Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wärme aus dem Erdreich
Je nach Bodenvoraussetzungen bieten sich verschiedene Möglichkeiten der Energiegewinnung durch Geothermie
rdwärme ist eine der wenigen erneuerbaren Energien, die sich in ihrer reinen Form nutzen lässt. Während Solar- und Windenergie in den meisten Anwendungen in Strom umgewandelt werden, dient Erdwärme unmittelbar für die Heizung. Die Temperatur der Wärme aus der Erde muss dabei gar nicht besonders hoch sein.
Was ist Geothermie?
In den Tiefen der Erde schlummert ein mächtiges Wärmepotenzial, teils mit Temperaturen von mehreren Tausend Grad. Je näher man der Oberfläche kommt, desto kühler wird es. Bei Tiefen von 400 Metern sind es noch etwa 20 Grad. Sie kann man anzapfen. Für Häuser kommen meist Systeme in geringerer Tiefe zum Einsatz. „Dabei zirkuliert Wasser oder eine Wärmeträgerflüssigkeit in einem geschlossenen Rohrsystem im Untergrund und nimmt die Wärme aus dem Boden auf“, erklärt Leonhard Thien, Vizepräsident des Bundesverbands Geothermie. „Diese Wärme wird dann an der Oberfläche an die Wärmepumpe abgegeben. Die bringt sie auf das zum Heizen notwendige Temperaturniveau.“
Wer kann Geothermie nutzen?
„Am effektivsten wäre natürlich eine Heizung, die direkt die heiße Erdwärme aus großen Tiefen nutzen könnte“, erklärt Thien. „Dies wird zum Beispiel in Süddeutschland, etwa im Großraum München, wo sehr gute geologische und hydrogeologische Voraussetzungen vorliegen, an vielen Standorten praktiziert.“Aber auch der Rest Deutschlands kann von der Geothermie profitieren – und zwar von der oberflächennahen Variante. Um eine Heizung zu betreiben, reichen schon acht bis zwölf Grad Erdtemperatur, die bereits in einigen Metern Tiefe gegeben ist.
Welche Voraussetzungen brauchen Hausbesitzer?
Zunächst muss die Geologie passen. Geo-Infoportale im Internet klären über die Verhältnisse am Wohnort und sogar genau auf dem Grundstück auf. „Einfach Adresse eingeben, und schon bekommen sie die nötigen Informationen“, erklärt Thien. Allerdings empfiehlt es sich, vor der Entscheidung einen Fachplaner für Geothermie oder ein Bohrunternehmen zu konsultieren. Denn es gibt je nach den konkreten Gegebenheiten verschiedene Möglichkeiten, die Wärme aus der Tiefe zu nutzen.
Welche Optionen sind das?
Das effizienteste geschlossene System zur Gewinnung von Erdwärme ist die Erdwärmesonde. Die Sonden kommen vertikal in den Boden, meist mit einer Tiefe von 50 bis 250 Metern. Der Platzbedarf ist vergleichsweise gering, oft reicht für die Bohrungen eine Fläche von der Größe einer Garageneinfahrt. Da bei Erdwärmesonden der Grundwasserschutz tangiert wird, können sie nur in Verbindung mit behördlichen Auflagen genehmigt werden.
Die Alternativen sind Flächenkollektoren, Erdkörbe oder Energiezäune. Ein Bagger bringt sie oberflächennah in den Boden. Diese Systeme nutzen vor allem die Sonnenwärme und die des einsickernden Regens. Deshalb darf die Fläche über den Wärmetauschern nicht bebaut oder versiegelt sein. Außerdem ist der Flächenbedarf höher als der einer Erdwärmesonde. „Da die Temperatur in den oberen Bodenschichten während des größten Teils der Heizperiode circa drei bis fünf Grad Celsius niedriger ist als in der Tiefe einer Erdwärmesonde, ist eine Erdwärmeheizung mit oberflächennahen Kollektoren weniger effektiv als eine Sonde“, erklärt Thien.
Wann rechnet sich eine solche Heizung?
Eine Erdwärmeheizung ist zwar in der Anschaffung etwas teurer als eine herkömmliche Öl- oder Gasheizung. Das liegt vor allem an den Bohrungen oder Grabungen. Die Betriebskosten seien aber oft wesentlich günstiger, so Thien. „Eine gute Effizienz haben Erdwärmepumpen mit einer Jahresarbeitszahl, die größer ist als vier“, erklärt Alexander Knebel von der Agentur für Erneuerbare Energien. „Das bedeutet, dass sie mit einer Kilowattstunde Strom mehr als vier Stunden Wärmeenergie erzeugen.“Staatliche Förderung bedingt im Neubau eine Jahresarbeitszahl von mindestens 4,5. „Für die Wärmepumpe sollte Strom aus Erneuerbaren Energien genutzt werden, beispielsweise Wind- und Solarstrom, damit das Klima rundum geschont wird“, meint Knebel.
Doch die Angaben der Hersteller sollte man kritisch hinterfragen. „Der tatsächliche Wirkungsgrad ist abhängig von der Temperatur der Wärmequelle und von der Heizanlage“, erklärt Werner Neumann vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die versprochene Leistung werde oft nur erreicht, wenn das Gebäude einen hohen Energiestandard aufweist. Außerdem müssen Flächenheizungen, also Fußboden- oder Wandheizungen, eingesetzt werden, die mit Vorlauftemperaturen unter 40 Grad auskommen. „Verbraucher sollten eine Garantie vom Hersteller der Anlagen verlangen, dass ihre Produkte tatsächlich im Alltag die angegebene Leistung bringen“, empfiehlt Neumann. (dpa)