Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Qual der Wahl verliert das Theater
Ein verlorener Sohn kehrt zurück: Bassbariton Horst Lamnek sing in Ulm – vor ziemlich leeren Rängen
ULM (köd) - Horst Lamnek war zur falschen Zeit am richtigen Ort: Der 40-jährige Wiener, ein gefragter freischaffender Lied-, Oratorien- und Opernsänger, kehrte am Abend des Wahlsonntags für ein Konzert ins Theater Ulm zurück, wo er von 2004 bis 2006 festes Ensemblemitglied war und wo er beim Publikum mit Rollen wie der des Leporello in Mozarts „Don Giovanni“oder als Fürst Ypsheim in der Strauss-Operette „Wiener Blut“gepunktet hatte.
Doch am Wahlabend blieben die Menschen zuhause und saßen wohl vor dem Fernsehgerät; die Straßen in Ulm waren frei wie sonst höchstens während der Spiele einer FußballWM.
Horst Lamnek zog sein Konzert trotz der weniger Zuhörer durch – und tat das nicht nur musikalisch mit Qualität, sondern mit Charme und Humor.
Horst Lamnek, der eine feine und schelmische Ader für skurrile Komik hat, widmete sich mit dem Pianisten Dieter Paier unter dem Motto „Der heitere Wolf“daher jenen Liedvertonungen des Wiener Komponisten und Musikkritikers Hugo Wolf, deren Dramatik hintergründigen Humor durchscheinen lässt und die deshalb gerade nicht ganz ernst zu nehmen ist.
Personen erstehen wie lebendig aus der Musik
Lamnek gelang es, die in Gedichten von Joseph von Eichendorff, Eduard Mörike, Robert Reinick, Paul Heise und Johann Wolfgang von Goethe gezeichneten Personen wie lebendig aus der Musik erstehen zu lassen - sei es das von Mörike in „Bei einer Trauung“beschriebene Paar, bei dessen Hochzeit zwar äußerlich alles perfekt ist, bei der aber die Liebe fehlt. Oder sei es der Geselle in Robert Reinicks „Gesellenlied“, der angesichts des angestrebten netten Lebens Meister werden will und froh ist, dass kein Meister vom Himmel fällt, seien es derer auf Erden doch schon zu viel. Sei es, dass Lamnek wissend die Augen rollt in Mörikes „Warnung“nach durchzechter Nacht, einem vertonten Gedicht, in dem in des Zechers Kopf am Morgen beim Katzenjammer verrückte Einfälle reimen.
Weil es denen, die das Konzert besuchten, so gut gefiel, gab Horst Lamnek trotz des geringen Besuches Zugaben - darunter zum Amüsement der Zuhörer Hugo Wolfs selten gehörtes freches „Lied des transferier-