Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Haftstrafen für Erpresser-Trio
Verhältnis zu einer Prostituierten sollte 50-Jährigem Ulmer zum Verhängnis werden
- Zu Haftstrafen ohne Bewährung hat das Landgericht Ulm drei Erpresser verurteilt. Das Trio, eine Frau und zwei Männer, hatte einen Ulmer erpresst, der sich mit der Frau, einer Gelegenheitsprostituierten, eingelassen hatte. Die Frau bekam sechs Monate Freiheitsentzug, ihr Freund wandert vier Jahre hinter Gitter und sein jüngerer Kumpel muss drei Jahre Jugendstrafe absitzen.
Über das Internet hatte der 50jährige Ulmer die 25-jährige Frau kennengelernt, in die er sich gleich beim ersten Treffen bis über beide Ohren verliebte. Die Gelegenheitsprostituierte schilderte ihm, in welchen sozialen Verhältnissen sie aufwuchs. Der Freier, der sich jetzt als für sie verantwortlicher Liebhaber sah, bot ihr seine Hilfe an, um dieses Milieu zu verlassen.
Er wusste nicht, dass er Opfer eines abgekarteten Spiels werden sollte. Die Frau war seit kurzer Zeit mit einem jungen Mann befreundet, der gerade mehrere Jahre Gefängnis hinter sich hatte und, kaum entlassen, erneut kriminelle Energie entwickelte.
Nach zwei Schäferstündchen in seiner Wohnung bekam der 50-jährige Ulmer einen Anruf von einem Mann, der sich als Bruder der neuen Geliebten ausgab. Weil die angebliche Schwester mit sizilianischen Wurzeln durch den Intimkontakt mit dem Ulmer ihre Ehre verloren habe, forderte der Anrufer von dem Geschädigten einen Betrag von 7000 Euro. Falls er sich weigere, zu bezahlen, werde das Verhältnis an die regionalen Medien und an seinem Arbeitsplatz bekannt gegeben. In seiner Verzweiflung ging der Mann auf die Forderung ein.
Die Übergabe erfolgte am Ulmer Hauptbahnhof. Bei dem Treffen war auch ein Bekannter des Erpressers dabei, mit dem er das Geld teilte. Nach dem Coup fuhr der Haupttäter mit seinem Komplizen nach Krumbach, wo er eine zweite Freundin hatte. Zunächst galt es, den Geldregen zu feiern: Die Erpresser setzten sich auf eine Parkbank, wenige Meter von der Polizeiinspektion entfernt.
Dort rauchten sie reichlich Marihuana, die Rauchschwaden zogen durch das Amtsgebäude und machten die Dienst habenden Beamten stutzig. Die beiden Drogenkonsumenten wurden kurzzeitig festgenommen.
Bei der Geldübergabe klicken die Handschellen
Wieder entlassen, forderten die Männer den Ulmer per SMS zu einer Nachzahlung von 12 000 Euro auf, weil die entehrte Frau nun nach Sizilien verheiratet werden müsse, was eine kostspielige Angelegenheit sei. Da reichte es dem Opfer: Der Mann ging zur Polizei. Die machte das SMS-Spielchen der Erpresser zunächst mit, handelte per Handy den Preis auf 10 000 Euro herunter und einigte sich auf den Übergabeort Ulmer Bahnhof. Dort klickten die Handschellen.
Jetzt wurden die Männer und die Frau wegen Erpressung und Drogenbesitzes vor dem Ulmer Landgericht angeklagt und verurteilt. Die Frau bekam sechs Monate Freiheitsentzug, ihr Freund muss vier Jahre hinter Gitter, der jüngere Erpresser muss drei Jahre Jugendstrafe absitzen.
Die teilweise Nichtöffentlichkeit des dreitägigen Verfahrens wurde von der Gerichtskammer damit begründet, dass das Opfer eines besonderen Schutzes bedürfe.