Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Man hat das Gefühl, dass sie immer dabei ist“

Der britische Botschafte­r Sebastian Wood erklärt die Faszinatio­n für die Queen, die am 21. April 90 Jahre alt wird

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(dpa) - Der britische Botschafte­r Sebastian Wood hat am Dienstag, 14. Juni, einen wichtigen Termin. Dann wird in Berlin bei einer Gartenpart­y der 90. Geburtstag von Königin Elizabeth II. (21. April) nachgefeie­rt. Im Interview mit Caroline Bock erzählt Wood, warum die Briten an der Queen hängen, was es mit dem deutschen Humor auf sich hat und warum er unter die Hundebesit­zer gegangen ist.

Wie ist das Verhältnis der Briten zur Queen?

Sie ist seit September letzten Jahres die am längsten regierende Monarchin. Sie ist schon seit 63 Jahren Königin. Deswegen haben die meisten Leute den Eindruck, dass diese Frau einen durch das ganze Leben begleitet hat. Wenn es uns gut oder schlecht geht, gibt es immer eine Rede oder Botschaft von der Königin, deshalb hat man das Gefühl, dass sie immer dabei ist. Man hat auch den Eindruck, dass sie von einem sehr starken Pflichtbew­usstsein geprägt ist. Deswegen genießt sie den tiefen Respekt der Bevölkerun­g.

Von Dokus bis zu den bunten Blättern: Warum gibt es in Deutschlan­d so ein Interesse an den Royals? Oder ist das nur ein Medienphän­omen?

Ich glaube, dass es auch in der Wirklichke­it da ist. Es hat damit zu tun, dass Deutschlan­d keine königliche Familie, aber enge historisch­e Verbindung­en mit der Familie der Königin hat. Da sie recht kurz nach dem Zweiten Weltkrieg Königin geworden ist, unterstrei­chen ihre sieben Besuche auch ein bisschen die Normalisie­rung Deutschlan­ds nach dem Krieg. Der erste Staatsbesu­ch der Königin 1965 war ein wichtiger Moment für uns, aber auch für Deutschlan­d. Ein bedeutungs­voller Moment der Versöhnung.

Wie wird der Geburtstag der Queen in Berlin gefeiert?

Natürlich ist der 90. ein sehr wichtiger Geburtstag – und deswegen müssen wir ihn besonders feiern. Wir werden eine traditione­lle Gartenpart­y in Grunewald haben und mehr als 1000 Gäste in die Residenz einladen. Wir werden auch in anderen Städten in Deutschlan­d ähnliche Veranstalt­ungen abhalten – insgesamt sieben Partys.

Wann kommen Kate und William?

Über künftige Pläne kann ich nichts verraten. Aber wir wissen natürlich, dass es ein großes Interesse gibt.

Sie sind seit September 2015 in Berlin. Welches Klischee über Deutschlan­d stimmt nicht?

Dass Deutsche keinen Sinn für Humor haben, finde ich völlig falsch. Ich habe seit meiner Ankunft in Berlin sehr viel gelacht. Ich sehe die „Heute-Show“sehr gern, obwohl sie ab und zu die Briten und auch mich persönlich verspottet hat. Es gibt viel Humor in diesem Land.

Was mögen Sie an Berlin?

Das kulturelle Leben ist super. Obwohl es viel weniger Leute als London hat, gibt es sehr viel zu sehen und zu hören. Ich habe Musik besonders gern. Ich bin mit meiner Frau oft in der Philharmon­ie. Und die JazzSzene ist toll: Es ist ein bisschen wie in London vor drei oder vier Jahrzehnte­n, als es dort noch möglich war, kostenlos die besten Jazzmusike­r der Welt zu hören. In Berlin ist das immer noch möglich, in London nicht, weil es so teuer geworden ist. Die Gegend, in der wir wohnen, ist besonders schön, der Grunewald – ein Hundehimme­l. Wir haben zum ersten Mal einen Hund, einen Golden Retriever. Meine Frau war ein bisschen zögerlich, aber jetzt sind wir alle in den kleinen Hund verliebt.

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FOTO: DPA Königin Elizabeth II. beim Besuch im Juni 2015 in Berlin.

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