Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Den Alpakas in Sontheim geht’s ans Fell
Zahlreiche Helfer scheren die 49 Tiere, um das „Vlies der Götter“zu verarbeiten
(sz) - Viel Trubel herrscht derzeit auf dem Alpaka-Hof von Cornelia Menno-Kuhn und Andreas Kuhn in Heroldstatt. Denn bei der Alpaka-Dreams GbR steht die jährliche Schur der Tiere an. Das bedeutet, dass 49 Stuten, Hengste und Fohlen sich auf dem Hof in Sontheim vom kuscheligen Teddybären zum schlanken, zerbrechlich erscheinenden „Reh“wandeln.
An der Schur von so vielen Tieren sind viele Menschen beteiligt. Zuerst der Scherer mit seinem breiten Schermesser, der die Fasern der Alpakas bis fast auf die Haut abschert. Dabei achtet er auf eine kleine Zick-Zack förmige Maserung, erklärt Cornelia Menno-Kuhn, „damit die Tiere nicht ganz nackig aussehen“. Zusätzlich werden Helfer benötigt, die die Tiere zum Scherplatz bringen, wo sie leicht angebunden und sanft auf den Boden gebracht werden. Ein weiterer wichtiger Job ist der Kopfhalter: Denn die bis zu 75 Kilogramm schweren Tiere können eine gewaltige Kraft in ihrem langen Hals entwickeln.
„Daneben wuseln geschäftig die Damen umher, die die Wolle bereits am Scherplatz separieren“, beschreibt Cornelia Menno-Kuhn den Ablauf. Diese Frauen treffen schon die Vorauswahl: Vlies vom Rücken von ausgewählten Tieren mit tollen Fasereigenschaften geht zum Verspinnen, Wolle vom Hals und Bauch und die Rückenwolle der übrigen Tiere wird zu Bettwaren verarbeitet. Die Fasern von den Beinen kann zu Filzmaterialien verarbeitet werden. „Der Rest kommt in den Kompost oder in Hochbeete“, ergänzt die Alpaka-Expertin aus Sontheim. Zirka drei bis vier Kilogramm Vlies können von einem einzelnen Tier zusammenkommen. Das Vlies wird dann gleich in geeignete Säcke verpackt und geht an die Wollmühle oder an die Bettenverarbeitung.
Wolle muss rein bleiben
Einen wichtigen Job übernimmt auch der Kehrer: Er hält den Scherplatz immer für das nächste Tier sauber. „So sollen die Farben der Wolle eines Tieres möglichst reingehalten werden“, ergänzt Cornelia MennoKuhn. Und es gebe bis zu 22 unterschiedliche Farben: Jedes Tier hat eine andere Farbe, von weiß über hellund dunkelbraun und Graustufen bis schwarz.
Die Alpakazucht „Alpaka Dreams“besteht es seit Juli 2010, seit 2014 auf der Farm am Rande des Tiefentals in Sontheim. Die Alpakafaser ist sehr fein und enthält kein Lanolin (Wollfett), teilt Cornelia MennoKuhn mit. Deshalb sei die Wolle für Allergiker sehr gut verträglich. Sie könne Wärme in hohem Maße speichern mit gleichzeitigem Feuchtigkeitsund Luftausgleich. Innen sei sie hohl und von winzigen Schuppen umgeben. Ein Menschenhaar sei zirka fünf Mal dicker, das Haar von Schafen zwei bis drei Mal so dick.
Die Tiere dienen aber nicht nur als Lieferanten für Wolle. Durch ihr hohes Einfühlungsvermögen und großes soziales Verhalten, würden sie sich auch für therapeutische Maßnahmen eignen, verrät Cornelia Menno-Kuhn. „Wegen ihrer sanftmütigen Art sind sie auch sehr gut geeignet für Wanderungen und Trekkings; sowohl für Kinder als auch Erwachsene und natürlich für Senioren“.