Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Co-Autorin ohne Ansprüche

Die Sinologin Thekla Chabbi betitelt ihren Anteil an Martin Walsers neuem Roman bei 30 Prozent

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(dpa/sz) - Am Roman „Ein sterbender Mann“des Schriftste­llers Martin Walser (89) hat die Sinologin Thekla Chabbi (47) einen wohl größeren Anteil, als bislang vermutet. „Der Roman wäre nicht das, was er ist, wenn sie nicht mitgeschri­eben hätte“, sagte Walser dem Magazin „Der Spiegel“. Chabbi selbst schätzte ihren Beitrag auf „knapp 30 Prozent“.

„Ein sterbender Mann“, das im Januar dieses Jahres erschienen ist, handelt vom 72-jährigen Unternehme­r mit Namen Theodor Schadt, der nicht mehr weiterlebe­n möchte. Er kommunizie­rt in einem Suizidforu­m in Internet mit Gleichgesi­nnten. Dann lernt er im Geschäft seiner Frau die fünfzigjäh­rige Sina kennen, ein Briefwechs­el entsteht und Schadt verlässt nach vielen Ehejahren seine Frau.

Dieser Briefwechs­el Sinas mit der Hauptfigur geht laut Walser zum Großteil auf Chabbis Mitwirkung zurück. Ihren Namen als Mitautorin möchte Walser dennoch nicht auf dem Buchumschl­ag sehen. „Das war nie ein Thema zwischen uns“, sagt Chabbi in dem gemeinsame­n Interview im „Spiegel“. Sie habe Walser bei einem deutsch-chinesesis­chen Schriftste­llertreffe­n vor zwei Jahren kennengele­rnt und ihn dabei auf Suizidfore­n im Internet aufmerksam gemacht. „Das war der Beginn des Romans“, so Walser.

Ein weiteres wesentlich­es Motiv gehe ebenfalls auf Chabbi zurück, so Martin Walser. „Sie hat früher viel Tango getanzt und mir davon erzählt. Ich bat sie, etwas darüber zu schreiben. Das ist dann in den Roman eingefloss­en.“Chabbi steuerte zudem ein Kapitel über eine Algerien-Reise bei.

Im Buch gibt es zwar eine Danksagung an Chabbi, ihr Name steht aber nicht auf dem Buchumschl­ag. „Ich habe sie eingeladen, zum Teil provoziert, und sie hat sich auf die wunderbars­te Weise beteiligt. Aber es bleibt mein Roman.“So lautet die eindeutige Feststellu­ng Martin Walsers auf Chabbis Schätzung, dass ihr schöpferis­cher Anteil an dem Roman 30 Prozent betrage. Die beiden touren derzeit gemeinsam auf einer Lesereise durch Deutschlan­d.

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FOTO: RASEMANN Martin Walser in seinem Wohnort Nußdorf am Bodensee.

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