Was die Bubis vom Renn-Opa lernen können
Der Trend im Fußball geht zur Mäusegruppe. Oder zur Froschgruppe. Dort rekrutiert der FC Bayern künftig seine Talente. Mit neun Jahren, wie der von den Bayern zuletzt aus Mainz geholte Alex, da sind die Jungs doch verbraucht. Am Fuß und im Kopf eingefahren. Im Kindergarten – Stichwort Mäusegruppe – werden die Talente von übermorgen gesichtet. Welcher Kevin dem Justin am elegantesten den Ball vom Fuß stibitzt, den stattet Hasan Salihamidzic mit einem Zwanzig-Jahres-Vertrag samt zehnjähriger Option aus.
In der Formel 1 geht der Trend in die entgegengesetzte Richtung. Weg vom grünen Gasfuß hin zum Renn-Opa. Sebastian Vettel hat gerade sein Karriereende zum Saisonabschluss angekündigt. Eines der Argumente des Rennpiloten, warum er nicht mehr im Kreis fahren will: Mit 35 Jahren sei er zu alt, um ein Hinterbänkler-Team wie Aston Martin zu einem Titelaspiranten zu entwickeln.
Der milliardenschwere Teambesitzer Lawrence Stroll war auf den Vettel-Abgang vorbereitet und verpflichtete frisches Blut für die Herkulesaufgabe: Fernando Alonso. Alter: 41 Jahre. Der noch immer feurige Spanier aus Asturien sei genau der Richtige, um seine Garagenmannschaft in die Erfolgsspur zu lenken. Millionen Dollar hatte Teambesitzer Stroll über den Winter in die Infrastruktur investiert, auch damit sein Sohn Lance endlich in einem siegfähigen Renner
sitzt. Bislang ist die Strategie nicht aufgegangen. Mit dem Spurwechsel überraschte Alonso alle. Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer war am Sonntagabend noch von einer Vertragsverlängerung mit dem zweifachen Weltmeister ausgegangen. Ja, man brauche noch zehn Minuten, um den neuen Kontrakt auszuhandeln, bestätigte Alonso mit Dackelblick.
Wenige Stunden später verkündete er den Wechsel zu Aston Martin. Offensichtlich liefen die Verhandlungen schon länger. Die Formel-1-Bubis mögen am Simulator schon Weltmeister sein. Ein 41-Jähriger kann ihnen dennoch einiges beibringen – wie man auch abseits der Piste in jede sich bietende Lücke stößt.