Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Soundtrack einer Insel
Jonahs Musik ist auf Fuerteventura entstanden
RAVENSBURG - Gut Ding will Weile haben, meint der Volksmund. Und der behält recht – zumindest wenn es um das Debütalbum von Jonah geht. Denn es hat drei Jahre von ihrem ersten Ohrwurm-Hit „All We Are“– den meisten noch in Erinnerung als Titelsong der Werbekampagne eines Mobiltelefonanbieters – bis zum Longplayer „Wicked Fever“(Embassy of Music) gedauert.
Das klingt nach einer langen Zeit, um an einem Album zu arbeiten, doch das Duo hatte sich ganz bewusst dafür entschieden – anstatt mit einem Schnellschuss-Album in der „One-Hit-Wonder“-Schublade entsorgt zu werden. Eine weise Entscheidung.
Denn mit „Wicked Fever“liefern Angelo Mammone (Gesang) und Christian Steenken (Gitarre) einen sommerlich entspannten und geerdeten Indie-Sound. Dass das Songwriting für die elf Tracks auf Fuerteventura stattfand, kann man den Melodien und Lyrics anhören: Der melancholische Soundtrack einer Insel entschleunigt und sorgt vielleicht gerade deshalb für ein bildstarkes Kopfkino. Schon der Opener „Wicked Fever“erinnert mit seinem zurückgenommenen Sound und dem dezent eingesetzten Synthie-Überbau an die Weite einer vulkanischen Ödnis. Tatsächlich werden Jonah nie laut – selbst bei den rhythmischeren, tanzbaren Songs, wie „Love Lost“oder „Call Me“. Das muss auf Dauer langweilig werden, könnte man meinen. Doch gelingt es den beiden Jungs aus Niedersachsen jedem Track seine eigene, besondere Note zu geben – sei es durch einen ungewohnten Einsatz der elektronischen Elemente oder einem Spiel der Gegensätze.
Es mag überraschen, dass ausgerechnet ihr Hit „All We Are“auf dem Album zu den schwächeren Stücken gehört. Doch zeigt es vor allem, wie Jonah in der Zeit musikalisch und künstlerisch gewachsen sind.
Anspieltipps: „Love Lost“, „Body Heat“, „Call me“, „Re: About Last Night“.