Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Chemikalie legt Bahnverkehr lahm
Bahnstrecke zehn Stunden gesperrt – Gefahrgut nach Günzburg transportiert
- Ein Leck an einem mit Chemikalien gefüllten Kesselwagen hat am Freitag zu massiven Behinderungen im Bahnverkehr und zu einem Großeinsatz der Rettungskräfte geführt. Verletzt wurde niemand. Die betroffene Bahnstrecke von Ulm in Richtung Ehingen blieb fast zehn Stunden gesperrt.
Aus dem Waggon, der in der Nacht zu Freitag auf der Bahnstrecke von Ulm in Richtung Blaustein stand, waren nachts kleine Tropfen des ätzenden Stoffs Trimethylchlorsilan ausgetreten. Im Laufe des Tages wurde der Waggon nach Dornstadt transportiert, dort verladen und unter höchsten Sicherheitsaufwendungen nach Günzburg zur Empfängerfirma gebracht. Eine Gefahr für Mensch und Umwelt habe laut der Sprecherin der Stadt Ulm nicht bestanden.
Gegen 1 Uhr in der Nacht auf Freitag ging die Meldung bei der Feuerwehr ein, dass aus einem Wagon im Rangierbahnhof in Ulm eine Flüssigkeit austrat. Der ätzende Stoff reagierte mit Wasser und verdampfte. 17 000 Liter der Chemikalie waren in dem Waggon.
Der Wagen wurde aus Sicher- heitsgründen aus dem Bahnhof in Richtung Blaustein gezogen „auf einen Abschnitt ohne Oberleitung“, teilte ein Sprecher der Bundespolizei mit. Polizei und Feuerwehr hätten Überlegungen angestellt, wie man mit dem Wagon am besten verfahren sollte.
Über 100 Rettungskräfte im Einsatz
90 Kräfte der Ulmer Feuerwehr, 20 Personen des Rettungsdiensts, zehn Feuerwehrleute der Wacker-Chemie sowie Mitarbeiter der Wasserbehörde, der Bahn und die Fachberater der Feuerwehr waren im Einsatz.
Im Laufe des Vormittags wurde der Waggon von Blaustein nach Dornstadt in den dortigen Containerbahnhof geschleppt, um mit einem Spezialtransporter auf einen Lastwagen verladen zu werden, der den Gefahrenstoff dann in Richtung Günzburg zu der Empfängerfirma fuhr. „Die Firma verfügt dann auch über die Möglichkeiten, den Stoff abzupumpen“, erklärte ein Sprecher der Bundespolizei.
Mittags sperrte die Polizei das Containerterminal. Unter höchsten Sicherheitsaufwendungen der Polizei, mit Feuerwehr und Rettungswagen wurde der Lastwagen in Richtung Günzburg über die Autobahn 8 eskortiert. Viele Tausend Liter Löschwasser führten die Rettungskräfte mit, um im Ernstfall schnell reagieren zu können.
Die Bahnstrecke in Richtung Sigmaringen wurde gegen 10.40 Uhr am Freitag wieder freigegeben. Sieben Züge hatten insgesamt 335 Minuten Verspätung. Die Bahn setzte acht Ersatzzüge ein, zwei Züge wurden umgeleitet.
Der Container habe 17 000 Liter der Flüssigkeit Trimethylchlorsilan enthalten, einer wichtigen BasisChemikalie in der organisch-chemischen Synthese, die bei Berührung auf der Haut, an Augen, Schleimhäuten und Atemwegen starke Verätzungen hervorrufen könne, teilt die Stadtverwaltung Ulm mit. Da nur eine äußerst geringe Menge aus dem Container austrat, bestand jedoch zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Anwohner im nahegelegenen Lehrertal.
Warum die Chemikalie überhaupt austreten konnte, ermittelt derzeit noch die Bundespolizei.