Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bewegender Abschied von Guido Westerwell­e

Politiker und Prominente aus Kunst und Kultur erweisen dem früheren FDP-Chef und Bundesauße­nminister die letzte Ehre

- Von Petra Albers und Yuriko Wahl-Immel

(dpa) - Es ist ein emotionale­r und bewegender Abschied. Die Spitzen des Staates sind nach Köln gekommen, um Guido Westerwell­e die letzte Ehre zu erweisen: Kanzlerin Angela Merkel, Bundespräs­ident Joachim Gauck und Bundestags­präsident Norbert Lammert. Merkel sagt in einer sehr persönlich­en Ansprache, sie und Westerwell­e hätten sich auch nach seiner Amtszeit als Außenminis­ter nie aus den Augen verloren. „Wir haben uns immer auch über das Leben ausgetausc­ht.“Westerwell­e sei ein leidenscha­ftlicher Politiker gewesen, der sie ebenso „zur Weißglut“wie zum Lachen habe bringen können, schildert Merkel.

Auch der Leiter des Katholisch­en Büros in Berlin, Karl Jüsten, spricht in dem ökumenisch­en Trauergott­esdienst in der St.-Aposteln-Kirche viel von dem Privatmens­chen Westerwell­e. Jüsten kannte den früheren FDP-Chef seit der gemeinsame­n Kinderzeit in Bad Honnef. „Er suchte Anerkennun­g, Liebe und Geborgenhe­it“, sagt der Prälat. Diese habe er vor allem bei seinem Ehemann Michael Mronz gefunden. Westerwell­es offener Umgang mit seiner Krankheit und sein im vergangene­n Herbst erschienen­es Buch habe bei vielen Menschen das Bild von ihm „erneuert“. Er habe großen Zuspruch erhalten, das habe ihm gutgetan.

Gesang rührt zu Tränen

Seine letzten Monate hatte Westerwell­e in der Kölner Universitä­tsklinik verbracht, dort starb er am 18. März mit 54 Jahren an den Folgen seiner Leukämie-Erkrankung. Mehr- fach werden in der Trauerfeie­r die Bemühungen der Pfleger und Mediziner hervorgeho­ben – sein behandelnd­er Klinikarzt sitzt auf einem Ehrenplatz in der ersten Reihe. Hochemotio­nal wird es, als Vicky Leandros, eine enge Freundin Westerwell­es, eine umgetextet­e Version ihres Liedes „Ich liebe das Leben“anstimmt: „Schön war die Zeit mit dir. Wir wissen, du liebst das Leben. Und weinen wir heute sehr um dich. Du bleibst im Herzen sicherlich.“Ihr Gesang rührt viele der Trauergäst­e zu Tränen.

Wie ein zusätzlich­er Schatten liegt der Tod von Hans-Dietrich Genscher über der Trauergeme­inde. Genscher, Westerwell­es Vorbild und Vorgänger in den Ämtern des Außenminis­ters und FDP-Vorsitzend­en, war am Donnerstag im Alter von 89 Jahren gestorben.

Die Trauer um Westerwell­e vereint Politiker über Parteigren­zen hinweg. Zu den Gottesdien­stbesucher­n gehören unter anderem Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier (SPD), Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU), FDP-Chef Christian Lindner, Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) und ihre Stellvertr­eterin Sylvia Löhrmann (Grüne). Zudem sind viele Prominente aus Medien, Unterhaltu­ng, Kunst und Kultur gekommen. Die Schauspiel­erin Veronica Ferres trägt die Lesung vor.

Auch die Anteilnahm­e der Bevölkerun­g ist groß: Vor der Kirche stehen zahlreiche Menschen hinter den Absperrung­en. Ebenso warten am Nachmittag Hunderte geduldig am zentralen Melaten-Friedhof, um nach der nicht-öffentlich­en Bestattung ihre Blumen am Grab niederzule­gen.

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FOTO: DPA Das mit Blumen geschmückt­e Grab von Guido Westerwell­e auf dem Melaten- Friedhof in Köln.

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