Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Beruhigendes Signal
Barack Obama ist kein Weltuntergangsprophet. Vom Typus her ist er rational, gründlich abwägend, behutsam in der Wahl seiner Worte. Wenn also der US-Präsident in der Möglichkeit, dass Terroristen an Nuklearmaterial kommen, eine der größten Gefahren der Gegenwart sieht, dann wird er wissen, wovon er spricht.
Zugegeben, nukleare Sicherheit beruht auf Was-wäre-wennSzenarien. Nach den Anschlägen des 11. September 2001 kochte die Debatte darüber hoch: Nicht auszumalen, käme al-kaida in den Besitz von Atomwaffen. Die falschen Dossiers des Irakkrieges haben die Öffentlichkeit später skeptisch werden lassen. Nun aber weisen Sicherheitsbehörden immer wieder auf die Gefahr hin, dass Terrorzellen in den Besitz radioaktiven Materials gelangen könnten. Das Ausmaß der Schäden, die ein Anschlag mit einer „schmutzigen Bombe“anrichten könnte, mag sich niemand vorstellen.
Deshalb sendet der Atomgipfel ein beruhigendes Signal aus, auch wenn mit Russland einer der Schlüsselakteure der Nukleardiplomatie durch Abwesenheit glänzte. Die Vereinigten Staaten und China, die beiden großen Gegenspieler des 21. Jahrhunderts, haben beschlossen, beim Thema Nuklearsicherheit enger zu kooperieren. Das atomare Vabanquespiel des Nordkoreaners Kim Jong-un zwingt sie ins selbe Boot. Auch Peking lässt angesichts der Nervenspiele, mit denen das Regime in Pjöngjang seine Nachbarn in Atem hält, Irritationen erkennen. Es ist der Ausnahmefall, in dem sich die Interessen von Chinesen und Amerikanern decken, sodass sie so etwas wie ein Zweckbündnis eingehen.