Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Mississippi-Feeling geht auch an der Donau
Seit 25 Jahren gibt es die Bluestage im Ulmer Charivari – Festival kommt ohne Zuschüsse aus
- Seit nunmehr 25 Jahre gibt es die Bluestage im Charivari. Bei keinem der bestens besuchten 200 Konzerte – die Hälfte davon waren ausverkauft – fehlte der inzwischen 72jährige Rolf Weber. Kein Wunder: Er hat an der Erfolgsgeschichte des Ulmer Bluestempels einen großen Anteil. Denn der Sozialpädagoge an der Begegnungsstätte in der Prittwitzstraße hatte vor einem Vierteljahrhundert die Idee, in diesem offenen Haus Konzerte zu veranstalten. Eine Umfrage, unter anderem an den Ulmer Schulen, bestätigte ein hohes Interesse und es meldeten sich auch ein Musiker und ein Plattenverleger mit besten Kontakten zu Künstlern: Der Bluesmusiker Leo Hilzendeger und Manager Thomas Ruf. Die Ulmer Bluestage waren geboren – und standen von Anfang an unter einem guten Stern.
Bereits das erste Festival hatte einen Riesenzulauf und in der Bluesszene sprach sich schnell herum, was für ein begeisterungsfähiges Publikum im Charivari-Gewölbe anzutreffen ist. So gaben sich (fast) jedes Jahr zweimal angesagte Musiker bei den Bluestagen die Klinke in die Hand, manche starteten danach eine internationale Karriere,
Hinter den Erfolgen der Ulmer Bluestage stehen bis heute harte Arbeit und hoch engagierte ehrenamtliche Helfer. Denn diese arbeiten bis heute ohne Salär, aus reiner Freude an der Musik. „Sonst hätten wir einpacken können“, sagt der heutige Leiter und Amtsnachfolger von Weber im Charivari, Frank Schreiber, der auch ehrenamtlich von Anfang an bei den Konzertprojekten anpackte und sich selbst einen formidablen Ruf am Mischpult erarbeitete, was in diesen verwinkelten Räumlichkeiten der Kasematten eine Herausforderung ist.
Der Sozialpädagoge ist dankbar, dass sein früherer Chef auch heute noch im Ruhestand mithilft, wo es nur geht: Ob es die Öffentlichkeitsarbeit oder die Plakate sind, diese und viele andere Arbeiten halten den 72Jährigen sichtbar jung und fit. Schreiber und Weber betonen immer wieder, dass ohne ehrenamtliches Engagement nichts im Charivari gehen würde, weil die Stadt bereits kurz nach der Gründung der Bluestage die kulturellen Zuschüsse allgemein und fürs Charivari insbesondere gekürzt hatte. Da es sich um eine städtische Einrichtung handelt, konnte auch nicht um Spenden geworben oder ein Förderverein gegründet werden, sagt Weber: „Wir sind stolz darauf, alles in den 25 Jahren aus den Einnahmen finanziert zu haben.“
Die kommen freilich nur dann, wenn man das richtige Händchen bei der Auswahl der Künstler hat. Aber was heißt Auswahl. Die Termine mussten mit den Tourneen der Künstler abgesprochen werden, die meistens auf ihre sonst übliche Gage für einen Gig in Ulm verzichten und sich dafür unter der Obhut von Weber und Schreiber mit gutem Essen („Wir kochen gut“) und bester Gastfreundschaft verwöhnen lassen.