Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
500 Millionen Euro für Einbruchsopfer
Versicherungen müssen so viel zahlen wie seit den 1990er-Jahren nicht mehr
(dpa) - Die immer weiter steigende Zahl von Wohnungseinbrüchen in Deutschland macht sich bei Banken und Versicherern bemerkbar. Während die Nachfrage nach Schließfächern bei Banken und Sparkassen boomt, müssen Hausratversicherungen für steigende Schäden aufkommen. Im zurückliegenden Jahr hatten sie nach Informationen der „Welt am Sonntag“mehr als 500 Millionen Euro an Einbruchsopfer bezahlt – so viel wie seit Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr.
Bereits in den Jahren zuvor waren die Schäden kontinuierlich gewachsen, wie Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigen. 2014 waren es 490 Millionen Euro für 150 000 versicherte Einbrüche in Wohnungen und Häuser. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 entstand ein Gesamtschaden von 350 Millionen Euro. Wie die „Welt am Sonntag“unter Berufung auf die Versicherungsbranche berichtete, stiegen die Schäden auch im Jahr 2015 und waren damit so hoch wie zuletzt vor fast 25 Jahren: Für Einbrüche im Jahr 1993 hatten die Versicherer demnach 1,1 Milliarden D-Mark (562 Millionen Euro) aufbringen müssen.
Erst vor wenigen Tagen hatte die „Welt“berichtet, dass die neue Kriminalstatistik für das vergangene Jahr 167 136 Fälle von Wohnungseinbrüchen erfasst habe – ein Plus von fast zehn Prozent binnen eines Jahres. Das wäre der höchste Wert seit 1997. Damals wurden 182 009 Einbrüche registriert.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) stellt die Kriminalstatistik 2015 voraussichtlich im Mai offiziell vor. Der „Welt am Sonntag“zufolge will der GDV danach mehr Details aus Perspektive der Versicherer präsentieren. Er fordere mehr Geld für Beratungsstellen der Polizei und „eine noch bessere staatliche Unterstützung für den Einbau von Sicherheitstechnik“, Zeitung.
Viele Mieter und Hauseigentümer scheinen aus Angst vor Diebstählen auch anderweitig vorzusorgen. „Schließfächer sind seit geraumer Zeit gefragt“, sagte ein Sprecher des Bankenverbandes BdB der Deutschen Presse-Agentur. Bei einigen Geldinstituten gebe es Wartelisten.
schreibt
die „Vor allem in Städten ist die Nachfrage größer als das Angebot“, ergänzte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).
Weitere Gründe für den Run auf Banktresore könnten die Diskussion um die Einführung einer Obergrenze für Bargeldzahlungen und die Abschaffung des 500 Euro-Scheins sowie die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sein, vermutete der DSGV-Sprecher. Die EZB hat im Kampf gegen Konjunkturschwäche und Mini-Inflation nicht nur den Leitzins auf null gesenkt, sondern auch den Strafzins erhöht, der fällig wird, wenn Institute bei der Notenbank Geld parken.
Nachfrage nach Tresoren steigt
Kostenlos ist ein Bankschließfach allerdings nicht: Nach Angaben des BdB kostet es im Schnitt ab etwa 30 Euro im Jahr. Ob die Bundesbürger in den Tresoren Bargeld, Schmuck, Gold oder wichtige Unterlagen lagern, ist wegen des Bankgeheimnisses nicht bekannt.
Auch in den eigenen vier Wänden scheinen viele Deutsche ihr Geld besser schützen zu wollen. Der „Tagesspiegel am Sonntag“zitierte aus Zahlen der Zertifizierungsgesellschaft European Certification Body, nach denen in den vergangenen zwölf Monaten 27 Prozent mehr Tresore an Privatkunden verkauft wurden. Der Vertriebschef des Herstellers Burg Wächter, Dietmar Schake, sagte dem Blatt: „Der Niedrigzins und der daraus resultierende Grund, Gold oder größere Summen im eigenen Safe zu deponieren, sind für einige sicher ein Beweggrund für den Tresorkauf.“