Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Vom springenden Pferd gefallen
SINGAPUR (SID) - Nach dem Albtraum im Nachtrennen von Singapur wollte Sebastian Vettel nur noch weg. Keine Medienrunde, keine tiefgreifende Analyse, bloß grenzenlose Enttäuschung über die für ihn so frustrierende Wende im Kampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft. Dafür waren die internationalen Medien umso redseliger. „Vettel, nein, so nicht!“, titelte der „Corriere dello Sport,“„Roter Sonnenuntergang“, schrieb „La Repubblica“, und der „Telegraph“in London spottete über das „Ferrari-Geschenk mit roter Schleife“für Mercedes-Sieger Lewis Hamilton: „Sebastian Vettel fiel von seinem springenden Pferd.“
Mitten in diesem „Desaster namens Ferrari“(„Tuttosport“) versuchte Teamchef Maurizio Arrivabene die Ruhe zu bewahren. „Es ist jetzt schwierig, aber nicht unmöglich“, sagte er nach Singapur: „Wir versprechen, dass wir bis zum letzten Rennen kämpfen werden, bis zur letzten Kurve. Wir kommen zurück!“Die italienische Presse glaubt nicht mehr daran. „Ferrari handelt wie ein Student, der einen Kaffee über seine fertige Dissertation kippt“, stellte die „Gazzetta“fest. „Tuttosport“merkt an: „In wenigen Sekunden ist eine gesamte Saison zerstört worden.“
Dabei sollte der Grand Prix in der asiatischen Finanzmetropole für Vettel eigentlich der Befreiungsschlag im bisher auf Augenhöhe geführten WM-Duell sein. Doch dann das: Startunfall, das Aus in Runde eins, Vettels Rückstand auf Hamilton wuchs von überschaubaren drei auf 28 Punkte an. Der Hesse bemühte sich nach dem Debakel fast schon krampfhaft, nach vorne zu schauen. „Wir können es nicht mehr ändern und müssen uns auf die restlichen sechs Rennen konzentrieren“, stellte er sehr richtig fest. Nur: Bis auf die vorletzte Strecke in Brasilien kommt keine mehr den Ferrari so richtig entgegen. Und bei Mercedes „läuft es einfach, also machen wir so weiter“. Sagte Lewis Hamilton – und stellte dann ganz bescheiden fest: „Außerdem fahre ich so gut wie nie zuvor.“