Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Mutterland der Mode streitet über „Islamic Fashion“
Die französische Frauenministerin Laurence Rossignol sorgt mit Äußerungen über Modekollektionen für Musliminnen bei den Gläubigen für Unmut
- Eine Debatte um Mode speziell für Musliminnen lässt in Frankreich derzeit die Emotionen hochkochen. Auslöser dafür sind Äußerungen der französischen Familienministerin Laurence Rossignol.
Asma Fares ist eine modebewusste Muslimin, die mit ihren Schönheitstipps für Gleichgesinnte mehr als 130 000 Abonnentinnen auf Youtube hat. „Ich liebe knallige Farben auf einem schwarzen Hintergrund“, sagt die sorgfältig geschminkte Französin beispielsweise in einem sechsminütigen Clip zum Hidschab-Kopftuch. Für muslimische Kundinnen wie Fares haben Modehäuser wie H&M, Uniqlo oder Dolce & Gabbana eigene Kollektionen eingeführt – sehr zum Ärger der Frauenministerin Laurence Rossignol.
„Das ist unverantwortlich von diesen Marken“, kritisierte die Sozialistin diese Woche im Fernsehen. „Sie sagen, dass sie damit keine Werbung für einen bestimmten Lebensstil machen, aber sie werben dafür, den Körper der Frau einzusperren.“Ganz klar gegen die Frauenrechte seien die Kampagnen gerichtet. Als der Interviewer entgegenhielt, einige muslimische Frauen trügen die Kleidung aus freien Stücken und ganz bewusst, setzte Rossignol zu einem Vergleich an, den sie schnell bereuen sollte: „Es gab auch amerikanische Neger, die für die Sklaverei waren.“Über die Ministerin brach sofort ein Sturm der Entrüstung herein. Nicht nur wegen des Wortes „Neger“, für das sie sich schnell entschuldigte.
Der islamische Dachverband CFCM reagierte erbost auf die Äußerungen, die „äußerst diskriminierend“für alle Musliminnen seien, die das Kopftuch freiwillig trügen. „Als Frauenministerin müsste Laurence Rossignol die Freiheit aller Frauen verteidigen, einschließlich der muslimischen Frauen“, hieß es in einer Mitteilung. In diesen „unruhigen Zeiten“ müssten Politiker sich für die nationale Einheit einsetzen, erklärte der Dachverband, der die Zunahme der Islamfeindlichkeit seit den Anschlägen von Paris im November vergangenen Jahres mit Sorge verfolgt.
Zusammen mit der Frauenministerin protestieren auch Feministinnen gegen die muslimische Mode. „Die Gefahr besteht darin, den Schleier glamouröser zu machen und damit den Grundsatz in den Hintergrund zu rücken, dass der Körper der Frau nicht gezeigt werden darf“, kritisierte die Sprecherin der Organisation Osez le feminisme.
Burkaverbot seit 2011
Pierre Bergé, der langjährige Partner des Modeschöpfers Yves Saint-Laurent und Mitbegründer des gleichnamigen Modehauses, sieht in dem Trend eine „Banalisierung“. „Ich habe Angst, dass man so tut, als seien das normale Kleidungsstücke, sogar hier in Frankreich“, bemerkte der 85-Jährige in der Zeitung „Le Parisien“. „Verzichtet auf Geld, habt Überzeugungen!“, rief Bergé den Anbietern der Islamic Fashion zu. Im Mutterland der Mode ist der „Burkini“, der Ganzkörperbadeanzug, der britischen Kette Marks and Spencer seit kurzem im Internet für knapp 63 Euro zu haben.
In Frankreich, wo Staat und Religion streng getrennt sind, ist das Kopftuch immer wieder ein heftig umstrittenes Thema. So gilt in dem Land, das mit rund fünf Millionen die größte muslimische Gemeinde Europas hat, seit 2011 ein Verbot der Burka, des Ganzkörperschleiers. In Schulen ist das Kopftuch seit 2004 untersagt, doch es gibt Forderungen, das Verbot auch auf Universitäten auszuweiten.