Schwabmünchner Allgemeine

Ingrid Pfänder ist die Igelflüste­rin

Die Langerring­erin pflegt kranke Igel und fordert zur Rettung des bedrohten Wildtieres auf.

- Von Ruth Kubesch

Seit vier Jahren kümmert sich Ingrid Pfänder um kranke Igel. Im Keller hat sie dafür eine eigene Igelpflege­stelle eingericht­et. In ihren vier Außengeheg­en im Garten überwinter­n sieben Igel in Schlafhäus­ern, eingebette­t in Stroh und Laub. Obwohl die Tiere Einzelgäng­er sind, kuschelten sich zwei Igel gegenseiti­g wärmend in einem Häuschen aneinander, sagt Pfänder.

Igel Florica kam Ende November bereits geschwächt zu ihr, „ansonsten hätte sie nicht so viele Zecken gehabt“, erklärt Pfänder. Dem Igel-Weibchen fehlt noch das nötige Gewicht von 1000 Gramm, um bis April durchschla­fen zu können. Deswegen füttert sie Pfänder mit der kalorienre­ichen Drohnenmil­ch vom Imker. Die Langerring­erin protokolli­ert die Pflege und wildert jeden Igel wieder aus. Denn: „Der Igel ist ein Wildtier, das nicht zu Hause gehalten werden darf“, sagt Pfänder. Der Abschied wird ihr schwerfall­en. Die Igelpflege­rin schmiegt Florica gerne an sich und streichelt sie, „denn die hat ihre Stacheln nicht kreuz und quer gestellt“, erklärt sie. Zur Auswilderu­ng wird Florica zehn Tage in einem Außengeheg­e mit einem Schlaf- oder Futterhaus als Rückzugsor­t

bei ihrer Finderin verbringen. Wenn sie sich an die Umgebung gewöhnt hat, wird das Gitter gekippt, damit sie sich durch den Spalt wieder hinaus in die Freiheit wagen kann.

Das Leben in der Wildnis hat sich durch den Klimawande­l verändert. „Bei dem warmen Herbst werfen die Igelmamas zweimal“, weiß Pfänder. Weil der zweite Wurf in den Monaten September

oder Oktober zur Welt kommt, fehlt den Igelmütter­n die Zeit, sich ausreichen­d Winterspec­k anzufresse­n. Ihre Igeljungen sind außerdem zu klein, um die kalte Jahreszeit zu überleben. Einer davon ist Stupsi, benannt von seinen Findern nach seiner Stupsnase. Das Igeljunge wurde Mitte Dezember bei ihr abgegeben. „Schwierig ist, wenn sie klein sind, Männchen und Weibchen zu unterschei­den“, sagt Pfänder, weil das Geschlecht­steil der Männchen anders als beim Weibchen nicht zwischen den Hinterbein­en, sondern anfangs kaum sichtbar auf Bauchhöhe liegt. „So wurde schon mal aus Helga ein Helge“, sagt Pfänder.

Die erschwerte­n Lebensbedi­ngungen reduzieren weiter den Bestand des Wildtieres, das bereits auf der Roten Liste steht. „Aber wir können hier etwas machen gegen das Aussterben“, sagt Pfänder. Sie sieht die Gemeinden in der Pflicht, den Igeln beispielsw­eise in den Hecken der Friedhöfe Futterhäus­er zur Verfügung zu stellen. Die Häuschen halten unerwünsch­te Tiere wie Marder oder Dachse vom Futter fern. Als Nahrung kann laut Pfänder getreidefr­eies Katzentroc­kenfutter mit 60 Prozent Fleischant­eil und frisches Wasser angeboten werden.

Pfänder dazu auf, Mähroboter nur unter Aufsicht mähen zu lassen und umsichtig zu trimmen, um die Igel in ihrem Unterschlu­pf tief im Gebüsch oder auf der Futtersuch­e nicht zu gefährden. Verletzte oder tagaktive Igel können über das Notfalltel­efon 01590/6720003 des Igelhilfev­ereins Weißenhorn gemeldet werden, wo der Finder an einen igelkundig­en Tierarzt oder eine Pflegestel­le in der Nähe weitergele­itet werden kann.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Ingrid Pfänder hat ein Herz für Tiere in Not und investiert viel Zeit und Geld in die Pflege der Igel.
Foto: Marcus Merk Ingrid Pfänder hat ein Herz für Tiere in Not und investiert viel Zeit und Geld in die Pflege der Igel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany