiesel“auf eine Stelle als Knecht ein.

Afra hieß eine weitere Frau. Sie verliebte sich in Hiesel und folgte ihm nach der Darstellun­g von Friedrich Wilhelm Bruckbräu. Eine Kugel, die für Hiesel vorgesehen war, durchbohrt­e ihren Körper. Mehr Dramatik ist kaum möglich.

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