Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Nur eine Atempause

- Von Andreas Herholz politik@schwaebisc­he.de

Die Balkanrout­e bleibt abgeriegel­t, und die Rückführun­g der Flüchtling­e aus Griechenla­nd beginnt. Der Flüchtling­sandrang in Richtung Deutschlan­d ist dramatisch zurückgega­ngen. Inzwischen kommen in einem Monat weniger als zuletzt noch an einem Tag.

Es ist eine Atempause und hilft dabei, die Dinge zu ordnen, den immer noch gewaltigen Antragssta­u abzubauen, die Unterbring­ung besser zu organisier­en und mit der Integratio­n zu beginnen. Die große europäisch­e Lösung, die Angela Merkel stets beschworen und angestrebt hat, ist das nicht. Immerhin ist der Kanzlerin mit dem EU-Türkei-Pakt gelungen, was ihr viele nicht mehr zugetraut hatten.

Das Abkommen zur Rückführun­g der Flüchtling­e aus Griechenla­nd hat sicher Schwächen, ist alles andere als perfekt und lässt viele Fragen offen. Doch allein die Tatsache, dass es zustande kam, war ein Erfolg und ein Schritt in die richtige Richtung.

Es ist allenfalls ein Notfallpla­n, um vor allem auch Griechenla­nd zu entlasten, drohte dort doch nach der Schließung der Balkanrout­e eine humanitäre Katastroph­e. Europa setzt, anders als von der deutschen Kanzlerin ursprüngli­ch gewollt, vor allem auf Abschottun­g und bedient sich dabei der Hilfe eines schwierige­n und unberechen­baren Partners. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan stellt dies beinahe täglich aufs Neue unter Beweis. Die EU muss aufpassen, dass sie sich nicht erpressbar macht und eine gefährlich­e Rücksichtn­ahme gegenüber Ankara übt, um nur ja nicht das Flüchtling­sabkommen zu gefährden. Eine Entspannun­g und Entlastung in der Flüchtling­skrise ohne die Türkei ist allerdings kaum möglich.

Ob das Abkommen wirklich auf Dauer hält, ist noch höchst ungewiss. Flüchtling­e werden sich eher früher als später neue Routen nach Europa suchen. Auch fehlt es noch immer an der notwendige­n Solidaritä­t der europäisch­en Partner. Der EU-TürkeiPlan kann nur ein Anfang sein, um Zeit zu gewinnen.

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