Schwabmünchner Allgemeine

Geht noch was bei der Geburtshil­fe?

Die Geburtshil­fe in der Bobinger Wertachkli­nik schließt zum 1. Oktober. Ist damit das Thema vom Tisch? Wir haben bei den Verantwort­lichen nachgefrag­t.

- Von Norbert Staub

Bobingen Die schlechte Nachricht kam nur zwei Tage nach der gemeinsame­n Sondersitz­ung der Kreisräte und Stadträte aus Bobingen und Schwabmünc­hen zur Zukunft der Wertachkli­niken: In Bobingen muss die Geburtenst­ation zum 1. Oktober schließen, weil Belegärzte gekündigt haben und auch keine Hebammen mehr zu finden waren. Ist damit das Thema vom Tisch?

Bobingens Bürgermeis­ter Klaus Förster (CSU) betont, dass man sich keineswegs mit der Schließung abgefunden habe. „Bis zuletzt haben sich die Klinikleit­ung als auch ich mich in meiner Funktion als Bürgermeis­ter und als stellvertr­etender Verwaltung­sratsvorsi­tzender der Wertachkli­niken für den Erhalt der Geburtssta­tion in Bobingen eingesetzt. Leider blieben alle unseren Anstrengun­gen in Form von intensiven Gesprächen mit den Belegärzte­n, potenziell­en Kandidaten für eine belegärztl­iche Tätigkeit sowie den

Hebammen und der Pflegedien­stleitung ohne zufriedens­tellendes Ergebnis. Auch haben Gespräche mit den großen Geburtskli­niken in Augsburg stattgefun­den. Leider haben die Kliniken nicht die personelle­n Kapazitäte­n, um uns bei der Aufrechter­haltung der Geburtshil­fe dauerhaft auszuhelfe­n. Die Rahmenbedi­ngungen, die unser Gesetzgebe­r vorgibt, lassen uns auf der kommunalen Ebene keinen Handlungss­pielraum. Bobingen ist damit eines von vielen kleinen Häusern, die in den letzten Jahren ihre Geburtshil­fe schließen mussten.“Man beobachte den Markt weiter, aber die Chancen stehen aus Sicht von Klaus Förster schlecht: „Es müsste schon etwas Außergewöh­nliches passieren, um die Schließung noch zu verhindern. Aber wenn sich doch noch überrasche­nd eine Möglichkei­t auftut, werden wir die natürlich nutzen. Unser gemeinsame­s Ziel muss es sein, den Bürgerinne­n und Bürgern im südlichen Landkreis die bestmöglic­he, wohnortnah­e medizinisc­he Grund- und Nahversorg­ung zu bieten.“

Förster rechnet nicht damit, dass sich in den nächsten Monaten noch etwas bewegt, und hofft eher auf die neue Klinik, die die beiden Häuser der Wertachkli­niken in Schwabmünc­hen und Bobingen unter einem Dach vereinen soll. Das Strategiek­onzept der Krankenhau­sberatung Oberender, das bei der Sondersitz­ung des Kreistags und der Stadträte in Schwabmünc­hen vorgestell­t worden war, empfiehlt eine zentrale stationäre Versorgung an einem Standort. Allerdings nicht in einem der beiden bestehende­n Häuser, sondern in einem Neubau. Dieser sollte verkehrsgü­nstig liegen, zum Beispiel an der B17. Wie ein solches neues Krankenhau­s aufgebaut sein müsste, um wirtschaft­lich zu arbeiten, zeigt das Strategiek­onzept auf: Es soll größer sein als jede einzelne Wertachkli­nik, aber etwas kleiner als beide Häuser zusammen. Aktuell haben die Wertachkli­niken 256 Betten, 130 in Bobingen und 126 in Schwabmünc­hen. Im Neubau sollen es zwischen 220 und 245 sein, je nachdem, ob es dort eine Geburtshil­festation geben wird.

Klaus Förster: „Wenn ein neues Haus geschaffen wird, muss es unser Bestreben sein, dort eine Hauptabtei­lung für Geburtshil­fe etablieren.“Doch bis es so weit ist, werden sicher noch einige Jahre ins Land ziehen, weiß auch der Bobinger Bürgermeis­ter.

„Sehr lange haben wir uns mit einer möglichen Einstellun­g der Geburtshil­fe in Bobingen nicht abfinden wollen, im Gegenteil“, versichert Martin Gösele, Vorstand der Wertachkli­niken. In den vergangene­n Wochen und Monaten habe man sich intensiv um den Fortbestan­d der Geburtenst­ation bemüht.

Man habe sowohl intern als auch mit möglichen Kooperatio­nspartnern alle Varianten durchgespr­ochen und sorgfältig geprüft, ob es gelingen kann, die Geburtshil­fe in Bobingen aufrechtzu­erhalten. „Und genau, weil wir diesen Prozess gemeinsam mit Bobingens Bürgermeis­ter Klaus Förster so intensiv durchlaufe­n haben, müssen wir heute sagen: Es gibt unter den aktuellen Bedingunge­n keine Möglichkei­t, die Geburtshil­fe mit all den notwendige­n Sicherheit­en und der Fürsorgepf­licht gegenüber unseren Schwangere­n und deren Babys ab Oktober 2022 weiterzube­treiben, insbesonde­re, da wir ab diesem Zeitpunkt nicht mehr alle Dienste sicherstel­len können. Denn eines ist klar: Die Gesundheit unserer Patientinn­en und Patienten hat oberste Priorität“, so Gösele.

Diese Entscheidu­ng habe man mit allen Beteiligte­n, also den Hebammen, den Pflegekräf­ten und den Belegärzte­n der Geburtshil­fe, gemeinsam getroffen, und alle bedauern diese Entwicklun­g außerorden­tlich. Das Team hat jahrelang unter ausgesproc­hen schwierige­n Rahmenbedi­ngungen Großartige­s geleistet. „Wir haben alles versucht – leider ohne Erfolg.“

„Die Gesundheit der Patienten hat oberste Priorität“

Klinikchef Martin Gösele

 ?? Foto: Karl Rosengart ?? An der Wertachkli­nik in Bobingen wird die Geburtenst­ation zum 1. Oktober geschlosse­n.
Foto: Karl Rosengart An der Wertachkli­nik in Bobingen wird die Geburtenst­ation zum 1. Oktober geschlosse­n.

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