Schwabmünchner Allgemeine

Der Malocher

Porträt Fußball-Trainer Thomas Reis haucht Schalke 04 neues Leben ein. Nun steht das wegweisend­e Bundesliga-Kellerduel­l beim FC Augsburg an – für den Reis einst selbst auflief.

- Noa Hüper

Er schaut ja nahezu immer besorgt drein. Und die Sorgenfalt­en im Gesicht von Thomas Reis werden aktuell nicht weniger. Der 49-jährige Trainer steckt mit Schalke 04 mittendrin im Abstiegska­mpf der Fußball-Bundesliga. Die Gelsenkirc­hener stehen auf Tabellenra­ng 17. Auf den rettenden 15. Platz fehlt nur ein mageres Pünktchen. Dieser Abstand soll sich nach dem Spiel beim FC Augsburg an diesem Samstag verringern.

Der Kampf um den Klassenerh­alt ist für Reis nichts Neues. Als Spieler lief der Verteidige­r aus Wertheim bei Würzburg unter anderem acht Jahre für den VfL Bochum auf. Mit dem Verein aus dem Ruhrpott stieg er gleich dreimal in die erste Liga auf und auch zweimal wieder ab. 2003/2004 kickte Reis sogar für den damaligen Regionalli­gisten FC Augsburg und verpasste mit dem FCA am letzten Spieltag nur hauchdünn den Sprung in die zweite Liga.

Nach seinem Karriereen­de hielt er dem VfL Bochum die Treue. Zuerst als Scout, später als Trainer der Frauen und diverser Nachwuchst­eams arbeitete sich Reis hoch bis zum Chefcoach beim Malocher-Klub. Schon in seiner zweiten Saison führte er den VfL 2021 zum Zweitliga-Titel und damit zurück in Liga eins – nach elf Jahren Abstinenz. Dadurch wurde der dreifache Vater, der in zweiter Ehe mit der VfL-Spielerin Carina Reis (geb. Grendel) verheirate­t ist, auch als Trainer zum Helden des Vereins – und für dessen Fans keine zwei Jahre später zur Hassfigur.

Im Oktober 2022 wechselte er nach dem Katastroph­en-Start des VfL ausgerechn­et zum Rivalen Schalke 04. Als der oft emotionsge­ladene Reis Anfang März von Anhängern seines ExKlubs mit Schmähgesä­ngen und beleidigen­den Bannern empfangen wurde, blieb er allerdings ganz cool. Selbst die unzähligen Reispäckch­en, die „ihm zu Ehren“auf dem Rasen landeten, brachten ihn nicht aus der Fassung. Stattdesse­n fuhr sein Team drei Punkte ein. Reis sagte anschließe­nd ungewohnt wortkarg: „Kein Kommentar dazu, alles gut.“Sportlich gesehen ist für den Neu-Schalker aber noch längst nicht alles gut. Erst am Donnerstag sagte Reis: „Ganz ehrlich, das Training heute war unterirdis­ch. Wenn man so trainiert wie wir heute, braucht man gar nicht nach Augsburg zu fahren.“

Dabei muss gegen den FCA dringend ein Sieg her, damit sich die Reis’sche Gesichtsmu­skulatur ein wenig entspannt.

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Foto: nordphoto GmbH, Teresa Kroeger

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