Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Keine Angst vor großen Spinnen
Bei der „Insectophobie“-Riesenspinnen-Ausstellung können Besucher über 500 Exemplare bestaunen
NEU-ULM - Erik ist vier Jahre alt und er interessiert sich für Spinnen. Als der Junge in Neu-Ulm das Plakat für die „Insectophobie“-RiesenspinnenAusstellung entdeckte, die am gestrigen Sonntag im Edwin-Scharff-Haus gezeigt wurde, wünschte er sich von seinen Eltern sehr, die Ausstellung zu besuchen. Für seine Mutter eine schwierige Aktion: Sie leidet an einer starken Arachnophobie, einer Angst vor Spinnen, die so heftig ist, dass sie unwillkürlich schreit und am ganzen Körper zittert, wenn sie beispielsweise eine Spinne im Keller entdeckt. Gerade deshalb habe sie sich ganz bewusst entschieden, die Riesenspinnen-Ausstellung zu besuchen, erzählt sie. „Aber dass ich es schaffe, eine Vogelspinne auf der Hand zu halten und dabei ganz ruhig zu bleiben, das hätte ich nie erwartet“, sagt die junge Frau erleichtert und bedankt sich herzlich bei Veranstalter Giovanno Neigert.
Neigert holt freilich nur seine drei zahmsten und unaggressivsten Spinnen aus den Terrarien, um sie Besuchern auf die Hand zu setzen, wenn es gewünscht wird. „Das ist ein sehr schönes Gefühl“, erklärt Eriks Mutter. „Wie ganz zarte Katzenpfötchen.“Auch die neunjährige Laura, die mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester die Spinnenausstellung besucht hat, ist ganz angetan vom Gefühl, eine Rotknie-Vogelspinne auf der Hand zu haben. „Sie ist ganz weich und leicht.“Lauras Mutter dagegen will den Versuch lieber nicht wagen, eines der Tiere hautnah zu spüren.
Neben dem Selbstversuch für die Besucher und seinen über 500 Tieren aus aller Welt bietet Giovanno Neigert, der sein Hobby der Vogelspinnen-Haltung vor sieben Jahren zum Beruf machte und mit Deutschlands größter mobiler Spinnen-Ausstellung im klimaanlagengesteuerten Transporter tourt, Informationen und einen Film über Spinnen sowie andere Kerbtiere und Insekten. Zudem beantwortet er Fragen wie jene, wie man Spinnen am schonendsten aus dem Haus entfernt. Seine persönliche Leidenschaft gilt den Falltürund Trichternetzspinnen – Arten, die so alt sind, dass sie die Saurier kommen und gehen sahen. Dem Ausstellungsbesucher wird erklärt, welche Spinnenarten bei Gefahr den Feind „bombardieren“– also mit Hinterleibshärchen beschießen, die starken Juckreiz auslösen können – und welche es nicht tun.
In den Terrarien sind außergewöhnliche Tiere untergebracht, wie der „Psalmendichter“: Eine Spinnenart, die sich richtige Wohnburgen aus Gespinsten baut. Die größte bekannte Vogelspinnenart, die Venezuela-Riesenvogelspinne, wie auch die hochgiftige Sydney-Trichternetzspinne beobachten die Besucher ebenfalls, genauso wie andere selten zu sehende Tierarten wie die „Wandelnde Bohne“, eine vor allem auf Grenada und St. Vincent vorkommende Gespenstschrecke, und die größte vorkommende Skorpion-Art der Welt, der Tansania-Langschwanzskorpion.