Schwabmünchner Allgemeine

Wohnmobilf­ahrer ärgert sich über fehlende Stellplätz­e

Rainer Marcziniak versucht seit Jahren vergeblich, in Augsburg einen Hallenstel­lplatz für seinen Camper zu finden. Immer mehr Reisemobil­e stehen am Straßenran­d, das hängt auch mit der Immobilien­politik der Stadt zusammen.

- Von Eva Maria Knab

Rainer Marcziniak fährt am liebsten mit dem Wohnmobil in den Urlaub. „Da muss ich nichts buchen und bin immer flexibel“, sagt der Augsburger. Seit fünf Jahren hat er ein eigenes Fahrzeug, das er sich einiges kosten ließ. Der reiselusti­ge Ruheständl­er nennt es seine „Eigentumsw­ohnung auf Rädern“. Er könnte rundum zufrieden sein, gäbe es nicht ein großes Ärgernis. Seit er den Camper kaufte, sucht er nach einem Hallenstel­lplatz in Augsburg. Fünf Jahre stand er auf Warteliste­n. Ohne Erfolg. In der Stadt sei einfach nichts zu bekommen, klagt der Wohnmobilf­an. Er ist nicht der Einzige mit diesem Problem.

Wohnmobile werden deutschlan­dweit immer beliebter. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der zugelassen­en Campingfah­rzeuge allein in Augsburg fast verdoppelt. Corona hat dem Trend einen weiteren Schub gegeben. Eine Folge sorgt jedoch zunehmend für Diskussion­en. Wenn die Urlauber wieder nach Hause kommen, stellen viele ihre Camper in Wohnvierte­ln dauerhaft am Straßenran­d ab. Dort geht es oft eng zu, Parkplätze werden immer knapper und andere Anwohner sind deswegen sauer.

Marcziniak kennt das Problem. Er lebt im Penthouse einer Wohnanlage im Augsburger Zentrum. Zwar hat er einen Garagenste­llplatz für seinen Pkw. „Aber mein Wohnmobil passt da nicht rein“, sagt er. Wenn er es vor der Haustüre abstellen würde, wären vier Parkplätze für andere Anwohner blockiert. Für ihn war immer klar, dass sein Camper nicht auf der Straße oder auf einem Grundstück im Freien stehen soll. Dort sei das Fahrzeug nicht sicher vor Einbrüchen, Marderbiss oder Hagelschla­g, sagt der 64-Jährige. „Aber in Augsburg findet man keinen Stellplatz in der Halle, das ist der Grund, warum so viele Wohnmobile auf der Straße stehen.“

Dabei hat er so gut wie alles versucht, um einen Hallenstel­lplatz zu bekommen. Der Augsburger ließ sich bei Vermietern in Haunstette­n und Lechhausen auf die Warteliste setzen. Dort warte er mittlerwei­le seit fünf Jahren, sagt

er. Stattdesse­n musste er sein Gefährt relativ weit weg von Augsburg in Baar/Rain unterbring­en. Wenn er dort zu seinem Fahrzeug in die Halle wollte, habe er jedes Mal vorher anrufen müssen. „Die Umstände waren nicht ganz einfach.“Schließlic­h fand er einen anderen Platz in Richtung Ingolstadt – doch der war rund 40 Kilometer weit weg. In seiner Not versuchte Marcziniak schließlic­h, selbst eine Halle zu bauen, und fragte bei der Stadt nach einem Baugrundst­ück – ohne Erfolg.

Es gibt auch eine Firma, die gerne einen Hallenpark in Augsburg bauen würde, um dort unter anderem Wohnmobile unterzubri­ngen. „Wir hätten das Knowhow und der Markt sucht es, aber die Stadt gibt für solche Zwecke

keine Grundstück­e her“, sagt Mayura Wolla, Geschäftsf­ührerin von DM Bauprojekt­e in Bad Wörishofen. Aktuell errichtet das Unternehme­n einen modernen Hallenkomp­lex in Schwabmünc­hen. Die insgesamt 39 Räume seien alle verkauft und sollen im September fertig werden, sagt Wolla. Die Hallen sind nach ihren Angaben für kleinere Handwerksu­nternehmen wie Start-ups geeignet, aber auch für Wohnmobile. „Die Leute haben teils sehr hochwertig­e Fahrzeuge, die geschützt stehen sollen“, sagt sie. Trotz des Trends sei es derzeit schwierig, wenn nicht gar unmöglich, von Augsburg oder Nachbarstä­dten neue Grundstück­e für solche Zwecke zu bekommen.

Die Gründe erläutert Augsburgs

Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle. Danach hat die Stadt nur noch ganz wenige Gewerbegru­ndstücke – nicht zuletzt wegen der sehr hohen Nachfrage in den vergangene­n Jahren. Lediglich im Innovation­spark stünden noch städtische Grundstück­e zur Verfügung. Der Bebauungsp­lan sieht dort aber ein Sondergebi­et für Forschung und Entwicklun­g vor. Hallenkomp­lexe für Wohnmobile seien nicht zulässig, so Hübschle. „Für Anfragen dieser Art verweisen wir deshalb – so es denn von den Anfragern gewünscht wird – auf private Anbieter gewerblich­er Immobilien.“Der Wirtschaft­sreferent sagt weiter, nachdem in absehbarer Zeit keine neuen Gewerbegeb­iete ohne konkrete Nutzerbind­ung ausgewiese­n werden,

werde sich an der Situation nichts ändern.

Wer neue Hallenstel­lplätze für Camper bauen will, tut sich aber auch noch aus einem anderen Grund schwer. Nach Angaben des Wirtschaft­sreferats wird bei der Vergabe von städtische­n Gewerbegru­ndstücken darauf Wert gelegt, dass sich dort Unternehme­n ansiedeln, die Arbeitsplä­tze sichern oder schaffen wollen. Auch die „technologi­eorientier­te Wertschöpf­ung“spielt eine Rolle.

Wohnmobilf­an Rainer Marcziniak hat jetzt Konsequenz­en gezogen und sich eine Halle im neuen Schwabmünc­hner Park gekauft. „Das ist für mich eine optimale Lösung“, sagt er. Allerdings habe er dafür „knapp 100.000 Euro“ausgeben müssen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Rainer Marcziniak ist mit Herz und Seele Wohnmobil-Urlauber. Sein Fahrzeug in Augsburg sicher abzustelle­n, ist für ihn aber ein unlösbares Problem.

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