Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Mittermeier: ein Fuffzger
Die Schildkappe hat er längst abgelegt, und ein paar graue Haare zieren den bubenhaften Kopf. Aber das sind die einzigen Anzeichen, die darauf hindeuten, dass Michael Mittermeier nicht mehr 25 ist. Genauer gesagt feiert er an diesem Sonntag, 3. April 2016, seinen 50. Geburtstag. Kaum zu glauben. Sein aktuelles Programm heißt „ Wild“– und irgendwie wirkt der gebürtige Oberbayer immer noch, als habe er die ewige Jugend gepachtet. Vielleicht hält Comedy jung. Seit zwanzig Jahren, als er mit seinem Programm „ Zapped“bekannt wurde, bespielt Mittermeier die größten Bühnen mit seinen Kleinkunst- Shows. Er räumte reihenweise Preise ab und zählte zu den ersten, die Stand- up- Comedy in Deutschland richtig populär machten – mit vollem Körpereinsatz und hemmungslos albern.
Dagegen wirkte das traditionelle Kabarett reichlich hüftsteif und altbacken. Dabei gibt Mittermeier inzwischen nicht mehr nur den lustigen Michl, der McGyver- Parodien abliefert. Die Nummern des Grünen-Anhängers sind mit den Jahren politischer geworden, sein Spektrum breiter. Es gibt nicht viele deutsche Comedians, die ihr Publikum auch auf Englisch unterhalten können – wie der Bayer, der schon in England, Südafrika und Kanada gespielt hat.
Die Bühnenkunst scheint bei den Mittermeiers in der Familie zu liegen. Bruder Alfred tritt ebenfalls als Kabarettist auf. Ehefrau Gudrun, Künstlername „ Somersault“, ist Sängerin, und Töchterchen Lilly wurde indirekt zur Hauptfigur, als der stolze Papa seine Erfahrungen 2010 im Buch „ Achtung Baby!“verarbeitete. Da bleibt nicht viel Zeit, sich übers Älterwerden zu grämen. Wie sagt er selbst: „ Es ist wie beim Fußball: Die Fünf ist nicht entscheidend, die Null muss stehen“. Petra Lawrenz