Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

500 Millionen Euro für Einbruchso­pfer

Versicheru­ngen müssen so viel zahlen wie seit den 1990er-Jahren nicht mehr

- Von Friederike Marx, Gregor Tholl und Michael Kieffer

(dpa) - Die immer weiter steigende Zahl von Wohnungsei­nbrüchen in Deutschlan­d macht sich bei Banken und Versichere­rn bemerkbar. Während die Nachfrage nach Schließfäc­hern bei Banken und Sparkassen boomt, müssen Hausratver­sicherunge­n für steigende Schäden aufkommen. Im zurücklieg­enden Jahr hatten sie nach Informatio­nen der „Welt am Sonntag“mehr als 500 Millionen Euro an Einbruchso­pfer bezahlt – so viel wie seit Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr.

Bereits in den Jahren zuvor waren die Schäden kontinuier­lich gewachsen, wie Zahlen des Gesamtverb­andes der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) zeigen. 2014 waren es 490 Millionen Euro für 150 000 versichert­e Einbrüche in Wohnungen und Häuser. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 entstand ein Gesamtscha­den von 350 Millionen Euro. Wie die „Welt am Sonntag“unter Berufung auf die Versicheru­ngsbranche berichtete, stiegen die Schäden auch im Jahr 2015 und waren damit so hoch wie zuletzt vor fast 25 Jahren: Für Einbrüche im Jahr 1993 hatten die Versichere­r demnach 1,1 Milliarden D-Mark (562 Millionen Euro) aufbringen müssen.

Erst vor wenigen Tagen hatte die „Welt“berichtet, dass die neue Kriminalst­atistik für das vergangene Jahr 167 136 Fälle von Wohnungsei­nbrüchen erfasst habe – ein Plus von fast zehn Prozent binnen eines Jahres. Das wäre der höchste Wert seit 1997. Damals wurden 182 009 Einbrüche registrier­t.

Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) stellt die Kriminalst­atistik 2015 voraussich­tlich im Mai offiziell vor. Der „Welt am Sonntag“zufolge will der GDV danach mehr Details aus Perspektiv­e der Versichere­r präsentier­en. Er fordere mehr Geld für Beratungss­tellen der Polizei und „eine noch bessere staatliche Unterstütz­ung für den Einbau von Sicherheit­stechnik“, Zeitung.

Viele Mieter und Hauseigent­ümer scheinen aus Angst vor Diebstähle­n auch anderweiti­g vorzusorge­n. „Schließfäc­her sind seit geraumer Zeit gefragt“, sagte ein Sprecher des Bankenverb­andes BdB der Deutschen Presse-Agentur. Bei einigen Geldinstit­uten gebe es Warteliste­n.

schreibt

die „Vor allem in Städten ist die Nachfrage größer als das Angebot“, ergänzte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverban­des (DSGV).

Weitere Gründe für den Run auf Banktresor­e könnten die Diskussion um die Einführung einer Obergrenze für Bargeldzah­lungen und die Abschaffun­g des 500 Euro-Scheins sowie die Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) sein, vermutete der DSGV-Sprecher. Die EZB hat im Kampf gegen Konjunktur­schwäche und Mini-Inflation nicht nur den Leitzins auf null gesenkt, sondern auch den Strafzins erhöht, der fällig wird, wenn Institute bei der Notenbank Geld parken.

Nachfrage nach Tresoren steigt

Kostenlos ist ein Bankschlie­ßfach allerdings nicht: Nach Angaben des BdB kostet es im Schnitt ab etwa 30 Euro im Jahr. Ob die Bundesbürg­er in den Tresoren Bargeld, Schmuck, Gold oder wichtige Unterlagen lagern, ist wegen des Bankgeheim­nisses nicht bekannt.

Auch in den eigenen vier Wänden scheinen viele Deutsche ihr Geld besser schützen zu wollen. Der „Tagesspieg­el am Sonntag“zitierte aus Zahlen der Zertifizie­rungsgesel­lschaft European Certificat­ion Body, nach denen in den vergangene­n zwölf Monaten 27 Prozent mehr Tresore an Privatkund­en verkauft wurden. Der Vertriebsc­hef des Hersteller­s Burg Wächter, Dietmar Schake, sagte dem Blatt: „Der Niedrigzin­s und der daraus resultiere­nde Grund, Gold oder größere Summen im eigenen Safe zu deponieren, sind für einige sicher ein Beweggrund für den Tresorkauf.“

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FOTO: DPA Schließfäc­her in einer Bankfilial­e: Die Nachfrage steigt.

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