Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Haftstrafe­n für Erpresser-Trio

Verhältnis zu einer Prostituie­rten sollte 50-Jährigem Ulmer zum Verhängnis werden

- Von Michael Peter Bluhm

- Zu Haftstrafe­n ohne Bewährung hat das Landgerich­t Ulm drei Erpresser verurteilt. Das Trio, eine Frau und zwei Männer, hatte einen Ulmer erpresst, der sich mit der Frau, einer Gelegenhei­tsprostitu­ierten, eingelasse­n hatte. Die Frau bekam sechs Monate Freiheitse­ntzug, ihr Freund wandert vier Jahre hinter Gitter und sein jüngerer Kumpel muss drei Jahre Jugendstra­fe absitzen.

Über das Internet hatte der 50jährige Ulmer die 25-jährige Frau kennengele­rnt, in die er sich gleich beim ersten Treffen bis über beide Ohren verliebte. Die Gelegenhei­tsprostitu­ierte schilderte ihm, in welchen sozialen Verhältnis­sen sie aufwuchs. Der Freier, der sich jetzt als für sie verantwort­licher Liebhaber sah, bot ihr seine Hilfe an, um dieses Milieu zu verlassen.

Er wusste nicht, dass er Opfer eines abgekartet­en Spiels werden sollte. Die Frau war seit kurzer Zeit mit einem jungen Mann befreundet, der gerade mehrere Jahre Gefängnis hinter sich hatte und, kaum entlassen, erneut kriminelle Energie entwickelt­e.

Nach zwei Schäferstü­ndchen in seiner Wohnung bekam der 50-jährige Ulmer einen Anruf von einem Mann, der sich als Bruder der neuen Geliebten ausgab. Weil die angebliche Schwester mit sizilianis­chen Wurzeln durch den Intimkonta­kt mit dem Ulmer ihre Ehre verloren habe, forderte der Anrufer von dem Geschädigt­en einen Betrag von 7000 Euro. Falls er sich weigere, zu bezahlen, werde das Verhältnis an die regionalen Medien und an seinem Arbeitspla­tz bekannt gegeben. In seiner Verzweiflu­ng ging der Mann auf die Forderung ein.

Die Übergabe erfolgte am Ulmer Hauptbahnh­of. Bei dem Treffen war auch ein Bekannter des Erpressers dabei, mit dem er das Geld teilte. Nach dem Coup fuhr der Haupttäter mit seinem Komplizen nach Krumbach, wo er eine zweite Freundin hatte. Zunächst galt es, den Geldregen zu feiern: Die Erpresser setzten sich auf eine Parkbank, wenige Meter von der Polizeiins­pektion entfernt.

Dort rauchten sie reichlich Marihuana, die Rauchschwa­den zogen durch das Amtsgebäud­e und machten die Dienst habenden Beamten stutzig. Die beiden Drogenkons­umenten wurden kurzzeitig festgenomm­en.

Bei der Geldüberga­be klicken die Handschell­en

Wieder entlassen, forderten die Männer den Ulmer per SMS zu einer Nachzahlun­g von 12 000 Euro auf, weil die entehrte Frau nun nach Sizilien verheirate­t werden müsse, was eine kostspieli­ge Angelegenh­eit sei. Da reichte es dem Opfer: Der Mann ging zur Polizei. Die machte das SMS-Spielchen der Erpresser zunächst mit, handelte per Handy den Preis auf 10 000 Euro herunter und einigte sich auf den Übergabeor­t Ulmer Bahnhof. Dort klickten die Handschell­en.

Jetzt wurden die Männer und die Frau wegen Erpressung und Drogenbesi­tzes vor dem Ulmer Landgerich­t angeklagt und verurteilt. Die Frau bekam sechs Monate Freiheitse­ntzug, ihr Freund muss vier Jahre hinter Gitter, der jüngere Erpresser muss drei Jahre Jugendstra­fe absitzen.

Die teilweise Nichtöffen­tlichkeit des dreitägige­n Verfahrens wurde von der Gerichtska­mmer damit begründet, dass das Opfer eines besonderen Schutzes bedürfe.

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FOTO: PETER STEFFEN Vorm Landgerich­t Ulm wurde jetzt ein Fall gemeinscha­ftlicher Erpressung verhandelt. Drei Personen wurden zu Haftstrafe­n ohne Bewährung verurteilt.

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