Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Dortmund lässt den Bayern keine Ruhe
Beim 3:2 gegen Werder kommt der BVB nach einem 1:2-Rückstand bärenstark zurück
(SID/dpa) - Natürlich fiel das böse „L-Wort“, und natürlich wischte Thomas Tuchel das Thema sofort vom Tisch: „Ich hatte das Gefühl, dass Liverpool für uns heute überhaupt keine Rolle gespielt hat“, sagte Borussia Dortmunds Trainer nach dem turbulenten 3:2 gegen Werder Bremen. Nächste Frage – mit dem Europa-League-Duell gegen Jürgen Klopps neues Team (1:1 gegen Tottenham) am Donnerstag wollte sich Tuchel noch nicht befassen.
Der für seine Verhältnisse fast schon euphorisierte BVB-Trainer dozierte lieber ausführlich über die Energieleistung, die seiner Mannschaft trotz diverser Unzulänglichkeiten den neunten Liga-Heimsieg in Folge gegen Lieblingsgegner Werder Bremen beschert hatte. „Es war ein außergewöhnlicher Sieg in einer außergewöhnlichen Atmosphäre“, sagte Tuchel. Die Tatsache, dass Schalkes 0:3-Niederlage in Ingolstadt dem BVB frühzeitig die direkte Champions-League-Qualifikation gesichert hatte, verkam zur Randnotiz.
Tuchel und der BVB lassen Pep Guardiolas Bayern keine Ruhe, bleiben weiter in ungemütlicher FünfPunkte-Distanz. „Wir treiben sie zur Höchstleistung“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Der BVB verlor keines seiner 16 Pflichtspiele des EM-Jahres (14 Siege) und ist mit 29 von 33 möglichen Punkten die Nummer 1 der Rückrundentabelle. Und zu Hause mit 38 von 42 möglichen Zählern eine Macht.
Tuchels Meinung nach hätte seine Elf es gegen ohne den verletzten Torjäger Claudio Pizarro harmlose Bremer „nicht so spannend machen müssen“. Der BVB dominierte von Beginn an, ließ aber die nötige Konsequenz im Angriff vermissen und verdaddelte serienweise Torchancen. Und nach der Führung durch das 23. Tor von Pierre-Emerick Aubameyang (53.) gab er das Spiel wieder aus der Hand – nach einem Eigentor von Gonzalo Castro (68.) und einem Treffer von Zlatko Junuzovic (74.) führte urplötzlich Werder.
Dann machte Tuchel alles richtig, wechselte Shinji Kagawa und Adrian Ramos ein – und das japanisch-kolumbianische Duo dankte es ihm mit Treffern, die in der 77. und 82. Minute noch das 3:2 möglich machten. „Es ist ein großes Geschenk, Spieler zu haben, auf die man sich verlassen kann, die darauf brennen reinzukommen, die ihr Ego zurückstecken und ihren Groll, dass sie nicht von Beginn an spielen“, sagte Tuchel voller Respekt.
Dies und die beeindruckende Tiefe des Kaders – Tuchel ersetzte gegen Bremen in Neven Subotic (verletzt), Sokratis (erkrankt) und Mats Hummels (geschont) drei Innenverteidiger ohne großen Substanzverlust – waren für den Trainer die zentralen Erkenntnisse vor dem vermeintlichen Spiel des Jahres, das Tuchel partout noch nicht zum Thema machen wollte.