Israel-Flagge geschändet: Verdächtiger ist gefasst
Per Haftbefehl wurde der junge Mann, der die Israel-Flagge am Rathausplatz geschändet haben soll, gesucht. Jetzt ist er gefasst und soll in dieser Woche vor Gericht kommen.
Über drei Monate galt der 18-Jährige, der Mitte Oktober vergangenen Jahres laut Anklage die Israel-Fahne auf dem Augsburger Rathausplatz heruntergerissen und anzuzünden versucht hatte, als verschwunden. Er hatte sich, kurz nachdem die Staatsanwaltschaft Augsburg Anklage gegen seinen Freund und ihn erhoben hatte, auf und davon gemacht. Seitdem wurde er per Haftbefehl gesucht. Wie das Amtsgericht nun mitteilt, wurde der junge Syrer in der Zwischenzeit gefunden. Noch in dieser
Woche muss er sich vor Gericht verantworten.
Als er die Tat beging, schien es dem jungen Mann egal zu sein, ob er auf dem Video zu sehen ist oder nicht. Von seinem Freund ließ er sich damals filmen, als er in Windeseile den Masten vor dem Verwaltungsgebäude am Rathausplatz emporkletterte, die IsraelFlagge herunterriss und am Boden das Feuerzeug zückte.
Eine mutige Passantin ging dazwischen und hinderte ihn am Verbrennen der Fahne. Für das Video ließ sich der damals 18-Jährige in den sozialen Netzwerken feiern. Dort kursierte der Handymitschnitt.
Doch als ihm die Anklage zugestellt wurde, bekam er offenbar kalte Füße – und verschwand aus Augsburg.
In der Zwischenzeit wurde der Mittäter, der den Film erstellt hatte, wegen Beihilfe zur Verletzung von Flaggen- und Hoheitsrechten ausländischer Staaten und Sachbeschädigung vor dem Amtsgericht Augsburg nach dem Jugendstrafrecht verurteilt. Strafe: 80 Stunden soziale Hilfsdienste, eine Geldauflage von 200 Euro, die er an das Jüdische Kulturzentrum in Augsburg zahlen muss, sowie Gespräche über Antisemitismus. In der Verhandlung, die im Januar stattfand, war der Mittäter auch nach dem Aufenthaltsort seines flüchtigen Freundes gefragt worden. „In Hessen oder Essen.“Genauer könne er es nicht sagen, lautete damals die Antwort gegenüber dem Richter. Tatsächlich wurde der Hauptangeklagte Anfang März in Saarbrücken gefasst.
Wie das Amtsgericht Augsburg jetzt mitteilt, wurde der flüchtige Angeklagte, der per Haftbefehl gesucht wurde, inzwischen in Völklingen festgenommen, der viertgrößten Stadt des Saarlandes. Diesen Donnerstag nun soll er zur Prüfung der Haftfrage vor Gericht in Augsburg erscheinen. Verzichte der Angeklagte auf Ladungs- und Zustellungsfristen, dann werde voraussichtlich auch an diesem Termin bereits die öffentliche Hauptverhandlung stattfinden, informiert das Gericht. Es könnte also noch in dieser Woche ein Urteil fallen.
Die Schändung der Israel-Flagge auf dem Augsburger Rathausplatz hatte auch zu diplomatischen Kontakten zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik geführt. Israel hatte nach Bekanntwerden der Tat durch das verbreitete Handyvideo ein juristisches Strafverlangen an das Auswärtige Amt gerichtet.