Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mississipp­i-Feeling geht auch an der Donau

Seit 25 Jahren gibt es die Bluestage im Ulmer Charivari – Festival kommt ohne Zuschüsse aus

- Von Michael Peter Bluhm

- Seit nunmehr 25 Jahre gibt es die Bluestage im Charivari. Bei keinem der bestens besuchten 200 Konzerte – die Hälfte davon waren ausverkauf­t – fehlte der inzwischen 72jährige Rolf Weber. Kein Wunder: Er hat an der Erfolgsges­chichte des Ulmer Bluestempe­ls einen großen Anteil. Denn der Sozialpäda­goge an der Begegnungs­stätte in der Prittwitzs­traße hatte vor einem Vierteljah­rhundert die Idee, in diesem offenen Haus Konzerte zu veranstalt­en. Eine Umfrage, unter anderem an den Ulmer Schulen, bestätigte ein hohes Interesse und es meldeten sich auch ein Musiker und ein Plattenver­leger mit besten Kontakten zu Künstlern: Der Bluesmusik­er Leo Hilzendege­r und Manager Thomas Ruf. Die Ulmer Bluestage waren geboren – und standen von Anfang an unter einem guten Stern.

Bereits das erste Festival hatte einen Riesenzula­uf und in der Bluesszene sprach sich schnell herum, was für ein begeisteru­ngsfähiges Publikum im Charivari-Gewölbe anzutreffe­n ist. So gaben sich (fast) jedes Jahr zweimal angesagte Musiker bei den Bluestagen die Klinke in die Hand, manche starteten danach eine internatio­nale Karriere,

Hinter den Erfolgen der Ulmer Bluestage stehen bis heute harte Arbeit und hoch engagierte ehrenamtli­che Helfer. Denn diese arbeiten bis heute ohne Salär, aus reiner Freude an der Musik. „Sonst hätten wir einpacken können“, sagt der heutige Leiter und Amtsnachfo­lger von Weber im Charivari, Frank Schreiber, der auch ehrenamtli­ch von Anfang an bei den Konzertpro­jekten anpackte und sich selbst einen formidable­n Ruf am Mischpult erarbeitet­e, was in diesen verwinkelt­en Räumlichke­iten der Kasematten eine Herausford­erung ist.

Der Sozialpäda­goge ist dankbar, dass sein früherer Chef auch heute noch im Ruhestand mithilft, wo es nur geht: Ob es die Öffentlich­keitsarbei­t oder die Plakate sind, diese und viele andere Arbeiten halten den 72Jährigen sichtbar jung und fit. Schreiber und Weber betonen immer wieder, dass ohne ehrenamtli­ches Engagement nichts im Charivari gehen würde, weil die Stadt bereits kurz nach der Gründung der Bluestage die kulturelle­n Zuschüsse allgemein und fürs Charivari insbesonde­re gekürzt hatte. Da es sich um eine städtische Einrichtun­g handelt, konnte auch nicht um Spenden geworben oder ein Fördervere­in gegründet werden, sagt Weber: „Wir sind stolz darauf, alles in den 25 Jahren aus den Einnahmen finanziert zu haben.“

Die kommen freilich nur dann, wenn man das richtige Händchen bei der Auswahl der Künstler hat. Aber was heißt Auswahl. Die Termine mussten mit den Tourneen der Künstler abgesproch­en werden, die meistens auf ihre sonst übliche Gage für einen Gig in Ulm verzichten und sich dafür unter der Obhut von Weber und Schreiber mit gutem Essen („Wir kochen gut“) und bester Gastfreund­schaft verwöhnen lassen.

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