Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Alina Reh: „Das Erlebnis zählt, nicht der Sieg“
Lauf-Ass ist in Westerheim in die Predigt von Pfarrerin Annedore Hohensteiner fest eingebunden
WESTERHEIM - „Der Erfolg ist vergänglich, das Erlebnis aber bleibt.“Dies sagte die erfolgreiche Langstreckenläuferin Alina Reh aus Laichingen, als sie zur Predigt des ökumenischen Gottesdienstes Fragen von Pfarrerin Annedore Hohensteiner beantwortete. Letztendlich zählten der Spaß und die Freude am Laufen und am Sport und das Miteinander mit den anderen Läufern, erklärte die 20-Jährige. Sie war am Sonntag zu Gast beim Sportfest des SV Westerheim und wurde in den ökumeni- schen Gottesdienst mit eingebun- den, bei der Predigt wie beim Gebet „Vaterunser.“
Ausgangspunkt des Zwiegesprächs zur Predigt bildete der erste Brief des Apostels Paulus an die Korinther (1 Kor 9,24-27), in dem es um das Laufen und sportliche Wettkämpfe geht und in dem es heißt: „Wisst ihr nicht, dass die, die im Stadion laufen, zwar alle laufen, jedoch einer den Siegespreis erhält.“Der Text passe zu einem Sportfest und Alina Reh passe zur Auslegung des Briefes, der einzige in der Bibel, in dem es um einen sportlichen Wettkampf geht, erklärte Pfarrerin Annedore Hohensteiner einleitend.
Dialog mit Laichinger Läuferin
Und sie bat Alina Reh zum Zwiegespräch nach vorne und wollte zunächst wissen, wie die junge Laichingerin zum Laufen gekommen sei: Sie wollte ihre überschüssige Energie los werden, sie sei los gerannt und immer schneller gerannt, was sich in den ersten guten Ergebnissen niederschlug. „Ein Ehrgeiz war da, aus dem Laufen ist Leidenschaft geworden, ja sogar eine Gier, immer schneller zu werden“, erläuterte sie, und: „Ich wollte das Maximale aus meinem Körper herausholen“.
Warum sie beim 5000-Meter-Lauf und nicht etwa beim 100-Meter Lauf gelandet sei, wollte die Pfarrerin wissen. Da sei ein Rennen doch schneller beendet. Sie wolle länger laufen, länger auf der Strecke bleiben und ihr sei die Ausdauer in die Wiege gelegt, antwortete die Teilnehmerin der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London. Um die 120 Kilometer pro Woche sei sie im Training unterwegs, das Laufe bereite ihr nach wie vor Freude, auch wenn jetzt nach den Erfolgen die Erwartungshaltung größer werde – bei ihr wie in der Öffentlichkeit.
Aus Spaß sei Ernst geworden, doch sie achte darauf, dass bei ihrem Sporttreiben der Ernst nicht die Oberhand erhalte. Sie habe jetzt ein professionelles Umfeld, doch genau so wichtig für den Erfolg seien ihre Familie, die Freunde, die Freude am Sport und ihr Beruf, führte Alina Reh aus: „Laufen darf nicht alles sein.“Es gehe immer etwas mehr, als man glaubt, der Körper lasse bisweilen mehr zu als der Geist. „Der Lauf muss passen, aber auch der Weg dahin“, unterstrich die souveräne Siegerin des Ulmer Marathons und sagte abschließend in dem Dialog mit Pfarrerin Hohensteiner: „Das Erlebnis zählt, nicht der Sieg.“
So deutete es auch Pfarrerin Annedore Hohensteiner, die zusammen mit Pfarrer Karl Enderle den ökumenischen Gottesdienst zum Auftakt des Sportfests in Westerheim hielt. Bei dem vom Apostel Paulus in der Bibel geschilderten Lauf um den Siegpreis gehe es nicht um ein verstärktes Gegeneinander in der Gemeinde, sondern um ein verstärktes Mühen um ein Leben nach christlichen Maßstäben. Doch deutlich werde: Ohne, Mühe, Einsatz und Fleiß werde einem der unvergängliche Siegpreis, das heißt die verheißene Gnade und ein Leben bei Gott, nicht geschenkt. „Wir laufen für Gott, aber auch mit Gott. Wir können darauf bauen, dass er uns bei unserem Lebenslauf an der Hand hält und beschützt“, legte sie dar.