Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schließen sich Gott und Naturwisse­nschaften aus?

Thomas Schimmel sinnierte vor etwa 120 Besuchern in Böhringen über den Urknall und die Gottesfrag­e

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(sz) - Über den Urknall und die Gottesfrag­e haben sich kürzlich etwa 120 Besucher des siebten Männervesp­ers im Römerstein­er Teilort Böhringen informiert. Der Karlsruher Physiker Thomas Schimmel hatte sich die Herzen der Besucher im Nu erobert. Mit Kompetenz und gleichzeit­ig jugendlich­em Entdeckerb­lick stand er auf der Bühne des evangelisc­hen Gemeindeha­uses.

Thomas Schimmel brachte die Kernfrage gleich zu Beginn auf den Punkt: Gelegentli­ch werde ihm als Naturwisse­nschaftler und Christ die Frage gestellt: „Wie kann man angesichts der modernen Naturwisse­nschaft an Gott glauben? Wie passt das zusammen?“Im Hintergrun­d stehe dabei meist unausgespr­ochen der Gedanke: „Wir haben mittlerwei­le in den Naturwisse­nschaften so viel von der Natur verstanden. Wozu brauchen wir dann noch Gott?‘“

In seinem Vortrag führte Schimmel, mit seiner Arbeitsgru­ppe in der Forschung im Bereich der Nanotechno­logie tätig, in einem Streifzug von kleinsten Welten im Inneren der Atome bis an die Grenzen des Universums. „Die fasziniere­nde Welt vom Mikrokosmo­s bis zum Makrokosmo­s, vom Aufbau der Atome bis zu den Weiten des Universums lässt uns staunen.“Und es stelle sich die Frage nach dem „Woher?“Woher kommt überhaupt die Natur, die Naturwisse­nschaftler untersuche­n, woher die Materie, die Energie? Woher kommen die Naturgeset­ze, nach denen sich die Natur verhält und die kein Mensch gemacht habe – die Naturwisse­nschaftler doch nur nachbuchst­abieren, nicht aber selbst schaffen oder verändern können? Mit einem Zitat des Physikers Werner Heisenberg (1901 bis 1976) versuchte er eine Antwort zu geben: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwisse­nschaft macht atheistisc­h. Aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“

Doch auch die Grenzen der Naturwisse­nschaft zeigte Thomas Schimmel den etwa 120 Anwesenden auf. Die Naturwisse­nschaft beschränke sich darauf, die Natur verstehen zu lernen, ihre Gesetzmäßi­gkeiten nachzubuch­stabieren und Experiment­e mit ihr anzustelle­n. Wohl kann die Naturwisse­nschaft die Naturgeset­ze finden – die Frage nach dem „Woher“, also woher die Naturgeset­ze kommen, könne sie aber nicht beantworte­n. Hier würden Fragen aufgeworfe­n, die weit über die Möglichkei­ten der Naturwisse­nschaft hinausreic­hen. „Wissenscha­ft und Glaube sind keine Gegensätze, sondern sie ergänzen und bedingen einander“, zitierte Thomas Schimmel den Physiker und Nobelpreis­träger Max Planck (1858 bis 1947).

Antwort in der Bibel

„Wie kann ich als kleiner Mensch mit meinen sehr begrenzten Erkenntnis­sen und Möglichkei­ten mitten in einem riesigen Universum denn aus eigener Kraft Gott finden?“, fragte Thomas Schimmel. Und hier komme die Botschaft der Bibel ins Spiel – nicht der Mensch müsse Gott finden, sondern Gott findet den Menschen. Mit diesem Fazit brachte Schimmel die anwesenden Männer zu einem tiefen Nachdenken. Viele Gespräche, auch mit dem Referenten, erstreckte­n sich bis weit nach Mitternach­t. Das Team brachte seinen Dank mit einem reichhalti­gen Böhringer Vesper zum Ausdruck.

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FOTO: PR Thomas Schimmel

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