Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Der Mann, der die Stars ins rechte Licht rückte
(dpa) - Er gilt als einer der besten Kameramänner der Welt und hat eine beispiellose HollywoodKarriere in Hollywood hinter sich: Michael Ballhaus. Heute feiert der Mann, der für Coppola, Scorsese und Fassbinder die Kamera führte, in Berlin seinen 80. Geburtstag.
Ein Interview mag er nicht mehr geben. Der Grüne Star raubt ihm das Augenlicht. „Es sind die Farben, die bleiben, die Gesichter, das Leuchten weißer Lichter in einer dunkelblauen Nacht“, notiert er in seiner Biografie.
Eine beispiellose Beziehung verband Ballhaus mit Martin Scorsese. Vom ersten gemeinsamen Low-Budget-Film „After Hours“(1985) bis zum 100 Millionen Dollar teuren Abschiedswerk „Departed“(2006) mit Leonardo DiCaprio und Jack Nicholson entwickelte das Duo eine eigene Bildsprache, die innovativ mit Licht, Raum und Bewegung arbeitete. Scorseses Bandenepos „Gangs of New York“trug Ballhaus 2002 seine dritte Oscar-Nominierung ein – nach der Komödie „Nachrichtenfieber“(1987) und dem Nachtclubfilm „Die fabelhaften Baker Boys“(1989). Die 360-Grad-Kamerafahrt um Michelle Pfeiffer herum wurde als „BallhausKreisel“zu seinem Markenzeichen.
Entdeckt hatte Ballhaus seine Leidenschaft schon als 18-Jähriger. Aufgewachsen in der Theaterkommune seiner Schauspieler-Eltern in Coburg hatte er Max Ophüls beim Dreh für „Lola Montez“zuschauen dürfen. Dann lernte er den jungen Rainer Werner Fassbinder kennen. Die beiden sollten die Ästhetik des Neuen Deutschen Films prägen. Fünfzehn Filme machten sie zusammen, darunter die Meisterwerke „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“(1972) und „Die Ehe der Maria Braun“(1979). Bei „Berlin Alexanderplatz“kam es 1980 zum Bruch.
Privat lebte Ballhaus sehr bürgerlich. Mit seiner Frau Helga, mit der er auch zwei Söhne hat, war er fast 50 Jahre verheiratet. Sie starb 2006 an Krebs. 2011 heiratete er die um 25 Jahre jüngere Regisseurin Sherry Hormann, für deren Film „3096 Tage“über den Fall Kampusch er ein letztes Mal hinter die Kamera trat.