Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Junge Stars ohne Allüren
Hochkarätige Abschlusskonzerte des Internationalen Violinfestivals in Bregenz und Konstanz
(gla) - Nach intensiven Unterrichtstagen mit Professor Wegrzyn, einem Konzertmarathon am Osterwochenende und Recitals in Lindau und St. Christoph am Arlberg ging das Internationale Violinfestival junger Meister nun mit den Abschlusskonzerten in Konstanz und Bregenz zu Ende. Begleitet wurden die jungen Künstler von der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz.
Eine der Geigerinnen musste am Samstagabend im Konstanzer Konzil eine Stunde vor dem Konzert ihren Auftritt mit Korngolds Violinkonzert absagen. Das Orchester und sein klar und inspiriert agierender Gastdirigent Charles Olivieri-Munroe zeigten sich flexibel und musizierten zum Auftakt die Ouvertüre zu Carl Maria von Webers Oper „Oberon“mit ihren zauberischen Bläserrufen und rauschenden Streicherfiguren.
Die Taiwanesin Sophie Wang, mit 16 Jahren eine der jüngsten Teilnehmerinnen dieses Festivals, die so innig verbunden mit der Musik und ihrem Instrument wirkt und so bescheiden auftritt, spielte das Violinkonzert von Alexander Glasunow. Die melancholisch aus der Tiefe aufsteigenden Themen des ersten Teils band sie mit leuchtendem Ton in den Orchesterklang ein, die mit Doppelgriffen und Pizzicati gespickte Solokadenz meisterte sie ganz und gar unangestrengt. Im Schlussteil gab es dann einen von Signalrufen eingeleiteten Rundtanz mit lebhaften Dialogen von Solistin und Orchester.
Der 29-jährige Ukrainer Valeriy Sokolov ist einer der Stars nicht nur dieses Festivals und mittlerweile eng mit dem Bodenseeraum und Peter Vogel, dem Präsidenten des Internationalen Konzertvereins, verbunden. In erster Linie aber ist er ein leidenschaftlicher Musiker, der an diesem Abend Tschaikowskys Violinkonzert wunderbar lyrisch, fein differenziert, pointiert im Rhythmus und frisch poliert erleben ließ. Hier gab es keinerlei Starallüren oder Routine, dafür eine hellwache Kommunikation mit dem Dirigenten, mit dem Konzertmeister und etwa den Solobläsern des Orchesters. Bei aller blitzenden Virtuosität in den breit markierten Themen des Finales bleiben auch der seelenvoll samtige Ton und der große Atem im langsamen Mittelsatz im Gedächtnis.