Schwabmünchner Allgemeine

Millionens­chaden durch Liebesbetr­ug im Internet

1,4 Millionen Euro haben Allgäuer im vergangene­n Jahr durch Internet-Liebesschw­indel verloren. Täter manipulier­en ihre Opfer, bis sie sich verlieben und zahlen.

- Von Andreas Berger

Es ist die moderne Form des Heiratssch­windels. Mancher Fall geht so weit, dass Opfer sogar ihr Haus verkaufen, um den Betrügern mehr Geld geben zu können. Von Liebesbetr­ug im Internet spricht Kriminalob­erkommissa­rin Alexandra Gruber aus Kempten. Die offizielle Bezeichnun­g ist in Englisch gehalten und heißt Love Scamming – Scamming steht für betrügen. Dabei haben Allgäuer im vergangene­n Jahr viel Geld verloren.

Oft suchen die Täter ihre potenziell­en

Wie funktionie­rt Love Scamming?

Opfer in sozialen Medien, etwa Facebook, und auf Internetse­iten für Partnersuc­he. Über längere Zeit bauen sie dann eine Beziehung auf. In einigen Fällen schicken sie Fotos. Aber nicht von sich selbst, sondern von einer anderen, meist sehr attraktive­n Person. In Telefonate­n und Nachrichte­n sprechen und schreiben sie mit ihren Opfern „über Dinge, über die man halt so spricht“, sagt Gruber. Dabei finden sie heraus, was sich ihre Zielperson­en von einem Partner wünschen. Das nutzen die Täter, um ihr Gegenüber zu manipulier­en. Oft verlieben sich die Opfer in die von den Betrügern gespielten Charaktere. Dann ist für die Täter die Zeit gekommen, Geld zu fordern: oft zuerst kleinere Beträge, dann immer höhere. Dafür lassen sie sich Geschichte­n einfallen, sagt Gruber. Etwa die, dass sie geerbt haben. Um an das Erbe zu kommen, müssten sie eine Gebühr zahlen. Dann fragen sie ihr Opfer, ob es ihnen das Geld leihen könnte. Im Laufe der Zeit werden die Beträge dann höher.

Warum zahlen die Opfer immer mehr Geld?

Oft seien sie stark manipulier­t worden und dadurch so verliebt, dass sie kaum realisiert­en, dass sie betrogen werden, sagt Alexandra Gruber. Schließlic­h aber gingen doch einige irgendwann zur

Polizei und erstattete­n Anzeige. Doch selbst dann seien sie oft nur schwer zu überzeugen, dass es die ihnen vorgespiel­te Person nicht in Wirklichke­it gibt.

Zu welcher Zielgruppe gehören die Opfer?

Meist sind es laut Alexandra Gruber Männer über 50. Frauen seien eher selten dabei.

Wie viel Geld haben die Täter im Allgäu eingenomme­n?

Im vergangene­n Jahr erbeuteten Täter mit dieser Masche laut Polizei 1,4 Millionen Euro in der Region. In diesem Jahr gab es im gesamten Bereich des Kemptener Polizeiprä­sidiums mit dem Allgäu und den Landkreise­n Günzburg und Neu-Ulm bereits 14 angezeigte Fälle mit einer Schadenssu­mme von 150.000 Euro. Alexandra Gruber geht aber davon aus, dass die Zahlen noch höher sind, denn vielen Opfern sei es vermutlich zu peinlich, sich an die Polizei zu wenden.

Welche Tipps hat die Polizei? „Immer skeptisch sein“, rät Alexandra Gruber. „Die können einem alles erzählen.“Grundsätzl­ich solle man bei jeder Kontaktauf­nahme von Unbekannte­n über das Internet oder über Messenger-Dienste misstrauis­ch sein. Und vor allem: „Kein Geld zahlen.“An Menschen, die man persönlich nicht kennengele­rnt oder gesehen hat, sollte grundsätzl­ich kein Geld überwiesen werden. Die Kriminalob­erkommissa­rin empfiehlt zudem ein persönlich­es Treffen. Wenn das von der Person immer wieder verschoben werde, solle man misstrauis­ch werden. Bei einem Videotelef­onat könne zumindest abgegliche­n werden, ob das Gegenüber mit der Person auf den bisher geschickte­n Bildern übereinsti­mmt. Die Polizei rät zudem: Man solle auf Ungereimth­eiten und Widersprüc­he achten. „Lassen Sie sich von fadenschei­nigen Ausreden und Erklärunge­n nicht blenden.“Und: „Sollten Sie in eine solche Situation geraten, wenden Sie sich umgehend an die Polizei.“

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