Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Bewegender Abschied von Guido Westerwelle
Politiker und Prominente aus Kunst und Kultur erweisen dem früheren FDP-Chef und Bundesaußenminister die letzte Ehre
(dpa) - Es ist ein emotionaler und bewegender Abschied. Die Spitzen des Staates sind nach Köln gekommen, um Guido Westerwelle die letzte Ehre zu erweisen: Kanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Joachim Gauck und Bundestagspräsident Norbert Lammert. Merkel sagt in einer sehr persönlichen Ansprache, sie und Westerwelle hätten sich auch nach seiner Amtszeit als Außenminister nie aus den Augen verloren. „Wir haben uns immer auch über das Leben ausgetauscht.“Westerwelle sei ein leidenschaftlicher Politiker gewesen, der sie ebenso „zur Weißglut“wie zum Lachen habe bringen können, schildert Merkel.
Auch der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten, spricht in dem ökumenischen Trauergottesdienst in der St.-Aposteln-Kirche viel von dem Privatmenschen Westerwelle. Jüsten kannte den früheren FDP-Chef seit der gemeinsamen Kinderzeit in Bad Honnef. „Er suchte Anerkennung, Liebe und Geborgenheit“, sagt der Prälat. Diese habe er vor allem bei seinem Ehemann Michael Mronz gefunden. Westerwelles offener Umgang mit seiner Krankheit und sein im vergangenen Herbst erschienenes Buch habe bei vielen Menschen das Bild von ihm „erneuert“. Er habe großen Zuspruch erhalten, das habe ihm gutgetan.
Gesang rührt zu Tränen
Seine letzten Monate hatte Westerwelle in der Kölner Universitätsklinik verbracht, dort starb er am 18. März mit 54 Jahren an den Folgen seiner Leukämie-Erkrankung. Mehr- fach werden in der Trauerfeier die Bemühungen der Pfleger und Mediziner hervorgehoben – sein behandelnder Klinikarzt sitzt auf einem Ehrenplatz in der ersten Reihe. Hochemotional wird es, als Vicky Leandros, eine enge Freundin Westerwelles, eine umgetextete Version ihres Liedes „Ich liebe das Leben“anstimmt: „Schön war die Zeit mit dir. Wir wissen, du liebst das Leben. Und weinen wir heute sehr um dich. Du bleibst im Herzen sicherlich.“Ihr Gesang rührt viele der Trauergäste zu Tränen.
Wie ein zusätzlicher Schatten liegt der Tod von Hans-Dietrich Genscher über der Trauergemeinde. Genscher, Westerwelles Vorbild und Vorgänger in den Ämtern des Außenministers und FDP-Vorsitzenden, war am Donnerstag im Alter von 89 Jahren gestorben.
Die Trauer um Westerwelle vereint Politiker über Parteigrenzen hinweg. Zu den Gottesdienstbesuchern gehören unter anderem Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Innenminister Thomas de Maizière (CDU), FDP-Chef Christian Lindner, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und ihre Stellvertreterin Sylvia Löhrmann (Grüne). Zudem sind viele Prominente aus Medien, Unterhaltung, Kunst und Kultur gekommen. Die Schauspielerin Veronica Ferres trägt die Lesung vor.
Auch die Anteilnahme der Bevölkerung ist groß: Vor der Kirche stehen zahlreiche Menschen hinter den Absperrungen. Ebenso warten am Nachmittag Hunderte geduldig am zentralen Melaten-Friedhof, um nach der nicht-öffentlichen Bestattung ihre Blumen am Grab niederzulegen.