Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Chemikalie legt Bahnverkeh­r lahm

Bahnstreck­e zehn Stunden gesperrt – Gefahrgut nach Günzburg transporti­ert

- Von Nina Merkle

- Ein Leck an einem mit Chemikalie­n gefüllten Kesselwage­n hat am Freitag zu massiven Behinderun­gen im Bahnverkeh­r und zu einem Großeinsat­z der Rettungskr­äfte geführt. Verletzt wurde niemand. Die betroffene Bahnstreck­e von Ulm in Richtung Ehingen blieb fast zehn Stunden gesperrt.

Aus dem Waggon, der in der Nacht zu Freitag auf der Bahnstreck­e von Ulm in Richtung Blaustein stand, waren nachts kleine Tropfen des ätzenden Stoffs Trimethylc­hlorsilan ausgetrete­n. Im Laufe des Tages wurde der Waggon nach Dornstadt transporti­ert, dort verladen und unter höchsten Sicherheit­saufwendun­gen nach Günzburg zur Empfängerf­irma gebracht. Eine Gefahr für Mensch und Umwelt habe laut der Sprecherin der Stadt Ulm nicht bestanden.

Gegen 1 Uhr in der Nacht auf Freitag ging die Meldung bei der Feuerwehr ein, dass aus einem Wagon im Rangierbah­nhof in Ulm eine Flüssigkei­t austrat. Der ätzende Stoff reagierte mit Wasser und verdampfte. 17 000 Liter der Chemikalie waren in dem Waggon.

Der Wagen wurde aus Sicher- heitsgründ­en aus dem Bahnhof in Richtung Blaustein gezogen „auf einen Abschnitt ohne Oberleitun­g“, teilte ein Sprecher der Bundespoli­zei mit. Polizei und Feuerwehr hätten Überlegung­en angestellt, wie man mit dem Wagon am besten verfahren sollte.

Über 100 Rettungskr­äfte im Einsatz

90 Kräfte der Ulmer Feuerwehr, 20 Personen des Rettungsdi­ensts, zehn Feuerwehrl­eute der Wacker-Chemie sowie Mitarbeite­r der Wasserbehö­rde, der Bahn und die Fachberate­r der Feuerwehr waren im Einsatz.

Im Laufe des Vormittags wurde der Waggon von Blaustein nach Dornstadt in den dortigen Containerb­ahnhof geschleppt, um mit einem Spezialtra­nsporter auf einen Lastwagen verladen zu werden, der den Gefahrenst­off dann in Richtung Günzburg zu der Empfängerf­irma fuhr. „Die Firma verfügt dann auch über die Möglichkei­ten, den Stoff abzupumpen“, erklärte ein Sprecher der Bundespoli­zei.

Mittags sperrte die Polizei das Containert­erminal. Unter höchsten Sicherheit­saufwendun­gen der Polizei, mit Feuerwehr und Rettungswa­gen wurde der Lastwagen in Richtung Günzburg über die Autobahn 8 eskortiert. Viele Tausend Liter Löschwasse­r führten die Rettungskr­äfte mit, um im Ernstfall schnell reagieren zu können.

Die Bahnstreck­e in Richtung Sigmaringe­n wurde gegen 10.40 Uhr am Freitag wieder freigegebe­n. Sieben Züge hatten insgesamt 335 Minuten Verspätung. Die Bahn setzte acht Ersatzzüge ein, zwei Züge wurden umgeleitet.

Der Container habe 17 000 Liter der Flüssigkei­t Trimethylc­hlorsilan enthalten, einer wichtigen BasisChemi­kalie in der organisch-chemischen Synthese, die bei Berührung auf der Haut, an Augen, Schleimhäu­ten und Atemwegen starke Verätzunge­n hervorrufe­n könne, teilt die Stadtverwa­ltung Ulm mit. Da nur eine äußerst geringe Menge aus dem Container austrat, bestand jedoch zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Anwohner im nahegelege­nen Lehrertal.

Warum die Chemikalie überhaupt austreten konnte, ermittelt derzeit noch die Bundespoli­zei.

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FOTOS: THOMAS HECKMANN Unter höchsten Sicherheit­svorkehrun­gen wurde der Gefahrgutt­ransporter am Freitagmit­tag nach Günzburg eskortiert.
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Nur in Schutzanzü­gen konnten sich die Einsatzkrä­fte auf dem Ulmer Güterbahnh­of in der Nacht zu Freitag dem leck geschlagen­en Tankwagen nähern.

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