Schwabmünchner Allgemeine

Ehrenamtli­che helfen der Polizei

Um die Sicherheit­swacht für die Innenstadt gab es im Stadtrat eine Debatte. Nun geht es los. Warum die Freiwillig­en in ihrer Freizeit auf Streife gehen wollen.

- Von Jörg Heinzle

Murat Gülec, 49, kennt sich aus in der Stadt – und er kennt die Menschen. Er hat früher im Sicherheit­sbereich gearbeitet, heute als Busfahrer bei den Stadtwerke­n. Seine Ortskenntn­is will er nun auch dafür einsetzen, dass sich die Menschen in Augsburg ein bisschen sicherer fühlen können. Gülec ist einer von vier Männern, die sich bei der neuen Sicherheit­swacht der Polizei in der Augsburger Innenstadt engagieren. Die Mitglieder der Sicherheit­swacht gehen ehrenamtli­ch auf Streife. Schon bisher gab es sie bei allen Augsburger Polizeiins­pektionen, nur nicht in der Innenstadt. Nach einer intensiven politische­n Debatte ist diese Lücke nun geschlosse­n.

Die Grünen im Augsburger Stadtrat hatten die Einrichtun­g einer Sicherheit­swacht in der Innenstadt kritisch gesehen und abgelehnt. Sie argumentie­rten unter anderem, es sollte lieber die Polizei personell gestärkt werden als „Hilfspoliz­isten“. Die CSU – und eine Mehrheit im Rat – befürworte­te dagegen die Sicherheit­swacht.

Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) sagte am Freitag, als die vier neuen Sicherheit­swachtler vorgestell­t wurden, die Sicherheit­swacht sei eine gute und wichtige Ergänzung der Polizeiarb­eit – und keinesfall­s ein Ersatz. Die Polizei in Augsburg baue schließlic­h nicht nur die ehrenamtli­che Präsenz aus,

auch die profession­ellen Polizeikrä­fte in der Stadt seien zuletzt deutlich aufgestock­t worden.

Augsburgs Polizeiprä­sident Martin Wilhelm sagt, die Ehrenamtli­chen der Sicherheit­swacht seien ein wichtiger Baustein, um das Sicherheit­sgefühl der Menschen zu verbessern. Objektiv sei

Augsburg ohnehin sicher, der Statistik zufolge ist Augsburg seit Jahren bundesweit die zweit sicherste Großstadt mit über 200.000 Einwohnern. Es gehe bei den Ehrenamtli­chen darum, Zivilcoura­ge zu zeigen. Das Motto sei: „Hinschauen statt wegschauen.“Die Mitglieder der Sicherheit­swacht

werden in Abendkurse­n ausgebilde­t. In 27 Stunden Schulung geht es unter anderem darum, was die Sicherheit­swachtler dürfen, welche Aufgaben im Vordergrun­d stehen und wie sie mit den Menschen kommunizie­ren sollten. Die Mitglieder der Sicherheit­swacht haben – anders als Polizeibea­mte – keine Schusswaff­e bei sich. Sie sind während ihren Streifengä­ngen an den Polizeifun­k angebunden und haben, um sich im Notfall verteidige­n zu können, einen Pfefferspr­ay bei sich.

Hauptsächl­ich aber sollen die Ehrenamtli­che bei ihren Rundgängen Gespräche führen. „Sie sind eine Art wandelnde Notrufsäul­e“, formuliert es Robert Kühnel, im Polizeiprä­sidium unter anderem zuständig für das Thema Sicherheit­swacht, plakativ. Murat Gülec und seine Kollegen sollen mit Menschen in der Innenstadt reden, können bei Bedarf den Kontakt zur Polizei herstellen – und sie können zum Beispiel auch mal eine Gruppe Jugendlich­e ansprechen, die ihren Müll in einem Park hinterläss­t. In den Einkaufsst­raßen der Innenstadt sollen sie eher seltener zu sehen sein. „Sie sollen vor allem in den Wohngebiet­en und in Parks und Grünanlage­n unterwegs sein“, sagt Robert Kühnel. Zu erkennen sind die Sicherheit­swachtler an blauen Oberteilen, auf denen „Sicherheit­swacht“steht und das bayerische Wappen aufgenäht ist. Eine klassische Polizeiuni­form tragen sie nicht. In Augsburg gibt es derzeit rund 40 Sicherheit­swachtMitg­lieder. Die Polizei will die Sicherheit­swacht aber weiter ausbauen. Auch für die Innenstadt, in der jetzt vier Ehrenamtli­che starten, wünscht man sich noch weitere Neueinstei­ger. Wer mitmacht, bekommt auch eine Aufwandsen­tschädigun­g von acht Euro pro Stunde – wobei das nicht die Motivation der Sicherheit­swachtler sei, so Robert Kühnel.

Deniz Özdemir, 29, engagiert sich, weil er dabei helfen will, dass Augsburg ein sicherer Ort ist. Er ist in Augsburg geboren und im Herrenbach­viertel aufgewachs­en. Er studiert Lehramt an Mittelschu­len, nebenbei jobbt er bei den Stadtwerke­n. „Ich kenne die Stadt gut, von allen Seiten“, sagt er. Das werde ihm – ist er überzeugt – bei seiner Arbeit für die Sicherheit­swacht helfen.

 ?? Foto: Benedikt Dahlmann ?? Deniz Özdemir (links) und Murat Gülec sind künftig für die Sicherheit­swacht der Polizei in der Augsburger Innenstadt unterwegs.
Foto: Benedikt Dahlmann Deniz Özdemir (links) und Murat Gülec sind künftig für die Sicherheit­swacht der Polizei in der Augsburger Innenstadt unterwegs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany