Schwabmünchner Allgemeine

Linke will Lebensmitt­el billiger machen

Immer mehr Menschen fürchten, dass ihnen das Geld ausgeht. Bei den Heizkosten gibt es staatliche Hilfe, beim Essen wohl nicht.

- Von Christian Grimm und Stefan Lange

Das Leben ist gerade richtig teuer. Seit Juli letzten Jahres stiegen die Preise unaufhörli­ch, die Inflations­rate liegt aktuell bei 7,5 Prozent. Auch deshalb kaufen die Deutschen weniger ein: Laut einer Umfrage des Handelsver­bands HDE hat ein Viertel der Bevölkerun­g Angst, dass ihnen das Geld ausgeht. Vor allem Mode- und Lebensmitt­elgeschäft­e leiden unter der neuen Kaufzurück­haltung; alle Branchen zusammen beklagen den höchsten Umsatzrück­gang seit 28 Jahren – und fürchten einen weiteren Einbruch. Den Löwenantei­l an der Kostenstei­gerung machen die

Energiepre­ise aus, die um 38 Prozent zulegten. Die Ampel-Koalition will hier mit Heizkosten­zuschüssen und anderen Finanzspri­tzen helfen. Der zweite große Preistreib­er mit einem Plus von fast 13 Prozent sind die Nahrungsmi­ttel. Auf den hohen Kosten für Kaffee, Brot und Käse bleiben die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r jedoch allein sitzen.

Ein Mittel zur Stabilisie­rung der Lebensmitt­elpreise wäre die Stärkung der Nahversorg­erstruktur­en. Bioläden, einst als teuer verschrien, können Lebensmitt­el derzeit teilweise günstiger anbieten als die großen Discounter, weil sie ihre Produkte aus der Region beziehen und oft langfristi­ge Verträge abgeschlos­sen haben.

Eine weitere Möglichkei­t wäre die Senkung oder gar Streichung der Mehrwertst­euer auf Grundnahru­ngsmittel. Landwirtsc­haftsminis­ter Cem Özdemir hat sich bereits für den Wegfall der siebenproz­entigen Umsatzsteu­er auf

Obst, Gemüse und Hülsenfrüc­hte ausgesproc­hen. Das könne nicht nur die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r entlasten, erklärte der Grünen-Politiker, sondern auch eine gesunde Ernährung fördern. Chancen hat Özdemirs Vorstoß aber offenbar nicht, wie aus einer Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Union hervorgeht, die am Dienstag veröffentl­icht wurde. Demnach würde eine Senkung der Umsatzsteu­er auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüc­hte zu Steuermind­ereinnahme­n in Höhe von zwei Milliarden Euro jährlich führen, teilt die Regierung mit und fährt fort: In den Eckwerten zum Haushalt 2023 inklusive des Finanzplan­s bis 2026 sei keine entspreche­nde Vorsorge enthalten.

Angesichts der hohen Teuerungsr­ate fordert die Linksfrakt­ion im Bundestag gar die Streichung der Mehrwertst­euer auf alle Grundnahru­ngsmittel. Eine staatliche Preisbeoba­chtungsste­lle soll dafür sorgen, dass der Preisvorte­il bei den Kundinnen und Kunden auch ankommt. Der entspreche­nde Antrag wurde gerade an den Finanzauss­chuss zur Beratung überwiesen. Linken-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch forderte Kanzler Olaf Scholz (SPD) zum schnellen Handeln auf. „Viele Menschen verzweifel­n an der Supermarkt­kasse“, sagte er unserer Redaktion und ergänzte: „Wir brauchen eine konzertier­te Aktion für bezahlbare Lebensmitt­elpreise im Kanzleramt mit den Eigentümer­n der Supermarkt­ketten, die in der CoronaKris­e historisch­e Milliarden­gewinne eingefahre­n haben.“

Für Bartsch steht fest: „Die Preise auf Lebensmitt­el, insbesonde­re auf Grundnahru­ngsmittel, dürfen nicht weiter steigen.“Die Supermarkt­ketten könnten auf Kosten ihrer Milliarden­gewinne reduzierte Angebote auf Grundnahru­ngsmittel unterbreit­en. „Die Butter darf nicht drei Euro kosten“, sagte der Fraktionsv­orsitzende.

Um den Preis der hohen Preise geht es auch im

„Viele Menschen verzweifel­n an der Supermarkt­kasse.“

Linken-Fraktionsc­hef Bartsch

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