Wieder Ärger um das Gendern
Sprachwissenschaftler gegen ARD und ZDF
Die Namen kennt in der breiten Öffentlichkeit kaum jemand – aber wenn es um die heiß debattierte gendergerechte Sprache geht, erhalten Erklärungen von Sprachwissenschaftlern plötzlich große Aufmerksamkeit. Und von Sprachwissenschaftlerinnen freilich, die in diesem Fall aber nicht extra benannt werden wollen, weil sie sich in der ersten Form des „generischen Maskulinum“mitgemeint fühlen. Rund 70 Unterzeichnende jedenfalls haben nun gegen das Gendern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) aufgerufen – darunter Gisela Zifonun und Martin Neef, Claudia Guderian und Manfred Krifka, die sich je einzeln schon positioniert haben.
Die drei Hauptargumente: 1. „Sogenannte gendergerechte Sprache“sei ideologisch motiviert. 2. Sie missachte gültige Rechtschreibnormen – darauf habe der Rat für Deutsche Rechtschreibung zuletzt im März 2021 hingewiesen, „da diese Formen Verständlichkeit sowie Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten beeinträchtigen“. Und 3. Sie produziere „sozialen Unfrieden – und das in Zeiten, in denen ohnehin zahlreiche gesellschaftliche Spaltungstendenzen zu beobachten sind“, wie es in dem Aufruf heißt. In den vergangenen zwei Jahren habe das Gendern bei ARD und ZDF deutlich zugenommen, notwendig sei darum „eine kritische Neubewertung des Sprachgebrauchs im ÖRR auf sprachwissenschaftlicher Grundlage“. Aus Sicht der Wissenschaftler führe gerade das Gendern durch den Abschied vom generischen Maskulinum zu einer „ausgeprägten Sexualisierung der Sprache, also zu einer permanenten Betonung von Geschlechterdifferenzen“. Es erfülle damit das Ziel der Geschlechtergerechtigkeit also gerade nicht.
Der ÖRR aber sei, so die Unterzeichnenden, in der Pflicht, „sich in Texten und Formulierungen an geltenden Sprachnormen zu orientieren und mit dem Kulturgut Sprache regelkonform, verantwortungsbewusst und ideologiefrei umzugehen“. Zudem verweist der Aufruf auf Umfragen, laut denen mehr als drei Viertel der Medienkonsumenten den etablierten Sprachgebrauch bevorzugen. „Der ÖRR sollte den Wunsch der Mehrheit respektieren“, heißt es.