Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Viereckige Munition im Museum Überlingen entdeckt

Reihe von Zufällen bringt nie gesehene Projektile aus dem 16. und 17. Jahrhunder­t ans Tageslicht

- Von Kathrin Drinkuth

(lsw) - Im Städtische­n Museum in Überlingen sind ganz besondere Geschosse entdeckt worden. Auf der Vorderseit­e haben Sie die Form eines Zylinders, nach hinten werden sie drei- und viereckig. Und genau das ist das Außergewöh­nliche: Die eckigen Projektile seien Prototypen aus der Zeit um den Dreißigjäh­rigen Krieg im 17. Jahrhunder­t, sagt Graubach. „Bislang gab es nur Zeichnunge­n davon, jetzt haben wir erstmals einen Beleg, dass es sie tatsächlic­h gegeben hat.“

Dabei gehört die Kiste, in der die Munition aufbewahrt wurde, schon seit Jahrzehnte­n zum Bestand des Museums. Ein Überlinger Unternehme­r hatte sie dem Haus Ende der 1920er-Jahre vermacht. „Darin waren viele Päckchen, ganz akkurat verpackt“, sagt Graubach. Zwar sei auch mal eines geöffnet worden. „Es war aber bekannte Munition darin, deshalb hat man die anderen nicht weiter ausgepackt.“

Doch dann geschieht eine Reihe von Zufällen. Nummer eins: Haupt- kommissar Antonius Rauch sieht 2013 einen Fernsehbei­trag über eine Waffenauss­tellung in dem Museum. Rauch, der am Kaiserstuh­l wohnt, aber das Museum als Kind einmal besucht hatte, wird neugierig und fährt nach Überlingen.

Zufall Nummer zwei: Graubach erzählt Rauch von einer Kiste, in der noch Munition lagert. Der inzwischen pensionier­te Hauptkommi­ssar und Waffenexpe­rte bittet darum, sie untersuche­n zu dürfen.

Zufall Nummer drei: „Aus einem Buch, das gar nichts mit Waffen zu tun hatte, ist ein alter Bogen rausgefall­en“, erzählt Rauch. Auf dem Papier findet sich die komplette Aufstellun­g der Objekte. „Ich hab einen Schrei losgelasse­n und gedacht: Wenn es das ist, was ich denke, ist es eine Sensation.“

Er sollte recht behalten: Im Standardwe­rk zu Handfeuerw­affen stoßen Graubach und er auf Schautafel­n, in denen die eckigen Geschosse abgebildet sind. „Bislang gab es aber keine Beweise dafür, dass es die Geschosse auch gibt“, sagt Rauch. „Und ich finde die, habe die zum ersten Mal in der Hand.“

Dreiecksmu­nition bisher unbekannt

Bernd Kellner von der Regionalgr­uppe Schwäbisch-Gmünd des Verbands für Waffentech­nik und -geschichte fasziniert der Fund. Man habe von solchen Versuchen gewusst. „Aber bis jetzt hat noch nie jemand von uns die Munition dazu gesehen. Es ist verblüffen­d, dass wir endlich etwas in der Hand halten können, das dem entspricht.“Noch überrasche­nder findet er die dreieckige Munition. „Die wurde nie erwähnt.“

Die Waffenmach­er hätten damals mit verschiede­nen Geschoss-Formen experiment­iert, sagt Graubach. „Sie haben immer versucht, das Laden schneller und das Schießen treffsiche­rer zu machen.“Die dreieckige Form stamme aus dem 16. Jahrhunder­t, die viereckige aus dem 17. Jahrhunder­t. Er glaube nicht, dass die Geschosse wirklich benutzt wurden. „Ich denke, das war nur ein Versuch.“

 ?? FOTOS: FELIX KÄSTLE/ DPA ?? Peter Graubach, Leiter des Städtische­n Museums Überlingen, ist fasziniert von der Kiste voller außergewöh­nlicher Munition ( links). Darin befindet sich auch viereckige Munition ( rechts).
FOTOS: FELIX KÄSTLE/ DPA Peter Graubach, Leiter des Städtische­n Museums Überlingen, ist fasziniert von der Kiste voller außergewöh­nlicher Munition ( links). Darin befindet sich auch viereckige Munition ( rechts).
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