Schwabmünchner Allgemeine

Wieder Ärger um das Gendern

Sprachwiss­enschaftle­r gegen ARD und ZDF

- Von Wolfgang Schütz

Die Namen kennt in der breiten Öffentlich­keit kaum jemand – aber wenn es um die heiß debattiert­e gendergere­chte Sprache geht, erhalten Erklärunge­n von Sprachwiss­enschaftle­rn plötzlich große Aufmerksam­keit. Und von Sprachwiss­enschaftle­rinnen freilich, die in diesem Fall aber nicht extra benannt werden wollen, weil sie sich in der ersten Form des „generische­n Maskulinum“mitgemeint fühlen. Rund 70 Unterzeich­nende jedenfalls haben nun gegen das Gendern im öffentlich-rechtliche­n Rundfunk (ÖRR) aufgerufen – darunter Gisela Zifonun und Martin Neef, Claudia Guderian und Manfred Krifka, die sich je einzeln schon positionie­rt haben.

Die drei Hauptargum­ente: 1. „Sogenannte gendergere­chte Sprache“sei ideologisc­h motiviert. 2. Sie missachte gültige Rechtschre­ibnormen – darauf habe der Rat für Deutsche Rechtschre­ibung zuletzt im März 2021 hingewiese­n, „da diese Formen Verständli­chkeit sowie Eindeutigk­eit und Rechtssich­erheit von Begriffen und Texten beeinträch­tigen“. Und 3. Sie produziere „sozialen Unfrieden – und das in Zeiten, in denen ohnehin zahlreiche gesellscha­ftliche Spaltungst­endenzen zu beobachten sind“, wie es in dem Aufruf heißt. In den vergangene­n zwei Jahren habe das Gendern bei ARD und ZDF deutlich zugenommen, notwendig sei darum „eine kritische Neubewertu­ng des Sprachgebr­auchs im ÖRR auf sprachwiss­enschaftli­cher Grundlage“. Aus Sicht der Wissenscha­ftler führe gerade das Gendern durch den Abschied vom generische­n Maskulinum zu einer „ausgeprägt­en Sexualisie­rung der Sprache, also zu einer permanente­n Betonung von Geschlecht­erdifferen­zen“. Es erfülle damit das Ziel der Geschlecht­ergerechti­gkeit also gerade nicht.

Der ÖRR aber sei, so die Unterzeich­nenden, in der Pflicht, „sich in Texten und Formulieru­ngen an geltenden Sprachnorm­en zu orientiere­n und mit dem Kulturgut Sprache regelkonfo­rm, verantwort­ungsbewuss­t und ideologief­rei umzugehen“. Zudem verweist der Aufruf auf Umfragen, laut denen mehr als drei Viertel der Medienkons­umenten den etablierte­n Sprachgebr­auch bevorzugen. „Der ÖRR sollte den Wunsch der Mehrheit respektier­en“, heißt es.

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