Schwabmünchner Allgemeine

Was den DFB vom FC Bayern unterschei­det

- Von Johannes Graf

Fehlt eigentlich nur noch Jörg Draeger, der Fernsehmod­erator mit dem markanten Schnauzbar­t. Warum auch sollte ein Bundestrai­ner den Kader für eine Europameis­terschaft bekannt geben. Nur weil er derjenige ist, der die Spieler auserwählt hat und zum Titel führen soll? Nein, so einfach macht es sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nicht. Deshalb, zurück zu Draeger. Den kennen die meisten Deutschen, weil er es in den 90ern mit der Show „Geh aufs Ganze“zu kultiger Berühmthei­t brachte. Kurz erklärt: Kandidaten hatten die Wahl zwischen drei Toren. Hinter zwei verbargen sich Preise, hinter dem dritten der Zonk, ein rotgraues Plüschgeti­er.

Man stelle sich also vor: Draeger lässt Tor drei öffnen und dahinter verbirgt sich kein Auto, sondern – Überraschu­ng – Florian Wirtz. Günther Jauchs „Wer wird Millionär“würde natürlich auch funktionie­ren. Wobei die Antwortmög­lichkeiten durchaus eine Herausford­erung sein könnten. Hätte der Kandidat die Wahl zwischen Mats Hummels, Thomas Müller, Toni Kroos und Bastian Schweinste­iger, wäre die Antwort gar nicht so einfach. Spricht der Fan, könnten Wunsch und Wirklichke­it weit auseinande­rliegen.

Der DFB jedenfalls ging auf Nummer sicher. Nachrichte­nmoderator­en stehen nicht im Verdacht, mit ihren Meldungen Klamauk zu betreiben. Wobei mancher es durchaus als Scherz interpreti­ert haben dürfte, als Jens Riewa

in der „Tagesschau“Nico Schlotterb­eck als EM-Nominierte­n verkündete. Am Montag oblag dem Pflege-Influencer Rashid Hamid die Ehre, einen weiteren Spieler via Instagram preiszugeb­en. Der 93-jährigen Oma Lotti überbracht­e er ein DFB-Trikot und eine Torte mit Jonathan Tahs Konterfei. Zugegeben: durchaus gelungen.

Gespannt wartet die Nation jetzt darauf, wie der nächste Landesvert­reter präsentier­t wird. Am Donnerstag ist der Zauber ja leider schon vorbei, wenn Bundestrai­ner Julian Nagelsmann für Klarheit sorgt. Bis dahin – alles möglich. Kanzler Olaf Scholz könnte in einer kurzfristi­gen Rede zur Lage der Nation Verteidigu­ng und Angriff thematisie­ren. Als Bier-Partner der EM könnte die Bitburger-Gruppe einen Werbespot schalten, in dem Niclas Füllkrug jemandem einen einschenkt. Und im Radio könnte DJ Ötzi nicht vom „Anton aus Tirol“, sondern vom Namensvett­er aus Stuttgart trällern.

Was den DFB derzeit vom FC Bayern unterschei­det, ist somit auch geklärt: Der eine präsentier­t Namen, der andere immer wieder einen Zonk.

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Foto: Hempel, dpa Jörg Draeger und der Zonk in „Geh aufs Ganze“.
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