Nach eskalierender Party: So reagieren Gemeinde und Polizei
Vorfall Nach der aus dem Ruder gelaufenen Feier mit über 100 Jugendlichen in Diedorf werden Konsequenzen angekündigt. Alleine wird die Gemeinde das Problem voraussichtlich nicht in den Griff bekommen. In den kommenden Wochen soll es Gespräche geben
Diedorf Nach der ausufernden Partynach in Diedorf will die Gemeinde Konsequenzen ziehen. Auch die Polizei kündigt verstärkte Kontrollen an. Mehr als 100 Jugendliche feierten am Freitagabend ausgelassen auf dem Skaterplatz. Laut Polizei kam es zu Flaschenwürfen und massiven Beleidigungen gegen die Beamten. Es ist nicht das erste Mal, dass eskalierende Feiern auf dem Platz für Aufsehen sorgen.
Schon vor etwa einem Jahr war diskutiert worden, ob auf dem Skaterplatz neue Regeln aufgestellt werden sollten. Eine entsprechende Satzung wurde damals aber abgelehnt. Nun solle es einen neuen Anlauf geben, sagt Thomas Rittel (CSU), Zweiter Bürgermeister des Markts. Bei einer der kommenden Sitzungen des Marktrats werde darüber abgestimmt. Allerdings: Diese Regeln sollen nicht nur für den Skaterplatz, sondern auch für alle öffentlichen Plätzen der Gemeinde gelten.
Festgelegt werden kann zum Beispiel, dass es strengere Ruhezeiten im öffentlichen Raum gibt. Auch über ein Alkoholverbot wird nachgedacht. Rittel: „Ich habe nichts dagegen, dass auch mal ein Bier getrunken wird.“Allerdings könne er sich vorstellen, harten Alkohol zu verbieten. Ähnlich ist das zum Beispiel in Gersthofen. Dort herrscht zum Beispiel am See beim Ballonstartplatz Aufenthalts- und Alkoholverbot zwischen 22 und 6 Uhr.
Auch die Polizei fordert das Aufstellen einer Satzung für den öffentlichen Raum. Denn bislang bliebe den Beamten und Beamtinnen oft keine Möglichkeit zum Durchgreifen, meint Raimund Pauli, Chef der Polizeiinspektion Zusmarshausen. Dies habe er der Gemeinde bereits mehrfach vorgeschlagen. Pauli und seine Kollegen kündigen an, mit einer erhöhten Streifenpräsenz auf die
ausgeuferte Party zu reagieren. Der Polizeichef verfolge mit großer Sorge, dass die Respektlosigkeit gegenüber seinen Kollegen zunehme. Er sagt: „Friedliche Jugendliche sollten sich rechtzeitig und deutlich von aggressiven Vandalen und Straftätern distanzieren. Ein Verbleib im
Schutz der Menge macht sie zu Mittätern.“
Ein großer Teil der Partygäste am Freitag kam nicht aus Diedorf. Die Polizei geht davon aus, dass die meisten Unruhestifter aus Augsburg und anderen Städten im westlichen Landkreis angereist seien. „Es geht
uns nicht darum, die Jugend zu vertreiben“, meint Thomas Rittel. Doch Feiern in dieser Größenordnung auf dem Platz in der Diedorfer Ortsmitte soll es nicht mehr geben. Deshalb müsse man sich Gedanken machen, wo besser geeignete Plätze sein könnten. „Das können wir auch
nicht allein in die Hand nehmen“, meint Rittel. Angesichts der Feiernden aus dem ganzen Landkreis will er bei der kommenden Bürgermeisterdienstbesprechung einen gemeinsamen Weg suchen. „Reine Verfolgung ist keine Strategie“, meint Rittel. Stattdessen brauche es landkreisweit Orte, an denen sich die Jugend treffen kann.
Das sieht auch der Diedorfer Jugendpfleger Johannes Bockermann so. Er war am Freitag selbst vor Ort. Er schilderte die Situation deutlich friedlicher als die Polizei. Bockermann sieht ein grundsätzliches Problem, dass allein durch strengere Regeln nicht zu lösen ist: „Während des Lockdowns haben Jugendliche alles verloren, was Spaß macht“, sagt er. Dass sie nun wieder feiern wollen, liege auf der Hand. Doch
Jugendliche sollen anderswo feiern können
momentan mangele es dafür an Orten, an denen das auch erlaubt ist. Der Jugendtreff in Diedorf zum Beispiel biete nur Platz für etwa 20 Jugendliche. Außerdem herrscht dort ein striktes Alkoholverbot, was das Feiern für viele dort nicht besonders attraktiv macht. Bockermann will deshalb mit den Jugendlichen nach neuen Orten suchen.
Dazu soll es in den kommenden Wochen mehrere Veranstaltungen geben. Geplant sind aktuell drei Veranstaltungen, auch in den Ortsteilen. Das Ziel: Die Jugend soll sich organisieren und mitbestimmen können. Zum Beispiel in Form eines Jugendrats, der während der Pandemie nicht mehr weitergeführt wurde. Außerdem sollen auch die Vereine im Markt mit einbezogen werden. Vorstellbar wären zum Beispiel Partys, die gemeinsam von Vereinen, Jugendrat und Unterstützung des Markts organisiert werden.
Nach der ausufernden Partynacht will man in Diedorf nun auch optisch für Ordnung sorgen. Gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Ort und dem Bauhof soll in den kommenden Tagen eine große Reinigungsaktion stattfinden, sagt Thomas Rittel: „Wir brauchen jetzt einen Neuanfang.“