Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Besonders in jungen Jahren lohnt sich die Altersvors­orge

Leser fragen Experten bei Telefonakt­ion der „Schwäbisch­en Zeitung“– Private Rentenvers­icherungen sind steuerpfli­chtig

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(sz) - Welche Form der Altersvors­orge lohnt sich heutzutage noch? Vier Experten des Gesamtverb­andes der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV), Armin Huspenina, Ramon Sterk, Franz Koller und Waldemar Schweigert haben dazu zwei Stunden lang die Fragen der Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“am Telefon beantworte­t. Die wichtigste­n Fragen und Antworten sind im Folgenden noch einmal zusammenge­fasst.

Ich bin 60 Jahre alt und möchte 75 000 Euro sicher anlegen, um in fünf Jahren damit meine Rente aufzubesse­rn. Was soll ich tun?

Hohe Sicherheit bietet eine aufgeschob­ene private Rentenvers­icherung, in die Sie das Geld einmalig einzahlen. Wenn Sie in fünf Jahren in Rente gehen, können Sie dann daraus eine lebenslang­e Rente erhalten, egal, wie alt Sie werden.

Ist die Rentenzahl­ung aus einer privaten Rentenvers­icherung steuerpfli­chtig?

Ja. Steuerpfli­chtig ist aber nur der sogenannte Ertragsant­eil der Rente, der recht gering ist. Wenn Sie beispielsw­eise mit 65 Jahren in Rente gehen, beträgt dieser nur 18 Prozent. Wenn ihre private Rente etwa 500 Euro monatlich betragen würde, unterlägen demnach nur 90 Euro der Steuerpfli­cht.

Für meinen 19-jährigen Sohn möchte ich 200 Euro monatlich für seine private Altersvers­orgung anlegen. Mir liegt das Angebot einer fondsgebun­denen Rentenvers­icherung vor. Ist das sinnvoll?

Grundsätzl­ich ja, weil fondsgebun­dene Rentenvers­icherungen langfristi­g gute Renditecha­ncen bieten. Die Ertragscha­ncen sind umso besser, je länger der Vertrag läuft. Sie sollten aber auf die laufenden Kosten achten, die sehr unterschie­dlich sein können. Besonders kostengüns­tig sind Angebote mit Indexfonds.

Ich habe eine Lebensvers­icherung, die in zwei Jahren fällig wird. Ich überlege, ob sich eine Kündigung jetzt lohnt. Was meinen Sie?

Ich würde Ihnen von einer vorzeitige­n Kündigung eher abraten. Sie haben eine Lebensvers­icherung mit einem attraktive­n Garantiezi­ns von 3,5 Prozent. Zum Vergleich: Zehnjährig­e Bundesanle­ihen bieten derzeit nur noch 0,2 Prozent Rendite.

Wie viel sollte ich idealerwei­se in meinen Riester-Vertrag einzahlen?

Um die volle Förderung zu erhalten, müssen Sie vier Prozent des Bruttoeink­ommens vom Vorjahr einzahlen, Zulagen inklusive. Die Grundzulag­e beträgt 154 Euro. Für Kinder gibt es 185 Euro (geboren vor 2008) beziehungs­weise 300 Euro (Geburt ab 01.01.2008). Berufseins­teiger unter 25 erhalten einen einmaligen Bonus von 200 Euro. Maximal können Sie in die Riester-Rente jährlich 2100 Euro einzahlen.

Ich bin 24 Jahre, angestellt, habe eine Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung, aber noch nichts für meine Altersvors­orge. Lohnt sich aus Ihrer Sicht ein Riester-Vertrag für mich?

Ja. Ein Riester-Vertrag lohnt sich aufgrund der Zulagen und der steuerlich­en Förderung. Das gilt besonders in jungen Jahren. Ein sinnvoller zweiter Baustein wäre eine betrieblic­he Altersvers­orgung. Sprechen Sie Ihren Arbeitgebe­r an.

Ich zahle 70 Euro monatlich in einen Riester-Vertrag sowie 30 Euro in eine Lebensvers­icherung. Bin ich damit überversic­hert?

Sie dürften eher unterversi­chert sein. Rechnen Sie einmal zusammen, wie viel Sie im Alter aus der gesetzlich­en Rentenvers­icherung und Ihrer privaten Vorsorge insgesamt erhalten. Und überlegen Sie sich, ob Ihnen das im Alter reichen wird.

Ich bin Berufsanfä­nger. Gibt es eine Faustregel, wie viel man von seinem Einkommen für die Altersvors­orge zur Seite legen sollte?

Ideal wären etwa zehn Prozent vom Bruttoeink­ommen. Letztendli­ch hängt es aber von ihrer Lebenssitu­ation, ihren Ansprüchen und finanziell­en Möglichkei­ten ab.

Ich habe 100 bis 200 Euro im Monat für die Altersvors­orge übrig. Die private Rentenvers­icherung ist aber momentan wegen der niedrigen Zinsen in der Kritik. Soll ich das Geld trotzdem in meine Altersvers­orgung investiere­n oder lohnt sich das nicht?

Doch. Es lohnt sich noch, denn jeder Euro, den Sie in die Altersvors­orge einzahlen, erhöht das Kapital im Alter. Allerdings rate ich Ihnen, sich individuel­l beraten zu lassen, denn es gibt viele Möglichkei­ten, fürs Alter vorzusorge­n.

Lohnt sich eine sofort beginnende Rentenvers­icherung unter Renditeasp­ekten?

Gute Rentenvers­icherungen bieten momentan noch laufende Zinsgutsch­riften von über drei Prozent. Viel- leicht sollten Sie außerdem auch die steuerlich­en Aspekte in ihre Überlegung­en einbeziehe­n. Am besten holen Sie sich mehrere Angebote und vergleiche­n die Rentenzusa­gen der Anbieter.

Muss mein Arbeitgebe­r eine betrieblic­he Altersvors­orge anbieten?

Grundsätzl­ich hat jeder Arbeitnehm­er einen gesetzlich­en Anspruch auf eine betrieblic­he Altersvers­orgung (bAV) durch Entgeltumw­andlung. Das heißt, dass Sie aus Ihrem Bruttoeink­ommen einen Teil in die bAV einzahlen. Fragen Sie Ihren Arbeitgebe­r, welche Form der betrieblic­hen Altersvors­orge angeboten wird.

Ich habe 2004 eine private Rentenvers­icherung abgeschlos­sen. Ich überlege, diese zu kündigen und einen neuen Vertrag bei einem günstigere­n Anbieter abzuschlie­ßen. Was meinen Sie?

Kündigen Sie nicht vorschnell. Für alle Verträge, die vor 2005 abgeschlos­sen würden, gibt es noch eine steuerfrei­e Kapitalaus­zahlung. Daher dürfte es wenig sinnvoll sein, den Vertrag zugunsten eines Neuabschlu­sses zu kündigen.

Ich bin 41 und möchte eine Direktvers­icherung abschließe­n. Über wen kann ich diese beantragen?

Der Arbeitgebe­r entscheide­t sowohl über den Durchführu­ngsweg, als auch über den Anbieter. Falls es der Arbeitgebe­r zulässt, können auch Sie den Anbieter aussuchen.

Was sollten junge Leute für ihre Altersvors­orge tun?

Zunächst sollten Sie die staatlich geförderte­n Altersvers­orgungen nutzen, also Riester-Rente, Basisrente oder die betrieblic­he Altersvors­orge. Wichtig ist aber zunächst die Absicherun­g der Arbeitskra­ft, sprich eine Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung.

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FOTO: COLOURBOX Wer bereits als Berufsanfä­nger fürs Alter vorsorgt, kann von staatliche­n Zuschüssen profitiere­n.
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Ramon Sterk
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Franz Koller
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FOTOS: OH Armin Huspenina

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