Wasser aus dem eigenen Brunnen boomt
Immer mehr Menschen lassen sich auch im Augsburger Land einen eigenen Brunnen schlagen. Doch auch aus einem weiteren Grund haben die Brunnenbauer zurzeit Hochkonjunktur.
Landkreis Augsburg Die Blumen lassen ihre Köpfe hängen und der einst so grüne Rasen erinnert an die oberste Schicht eines gedeckten Streuselkuchens. Die hohen Temperaturen und der fehlende Niederschlag haben auch im Augsburger Land den Gärten schwer zugesetzt. Nur durch regelmäßiges Bewässern hat sich eine Versteppung der heimischen Blühflächen verhindern lassen. Doch statt mühsam volle Gießkannen vom Wasserhahn in den Garten zu schleppen, setzen aktuell immer mehr Menschen auf den eigenen Brunnen. „Unsere Auftragsbücher sind randvoll“, sagt beispielsweise Franz Balmes. Doch wie kommt man schnell und einfach an das kostbare Nass heran? Und ist dafür eine Erlaubnis erforderlich?
Brunnerbauer Balmes und auch Mathias Weissinger aus Königsbrunn haben sich auf das Schlagen von Brunnen spezialisiert. Rund zwei Monate dauert es momentan, bis die Profis den Kunden ein Angebot unterbreiten können. Zu groß ist die Nachfrage, denn im Landkreis Augsburg ist es außerhalb von Wasserschutzgebieten grundsätzlich möglich, einen Brunnen zur Gartenbewässerung zu errichten. Allerdings muss dies beim Landratsamt als sogenannter Erdaufschluss angezeigt werden. Nach Prüfung der Unterlagen auf Vollständigkeit erteilt dieses die Freigabe innerhalb eines Monats, die Kosten dafür belaufen sich auf 36,85 Euro. „Wichtig ist, dass mit der Bohranzeige neben einem Lageplan das Einverständnis des Wasserversorgers vorzulegen ist, sofern das Grundstück an die öffentlichen Wasserversorgungsanlagen angeschlossen ist“, teilt das Landratsamt mit.
Gab es vor einem Jahr insgesamt 70 Anfragen für einen Gartenbrunnen, sind es heuer bereits 80 in den ersten sechs Monaten. „Dabei handelt es sich in der Regel um einen sogenannten Rammfilterbrunnen“, erklärt Weissinger. Bei dieser Methode ist kein Erdaushub erforderlich, es wird lediglich ein Rohr mit einem Durchmesser von etwa vier Zentimetern in den Boden „gerammt“. Voraussetzung ist allerdings, dass die wasserführende Schicht nicht tiefer als acht Meter liegt. „Ansonsten ist es aus physikalischen Gründen nicht mehr möglich, das Wasser hochzupumpen“, sagt Weissinger. Um in Erfahrung zu bringen, in welcher Tiefe sich das Grundwasser auf dem eigenen Grundstück befindet, ist jedoch kein Wünschelrutengänger erforderlich. „Oft reicht es, wenn man sich in der Nachbarschaft erkundigt, ob schon jemand einen Brunnen hat“, empfiehlt Weissinger. Auskunft könnten jedoch auch der örtliche Wasserversorger oder das Wasserwirtschaftsamt in Donauwörth geben. Darf jedoch Grundwasser mit dem eigenen Brunnen gepumpt werden, dürfte dieses laut Landratsamt theoretisch auch zum Kochen, Spülen und Waschen verwendet werden. Aus hygienischer Sicht sei dazu aber eine Trinkwasserqualität erforderlich, die zuvor entsprechend geprüft werden sollte.
„Grundsätzlich ist das Wasser im Augsburger Raum sensationell gut“, sagt Weissinger. Brunnenbesitzer
aber würden immer wieder feststellen, dass es einen gewissen Sandgehalt gibt, der unter anderem gerne die Brauseköpfe verstopft. Dieses Problem aber lässt sich laut Weissinger mit einem simplen Trick lösen: „Einfach den Schlauch in der Mitte durchschneiden, einen Filter einsetzen und dann mit einer Kupplung die beiden Enden wieder verbinden.“So würde nur gereinigtes Wasser in den Sprühkopf gelangen. Doch nicht nur die Rammfilterbrunnen erfreuen sich momentan wachsender Beliebtheit. „Uns erreichen auch immer mehr Anfragen für eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe“, sagt Weissinger. Hier wird das Grundwasser über Rohre mit einem Durchmesser zwischen 100 und 125 Millimetern aus einer Tiefe von mehr als acht Metern für die Heizung des Gebäudes genutzt.
„Das Grundwasser hat im Schnitt eine Temperatur von zwölf Grad und wird dann mittels einer elektrischen Pumpe zur Oberfläche gebracht“, so Weissinger. Dort werde es dann elektrisch erwärmt und fließe in Heizspiralen unter dem Fußboden. Bei älteren Gebäuden etwa mit Lehmstampfböden sei laut Weissinger auch ein Anschluss
an bestehende Heizkörper möglich. „Dies ist aber nicht sehr effizient, da in dem Fall das Wasser deutlich höher erhitzt werden muss, damit die Geräte genug Wärme bekommen, um eine ausreichende Luftzirkulation zu erreichen.“Sinnvoller sei es daher, stattdessen die Heizspiralen nach oben zu verlegen. „Alte Häuser haben oft hohe Decken, die abgehängt sind und sich dafür bestens eignen“, rät der Fachmann. Dafür aber taucht hier ein ganz anderes Problem auf. „Um Grundwasser für eine Wärmepumpe zu entnehmen, ist immer eine Genehmigung erforderlich“, sagt Weissinger. Allerdings gebe es dafür bayernweit keine einheitliche Regelung. „Das liegt stattdessen im Ermessen der einzelnen Sachbearbeiter in den Landratsämtern und hier habe ich schon haarsträubende Sachen erlebt“, kritisiert er. Auch Königsbrunn würde auf jede Menge Grundwasser sitzen, doch die halbe Gemeinde sei von der Nutzung einer Wärmepumpe ausgeschlossen, obwohl es sich um ein geschlossenes System handle. „Die Energiewende scheitert immer wieder an der Bürokratie und bremst sich selber aus!“
„Das Wasser im Augsburger Raum ist sensationell gut.“
Brunnenbauer Mathias Weissinger