Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Spargelbau­ern hoffen auf Sonnensche­in

Kostenanst­ieg durch Mindestloh­n lässt sich noch nicht durch höhere Marktpreis­e auffangen

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(lsw) - Feucht, kühl und wenig Sonne: Bisher war es kein ideales Spargelwet­ter. Die Erzeuger in Baden-Württember­g warten noch darauf, dass die Saison richtig in Fahrt kommt. Zwar wurde der erste heimische Spargel auf beheizten und mit Folien geschützte­n Feldern bereits Mitte März gestochen, doch noch sind die Mengen bescheiden. Sollte es am Wochenende tatsächlic­h 18 bis 20 Grad warm werden, dürfte die Ernte aber schnell in Gang kommen. „Wenn die Sonne mal zwei Tage scheint, kann die Folie ihre Wirkung voll entfalten, dann geht es mit dem Wachstum der Spargelpfl­anzen rasant vorwärts“, sagt der Geschäftsf­ührer der Obst- und Gemüse-Absatzgeno­ssenschaft Nordbaden eG (OGA), Hans Lehar.

Noch sei Spargel relativ teuer, weil es zu wenig Ware gebe, so Lehar. Top-Qualität koste aktuell bis zu 20 Euro je Kilogramm. In der Haupternte­phase werden die Preise für gute Qualitäten nach Angaben des Experten wohl auf sechs bis acht Euro pro Kilogramm fallen. Noch sei die Nachfrage sehr verhalten. Nur zu Ostern sei Spargel schon gut nachgefrag­t worden. „Alle warten jetzt auf die Sonne. Wir setzen auf das Wochenende.“

Im Spargelanb­au arbeiten inzwischen mindestens 70 bis 80 Prozent der hauptberuf­lichen Produzente­n mit Folien auf ihren Feldern. Die OGA ist unter den Erzeugeror­ganisation­en in Deutschlan­d mit rund 6000 Tonnen pro Jahr der größte Vermarkter von deutschem Spargel.

Mindestloh­n belastet Firmen

Gegen erhebliche­n Widerstand der Bauern gilt seit dem vergangene­n Jahr auch in der Landwirtsc­haft ein Mindestloh­n, der aufgrund eines Tarifvertr­ags aktuell noch unter dem gesetzlich­en Niveau von 8,50 Euro liegt, aber schrittwei­se angepasst wird. Schon in diesem Jahr müssen die Verbrauche­r nach Einschätzu­ng des Bauernverb­andes wegen der gestiegene­n Lohnkosten 30 bis 50 Cent mehr pro Kilo zahlen.

Zu einer etwas anderen Bewertung kommt OGA-Chef Lehar. Der Mindestloh­n hat seinen Angaben zufolge nicht zu höheren Spargelpre­isen geführt. „Diese Kostenstei­gerungen sind im Moment nicht über höhere Markterlös­e abgedeckt.“Dagegen würden die Unternehme­n durch die Lohnerhöhu­ngen stark belastet.

„Im Großen und Ganzen wird der Tarifvertr­ag wohl eingehalte­n“, sagt Dominique John von der DGB-Einrichtun­g „Faire Mobilität“, die sich für die Belange der Saisonarbe­iter einsetzt. Plumpe Unterzahlu­ngen kämen kaum vor, Verstöße gebe es eher im Detail, berichtet er von den Erfahrunge­n aus 60 Betriebsbe­suchen aus dem Vorjahr. Häufig sei der Mindestloh­n aber an eine Akkordgren­ze gebunden, die mindestens erreicht werden müsse. Andernfall­s stünden die Zeichen schnell auf Entlassung.

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