Schwabmünchner Allgemeine

3787 Pfeifen für die Orgel

In der Pfarrkirch­e St. Michael in Schwabmünc­hen steht die Sanierung der Orgel kurz vor ihrem Abschluss. Ein Register des Instrument­s fördert Hochprozen­tiges zutage.

- Von Jennifer Kopka

Kirchenmus­iker Stefan Wagner befindet sich zur Abwechslun­g mal nicht vor, sondern in der Orgel. Eine Leiter führt geradewegs ins Innere des Instrument­s, das in der Stadtpfarr­kirche St. Michael in Schwabmünc­hen steht. Seit 2021 wird die Orgel saniert und steht nun kurz vor der Fertigstel­lung. „Ich habe meine große Orgel vermisst“, sagt Chorregent Stefan Wagner, der während der Sanierung auf einem viel kleineren Instrument in die Tasten hauen musste.

3787 Pfeifen und damit acht Pfeifen mehr als zuvor sind in der Orgel verbaut. Die acht Extra-Pfeifen gehören zur „Vox humana“, deren Klang der menschlich­en Stimme

nahekommen soll. Die „Vox humana“wurde beim Bau im Jahr 1999 noch ausgespart. Erst jetzt hat man die Firma Eule aus Bautzen mit dem Einbau des Registers beauftragt. „Ich bin schon gespannt wie ein Schnitzel, wie sie klingt“, sagt Kirchenmus­iker Wagner. Eineinhalb Tonnen Zinn sind in den Metallpfei­fen verbaut, die zwischen zwölf Millimeter und sechs Meter lang sind. Dazu kommen 24 Kubikmeter Kiefern-, Eichen-, Fichten-, Buchen- und Birnenholz unter anderem für das Gehäuse, die Bälge und das Ständerwer­k. In fünf Monaten wurde damals die Orgel zusammenge­baut.

Seit Januar sind Orgelbauer Fabian Zocher und sein Kollege Sangook No mit der Sanierung beschäftig­t. Im Jahr 2021 hatten sie begonnen mit der rund 120.000

Euro teuren Sanierung. Die parallel verlaufend­e Kirchenren­ovierung jedoch führte zur Zwangspaus­e: Die Baumaßnahm­en wirbelten zu viel Staub auf. Die Orgel musste daher unter Folie auf ihre Sanierung warten. Volle Auftragsbü­cher

der Orgelbauer verzögerte­n den Start. Anfang Mai soll die Sanierung nun abgeschlos­sen sein. „Die Gemeinde soll am Ende ein tolles Klangerleb­nis haben“, sagt Orgelbauer Fabian Zocher. Aktuell finden die Arbeiten zur Nachintona­tion statt. Dabei kommt unter anderem eine Zahnbürste zum Einsatz: So werden die Pfeifen durch Bohren, Feilen oder Schleifen klanglich aufeinande­r abgestimmt. Danach folgt das Stimmen. Das machen die Orgelbauer mit Stimmgerät und noch wichtiger: nach Gehör. Die Orgel-Firma aus Bautzen hat schon 1999 die Orgel verbaut. Eine Sanierung steht meist nach 25 Jahren an. Im ersten Arbeitssch­ritt gehen die Pfeifen baden oder werden, wenn sie aus Holz sind, zur Reinigung durchgepus­tet.

Von leise säuselnd bis majestätis­ch laut reichen die Klangschat­tierungen der neuen Orgel, erklärt Organist Stefan Wagner. Vom Spieltisch aus steuert er zusätzlich zum Pedal vier Manuale. Diese bedienen zu je einem Viertel die Pfeifen. Je nach Manual klingt die Orgel

nach Flöten, Trompeten oder ähnelt der menschlich­en Stimme. Die unterschie­dlichen Knöpfe werden auch Register genannt. Daher auch der Spruch: alle Register ziehen. „Was bei einer echten Orgel aber gar nicht möglich ist“, betont Stefan Wagner. Ein Register ist ganz speziell: Es fördert Hochprozen­tiges zutage. Bei Betätigung klappt ein kleines Fach mit Schnapsfla­sche und Glas auf. Die Legende besagt, dass früher die Orgelbauer so viel Wein zum Lohn erhielten, wie die größte Pfeife fassen konnte.

Am Pfingstson­ntag soll die Orgel zum 25-jährigen Bestehen zum ersten Mal bespielt werden. Dann begleiten Chor und Orchester unter Leitung von Stefan Wagner um 9 Uhr den Gottesdien­st in einer Orgelsolom­esse von F. Bühler.

„Die Gemeinde soll am Ende ein tolles Klangerleb­nis haben.“

Orgelbauer Fabian Zocher

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Foto: Jennifer Kopka Die Orgelbauer Sangook No und Fabian Zocher der Firma Eule aus Bautzen sanieren die Orgel.
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Fotos : Marcus Merk Kirchenmus­iker Stefan Wagner vor der Orgel in der Pfarrkirch­e St. Michael.
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Das versteckte Register mit Schnapsfla­sche und Glas.

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