Millionenschaden durch Liebesbetrug im Internet
1,4 Millionen Euro haben Allgäuer im vergangenen Jahr durch Internet-Liebesschwindel verloren. Täter manipulieren ihre Opfer, bis sie sich verlieben und zahlen.
Es ist die moderne Form des Heiratsschwindels. Mancher Fall geht so weit, dass Opfer sogar ihr Haus verkaufen, um den Betrügern mehr Geld geben zu können. Von Liebesbetrug im Internet spricht Kriminaloberkommissarin Alexandra Gruber aus Kempten. Die offizielle Bezeichnung ist in Englisch gehalten und heißt Love Scamming – Scamming steht für betrügen. Dabei haben Allgäuer im vergangenen Jahr viel Geld verloren.
Oft suchen die Täter ihre potenziellen
Wie funktioniert Love Scamming?
Opfer in sozialen Medien, etwa Facebook, und auf Internetseiten für Partnersuche. Über längere Zeit bauen sie dann eine Beziehung auf. In einigen Fällen schicken sie Fotos. Aber nicht von sich selbst, sondern von einer anderen, meist sehr attraktiven Person. In Telefonaten und Nachrichten sprechen und schreiben sie mit ihren Opfern „über Dinge, über die man halt so spricht“, sagt Gruber. Dabei finden sie heraus, was sich ihre Zielpersonen von einem Partner wünschen. Das nutzen die Täter, um ihr Gegenüber zu manipulieren. Oft verlieben sich die Opfer in die von den Betrügern gespielten Charaktere. Dann ist für die Täter die Zeit gekommen, Geld zu fordern: oft zuerst kleinere Beträge, dann immer höhere. Dafür lassen sie sich Geschichten einfallen, sagt Gruber. Etwa die, dass sie geerbt haben. Um an das Erbe zu kommen, müssten sie eine Gebühr zahlen. Dann fragen sie ihr Opfer, ob es ihnen das Geld leihen könnte. Im Laufe der Zeit werden die Beträge dann höher.
Warum zahlen die Opfer immer mehr Geld?
Oft seien sie stark manipuliert worden und dadurch so verliebt, dass sie kaum realisierten, dass sie betrogen werden, sagt Alexandra Gruber. Schließlich aber gingen doch einige irgendwann zur
Polizei und erstatteten Anzeige. Doch selbst dann seien sie oft nur schwer zu überzeugen, dass es die ihnen vorgespielte Person nicht in Wirklichkeit gibt.
Zu welcher Zielgruppe gehören die Opfer?
Meist sind es laut Alexandra Gruber Männer über 50. Frauen seien eher selten dabei.
Wie viel Geld haben die Täter im Allgäu eingenommen?
Im vergangenen Jahr erbeuteten Täter mit dieser Masche laut Polizei 1,4 Millionen Euro in der Region. In diesem Jahr gab es im gesamten Bereich des Kemptener Polizeipräsidiums mit dem Allgäu und den Landkreisen Günzburg und Neu-Ulm bereits 14 angezeigte Fälle mit einer Schadenssumme von 150.000 Euro. Alexandra Gruber geht aber davon aus, dass die Zahlen noch höher sind, denn vielen Opfern sei es vermutlich zu peinlich, sich an die Polizei zu wenden.
Welche Tipps hat die Polizei? „Immer skeptisch sein“, rät Alexandra Gruber. „Die können einem alles erzählen.“Grundsätzlich solle man bei jeder Kontaktaufnahme von Unbekannten über das Internet oder über Messenger-Dienste misstrauisch sein. Und vor allem: „Kein Geld zahlen.“An Menschen, die man persönlich nicht kennengelernt oder gesehen hat, sollte grundsätzlich kein Geld überwiesen werden. Die Kriminaloberkommissarin empfiehlt zudem ein persönliches Treffen. Wenn das von der Person immer wieder verschoben werde, solle man misstrauisch werden. Bei einem Videotelefonat könne zumindest abgeglichen werden, ob das Gegenüber mit der Person auf den bisher geschickten Bildern übereinstimmt. Die Polizei rät zudem: Man solle auf Ungereimtheiten und Widersprüche achten. „Lassen Sie sich von fadenscheinigen Ausreden und Erklärungen nicht blenden.“Und: „Sollten Sie in eine solche Situation geraten, wenden Sie sich umgehend an die Polizei.“