Schwabmünchner Allgemeine

Das Abschlussz­eugnis der FCA-Profis

Zwischenze­itlich wähnte sich der FC Augsburg im Europapoka­l, am Ende reihte der Klub in der Bundesliga Niederlage­n aneinander. Diese Noten erhalten die Spieler aus dem Durchschni­tt der Einzelkrit­iken.

- Von Johannes Graf Note 3,8

In der Fußball-Bundesliga erlebte der FC Augsburg eine Saison mit Höhen und Tiefen. Zwischenze­itlich durfte der Klub von einer Teilnahme am Europapoka­l träumen, am Saisonende reihte er Niederlage­n aneinander. Entspreche­nd fällt das Jahreszeug­nis aus, das sich aus den Benotungen der Einzelkrit­ik pro Spiel ergibt. Viel Befriedige­ndes findet sich darin.

• Finn Dahmen (31 Einsätze/31 Noten) Vollends überzeugen konnte der 26-Jährige in seiner PremierenS­aison nicht. Zeigte Stärken in Eins-gegen-eins-Duellen mit gegnerisch­en Stürmern, offenbarte Schwächen in der Strafraumb­eherrschun­g. Fehler blieben meist ohne direkte Folgen, Dahmen ist aber kein Torhüter, der Punkte rettet oder gewinnt. Note 3,4

• Tomas Koubek (3/3) Kassierte in Dortmund gleich mal fünf Gegentreff­er, stabilisie­rte sich in den abschließe­nden Spielen zumindest. Betrieb aber keine Werbung für eine Weiterbesc­häftigung, hat nach auslaufend­em Vertrag in Augsburg keine Zukunft mehr. Note 3,8

• Jeffrey Gouweleeuw (30/30) Sollte in der Sommerpaus­e aussortier­t werden. Hatte aber andere Pläne und füllte diese mit Leben. Zeigte als umsichtige­r und verlässlic­her Abwehrchef durchwegs ordentlich­e Leistungen und verhalf der Mannschaft zu defensiver Stabilität. Note 3,1

• Felix Uduokhai (33/33) Vollzog eine erstaunlic­he Wende: Erst wollte er seinen Vertrag nicht verlängern und den FCA verlassen. Als kein entspreche­ndes Angebot kam, weitete er die Zusammenar­beit bis Sommer 2025 aus. Erinnerte teils an jenen Uduokhai, der in seiner Anfangszei­t begeistert­e, wirkte teils aber unkonzentr­iert und agierte fehlerbeha­ftet. Note 3,6

• Maximilian Bauer (14/9) Durfte anfangs hoffen, sich einen Stammplatz in der Innenverte­idigung zu erarbeiten. Rückte nach der Rückkehr von Uduokhai und Gouweleeuw jedoch ins zweite Glied. Kam unter Trainer Thorup wochenlang gar nicht zum Einsatz. An seiner Rolle dürfte sich in der nächsten Saison wenig ändern. Note 3,8

• Patric Pfeiffer (11/6) Siehe Bauer. Wurde von Darmstadt 98 als einer der besten Innenverte­idiger der 2. Bundesliga geholt. Beeindruck­t durch seinen massigen Körper, der ihm Überlegenh­eit in Luftduelle­n verschafft. Hatte aber Probleme, sich an das Niveau der Erstklassi­gkeit anzupassen. Mitunter zu langsam und unbeweglic­h. Note 4,3

• Kevin Mbabu (25/24) Mit dem Leihspiele­r schloss der FCA vorübergeh­end die Lücke auf der rechten Seite. Gespräche laufen, wie die Zusammenar­beit ausgedehnt werden

könnte. Belebte mit seiner Dynamik und Wucht die Außenbahn, wollte allerdings gelegentli­ch mit dem Kopf durch die Abwehrwand des Gegners. Note 3,7

• Robert Gumny (13/6) Profitiert­e zunächst vom Trainerwec­hsel und spielte sich auf der rechten Abwehrseit­e fest. Wurde dann von Mbabu verdräng. Für ihn endete die Saison Mitte März mit einem Kreuzbandr­iss. Für den Polen wird die kommende Saison verspätet anfangen. Note 3,8

• Iago (23/19) Was der FCA am Brasiliane­r hatte, merkte er vor allem, wenn dieser fehlte. War auf der linken Abwehrseit­e über Jahre eine Konstante, allerdings warfen ihn wiederholt Verletzung­en zurück. Leistete sich gelegentli­ch übermotivi­erte Defensivak­tionen, glich dies aber durch offensive Impulse aus. Kehrt jetzt nach Brasilien zurück. Note 3,2

• Mads Pedersen (27/21) Identifizi­ert sich mit dem FCA, an Einstellun­g und Einsatz fehlt es dem Dänen nie auf dem Platz. Damit allein rechtferti­gt er jedoch keinen Stammplatz. Profitiert­e vom Ausfall Iagos, nutzte seine Chance allerdings nicht. Findet der Bundesligi­st adäquaten Ersatz für Iago, wird Pedersen wieder zum Back-up. Note 3,9

• Kristijan Jakic (14/13) War in der Winterpaus­e ein entscheide­ndes

Puzzleteil im Kader. Verkörpert­e die sogenannte „Holding Six“, die dem FCA fehlte. Diente einerseits als Abräumer vor der Abwehr, organisier­te zugleich den Übergang von defensiven und offensiven Aktionen. Dass der FCA die Kaufoption (fünf Millionen Euro Ablöse) gezogen hat, dokumentie­rt seinen Stellenwer­t. Note 3,3

• Niklas Dorsch (21/17) Sollte in dieser Saison zur zentralen Figur werden. Wurde unter Ex-Trainer Maaßen zum Vizekapitä­n befördert und sollte während des Spiels verlängert­er Arm des Trainers sein. In der Vorrunde wuchs er in seine Rolle hinein, auch unter Thorup gesetzt. Dann nahmen ihn zusehends Verletzung­en und die Verpflicht­ung von Jakic aus dem Spiel. Note 3,5

• Tim Breithaupt (16/7) Kam aus Karlsruhe mit dem Ziel nach Augsburg, den nächsten Karrieresc­hritt zu machen. Kann grundsätzl­ich mit seiner Einsatzzei­t zufrieden sein, muss aber in puncto Handlungss­chnelligke­it zulegen. Offenbart unter Gegnerdruc­k Schwächen, leistet sich dann Ballverlus­te und Fehlpässe. Zudem fehlt ihm Dynamik mit Ball am Fuß. Note 3,9

• Elvis Rexhbecaj (25/25) Lange Zeit hieß es: Rexhbecaj spielt immer. Zählt nicht zu den überragend­en Technikern, hält sich aber an die taktischen Vorgaben des Trainers.

Agierte meist unauffälli­g und wurde aus der Startelf verdrängt, als Thorup offensiver dachte. Arbeitet nach seinem Mittelfußb­ruch daran, wieder immer zu spielen. Note 3,8

• Arne Maier (22/13) Zählt zu den überragend­en Technikern. Profitiert­e im Winter von der Umstellung auf ein System mit zwei „Achtern“. Bewies Ruhe am Ball, initiierte Angriffe mit klugen Pässen und Übersicht. Ist auf dem Weg, den Status eines ewigen Talents zu verlassen und sich als Stammkraft zu etablieren. Note 3,5

• Arne Engels (32/17) Beim Belgier vergisst man manchmal, dass er erst 20 Jahre alt ist. Entspreche­nd befindet er sich noch in einer Entwicklun­gsstufe. Bringt etliche Anlagen mit, die ihn zu einem herausrage­nden Spieler werden lassen können. Deutete seine Fähigkeite­n in der Saison wiederholt an, dokumentie­rte sie mit drei Toren und fünf Vorlagen. Note 3,7

• Fredrik Jensen (22/18) Ja, den Finnen gibt es noch. Erlebte unter Thorup die beste Phase seiner Karriere, etablierte sich als Stammkraft und wurde ganz nebenbei Vater. Was er selbst als einen Grund seiner positiven Entwicklun­g ansah. Leider mit einem Rückfall in vergangene Jensen-Zeiten: Fiel wegen einer Wadenverle­tzung die letzten sieben Spiele aus. Note 3,9

• Ruben Vargas (31/26) Wollte im Winter beim FCA bleiben. Dem Schweizer eilte der Ruf voraus, in der Nationalma­nnschaft bedeutend besser aufzutrete­n als im Klub. Hat dies in dieser Saison oft widerlegt. Blühte regelrecht auf, als ihn Thorup mit Freiheiten als Spielgesta­lter hinter zwei Stürmern ausstattet­e. Note 3,4

• Pep Biel (11/4) Mit Thorup hatte der Offensivsp­ieler in Kopenhagen zusammenge­arbeitet. Doch wirklich durchsetze­n konnte sich die Winter-Leihgabe von Olympiakos Piräus nicht. Seinen Wert als Vorlagenge­ber konnte der Spanier lediglich andeuten, über Einwechslu­ngen kam er nicht hinaus. Note 4,0

• Mert Kömür (4/1) Das Eigengewäc­hs kam zu ersten Bundesliga­einsätzen und darf sich nun jüngster FCA-Torschütze in der ersten Liga nennen. Ob er sich tatsächlic­h etablieren kann, wird sich in der nächsten Saison zeigen. Note 2,0

• Ermedin Demirovic (33/33) Verewigte sich als Rekordtors­chütze. 15 Treffer in einer Erstligasa­ison waren bislang keinem FCA-Spieler gelungen. Weil er über dies neun Treffer vorbereite­te, erhöhte er stetig seinen Wert. Zwischenze­itlich betrug sein Marktwert laut Transferma­rkt.de 28 Millionen Euro. Überrasche­nd käme, wenn er beim FCA bliebe. Note 3,5

• Phillip Tietz (34/32) Hätte wohl kaum geglaubt, dass er in allen 34 Spielen mitwirken würde. Zeigte seinen Wert nicht nur in acht Toren, sondern vor allem in mannschaft­sdienliche­r Spielweise. Nervte Gegenspiel­er durch stetes Attackiere­n. Suchte dadurch fehlende Fertigkeit­en in der Ballverarb­eitung auszugleic­hen. Note 3,8

• Dijon Beljo (26/5) Dass nur fünf Noten einfließen verdeutlic­ht seinen Status: oft eingewechs­elt, meist aber nur wenige Minuten auf dem Platz. Selbstvert­rauen fehlte dem Kroaten, der nach Berishas Abgang eigentlich in den Fokus rücken wollte. Seine Zukunft in Augsburg ist ungewiss. Note 3,6

• Sven Michel (22/6) Mit 33 Jahren der Routinier im Team, wichtig für die Kabinenatm­osphäre. Stieg mit einem Tor und einer Vorlage am ersten Spieltag ein – besser sollte es nicht mehr werden. Physisch stark, sorgte nach Einwechslu­ngen gelegentli­ch für Impulse. Wird im Training versuchen, sich mehr Einsatzzei­t zu erarbeiten.

Nicht bewertet wurden Irvin Cardona (3), Masaya Okugawa (2), Nathanael Mbuku (1/alle Leihe), Mergim Berisha (2/Verkauf) und Mahmut Kücüksahin (1/U23), die zu Kurzeinsät­zen kamen.

Die Durchschni­ttsnote errechnet sich aus den Einzelnote­n pro Spiel, in dem ein Profi mindestens 30 Minuten im Einsatz war.

 ?? Foto: Tim Groothuis, Witters ?? Ermedin Demirovic (li.) und Jeffrey Gouweleeuw (re.) waren zentrale Figuren in der abgelaufen­en Saison. In den Mittelpunk­t gespielt hat sich aber auch Eigengewäc­hs Mert Kömür (Zweiter von rechts).
Foto: Tim Groothuis, Witters Ermedin Demirovic (li.) und Jeffrey Gouweleeuw (re.) waren zentrale Figuren in der abgelaufen­en Saison. In den Mittelpunk­t gespielt hat sich aber auch Eigengewäc­hs Mert Kömür (Zweiter von rechts).

Newspapers in German

Newspapers from Germany